Gestern abend wähnte ich mich in der Hölle. Strafversetzt aus unbekannten Gründen und dazu verdammt, auf immer und ewig Ortsbeschriftungen zu fixen.
Was war passiert?
Es geht noch immer um die Karten für Professor. Sie sind eigentlich so gut wie fertig, am Dienstag hatten wir uns nochmal zusammengesetzt und kleinere Änderungen besprochen. Man kennt das ja, die „kleinen“ Änderungen am Ende eines Projekts sind die, die am meisten Zeit beanspruchen. Hier noch was ändern, da noch was verbessern, dort noch etwas hinzufügen.
Gestern nachmittag gegen 15 Uhr setzte ich mich hin und legte los, in der Annahme, dass das Ganze in spätestens zwei Stunden erledigt sein würde. Dann wollte ich blendern, später eine Runde zocken und dann den Abend auf der Couch ausklingen lassen. Schöne Pläne funktionieren aber nicht. Gegen 20 Uhr hatte ich langsam schon keine Lust mehr. Dann kam ich an die letzte Karte, die sogenannte Karte des Antichristen:
Das Problem ist hier, dass es erstens viele unterschiedliche Orte gibt, die sich teilweise sehr auf der Stelle drängen, und zweitens, dass es unterschiedliche Orte sind (Erzbischofssitze, Bischofssitze, verlegte Bischofssitze, Schlachtenorte und weitere Orte), die auf unterschiedlichen Ebenen liegen. Für jede Ebene setzt QGIS automatisch den Ortsnamen als Beschriftung ein – und zwar jede Ebene für sich „intelligent optimal“…. So dass der Abstand einer Beschriftung zur nächsten Beschriftung DER GLEICHEN EBENE möglichst groß und somit möglichst gut lesbar ist. Und das macht jede Ebene einzeln für sich, woraus resultiert, dass a) Beschriftungen von Ebene A ohne Rücksicht auf Verluste Beschriftungen von Ebene B überdecken können, obwohl massig Platz woanders wäre und sich b) die nervliche Anspannung des menschlichen Bearbeiters dem Punkt nähert, an dem er explodiert und sich in eine Supernova des Zorns verwandelt.
Man kann dem Programm zur „intelligenten“ Platzierung der Beschriftungen Vorgaben machen, zB. Umkreise um die Stadt definieren, in denen die Beschriftungen gesetzt werden, so dass sie nicht starr auf einer Seite sitzen. Aber man kann bei automatischer Platzierung nicht eingreifen und Beschriftungen manuell verschieben. Die manuelle Beschriftung konnte ich auch nicht einfach ausschalten, weil ich mir ein schlaues SQL-Abfragesystem mit virtuellen Ebenen überlegt hatte (wenn ich an der Hauptdatenbank was ändere, wird das dann automatisch in alle virtuellen Layer übernommen) und es daher nicht möglich ist, an denen was hin und herzuschieben.
Nun saß ich gestern abend tatsächlich drei Stunden daran, an den individuellen Beschriftungsplatzierungen der Layer herumzuschrauben – ändere ich hier was, funktioniert auf einmal dort etwas nicht, und selbst wenn am Ende alles gut aussieht, stimmt beim Export doch wieder was nicht, obwohl die Vorschau alles perfekt anzeigt. Nach Millimeterarbeit und dem Ausprobieren von x Einstellungskombinationen der fünf Layer hing es am Ende an der Überlappung des Schriftzugs EINER EINZIGEN VERDAMMTEN Stadt.
Das muss die Hölle sein! Müde und genervt dazu gezwungen sein, sich mit etwas Absurdem herumzuschlagen und es nicht hinzukriegen, dass die letzte Stadt richtig angezeigt wird, ohne dass irgendwo anders wieder irgendwas verdeckt wird.
Am Ende habe ich mit eiserner Faust jegliche Intelligenz des Programms ausgeschaltet, zwei besonders nervige Layer kopiet und von der SQL-Datenbank entkoppelt, um voller Hass und Wut unartige Beschriftungen manuell zu verschieben. Hätte ich gleich machen sollen. Aber ich hasse es, einzugestehen, dass die eigentlich optimale Methode (virtuelle Layer und automatische Platzierung) nicht funktioniert und stattdessen schmutzige, hässliche, statische Layer verwendet werden müssen T_T
Heute morgen ging es dann wieder weiter. Nach Rückmeldung des Professors gab es weitere winzige Änderungen, die mich 2,5 Stunden gekostet haben. Alles schnell umgesetzt, gespeichert, festgestellt, dass an anderer Stelle (anderes Layer, andere Karte, anderes Land) EINE Beschriftung eine andere Stadt überlappt, obwohl 90% des Bereichs um beide Städte komplett leer waren. Da kriegt man doch zuviel!
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