Space Haven ist ein Aufbausimulator, in dem wir unser eigenes Raumschiff auf- und ausbauen und damit unserer kleinen Crew eine neue Heimat schaffen. Mit dem Schiff könnt ihr dann eine Vielzahl von Sternsystemen erforschen, euch mit Piraten und Aliens anlegen und Handel treiben. Und das macht riesig Spaß!
Ihr solltet euch dabei keinesfalls von der 90er Jahre Pixeloptik des Spiels abschrecken lassen. Space Haven ist keins der auf Hochglanz polierten Spiele in realistischer Grafik. Hinter dem Spiel steht Bugbyte, ein kleines Indie Games-Studio aus Finnland mit nur drei Entwicklern. Wichtiger als die Verpackung ist aber der Inhalt, und der kann sich durchaus sehen lassen.
Hier geht’s zur Website des Spiels
In diesem Beitrag stelle ich euch Space Haven detailliert vor. Tipps und Tricks gibt es in einem großen Extra-Beitrag – schaut doch mal rein!
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Wollt ihr euch einen Eindruck vom Gameplay verschaffen? Auf YouTube könnt ihr mir beim Spielen zusehen:
Darum geht’s in Space Haven
Der Mensch hat die Erde zugrunde gerichtet und ihr dann mit einem Atomkrieg den Rest gegeben. Der zarte blaue Planet ist nicht mehr bewohnbar. Wir finden uns quasi auf einer im All treibenden Rettungsplanke wieder, einem Raumschiff ohne Antrieb, Bewaffnung und Schutzschilde. Unsere kleine Crew besteht aus vier zufällig zusammengewürfelten Leuten, die allesamt keine Ahnung von Raumfahrt haben. Das kann ein Landwirt sein, ein Geologe, eine Telefonverkäuferin, eine Polizistin oder irgendwas anderes.
Zwar können wir das Schiff nicht steuern (für den Flug wäre auch die Schiffshülle zu instabil), aber immerhin befinden sich an Bord auch ein paar Ressourcen, mit denen wir die nötigsten Gerätschaften auf dem noch ziemlich leeren Schiff aufbauen können. Nach und nach bekommt unser Schiff durch neue Räume eine Struktur, wir können Nahrung in Hochbeeten anbauen und irgendwann wird der Kahn auch wieder flugtauglich.
Jetzt können wir im wahrsten Sinne des Wortes durchstarten – jede Menge Sternsysteme warten darauf, erforscht zu werden. Aber Achtung – es gibt auch Piraten! Und die schießen auf Sicht (sofern ihr nicht überlegen seid). Außerdem trefft ihr auf andere Schiffe, die verschiedenen Fraktionen angehören und mit denen ihr meistens auch handeln könnt.
So ungefähr sieht Space Haven so ganz grob aus. Es kommt nicht nur darauf an, lebenserhaltende Systeme zum Laufen zu bringen (und am Laufen zu halten), sondern auch, der Crew eine halbwegs behagliche Umgebung zu schaffen. Mit Wänden und Türen können wir etwa laute, heiße oder giftige Bereiche von den Wohnbereichen abtrennen.
Unfälle, Piraten, Ressourcenmangel und andere Katastrophen
Und keine Sorge: Space Haven ist nicht einfach nur „Die Sims“ im Weltall – auch, wenn unsere Crew ganz ähnlich wie im erwähnten Lebenssimulator miteinander spricht und durch Sprechblasen anzeigt, was die Leutchen so denken oder was ihnen auf den Senkel geht.
Verschiedene Faktoren beeinflussen dabei ihr Wohlbefinden. Im eigenen Bett gut schlafen ist schön, Menschenfleisch essen, weil es sonst nichts gibt, eher nicht so. Gut beleuchtete Arbeitsbereiche und eine Jukebox sorgen für Wohlbehagen, laute und heiße Maschinen dagegen setzen unseren Leuten zu.
Wie die Lage auf dem Schiff hinsichtlich Wohlbehagen, aber auch Temperatur, Sauerstoff- und Kohlenstoff-Gehalt und mehr aussieht, können wir uns durch Info-Overlays einfach einblenden lassen.
Aber auch Unfälle können passieren. Manche Besatzungsmitglieder sind ungeschickter als andere und flugs steht die Maschine in Brand und tödlicher Rauch breitet sich an Bord aus. Hier helfen übrigens auch die erwähnten Türen, die wie Schotten auf herkömmlichen Schiffen gefährliche Bereiche separieren können.
Es gibt eine Menge Todesursachen in Space Haven: Erfrieren, fiese Aliens an Bord verlassener Schiffe, ersticken, an Vergiftung sterben, erschossen werden…
Ganz einfach ist Space Haven also nicht. Spätestens nach ein paar Eingewöhnungsstunden werden auch die Ressourcen an Bord eures Schrottkahns knapp und es ist nicht möglich, einfach alle gewünschten Gebäude auf das Deck zu pflastern. Platz ist knapp – auch, wenn ihr euer Schiff vergrößern könnt, und neue Gebäude kosten Ressourcen. Und wer nicht gleich einen riesigen Stromgenerator baut, der muss damit rechnen, dass immer mal wieder der Strom ausfällt.
Eine witzige Vorstellung: Wir absolvieren Hyperraumsprünge mit einer von Stromausfällen geplagten Kiste. Da muss man mental schon sehr gefestigt sein.
Viele Ressourcen und komplexe Herstellungsketten
Space Haven unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Ressourcen:
- mit Blöcken und „Werkzeugen“ (vielleicht Nieten, Schrauben, …?) bauen wir neue Systeme und Maschinen
- Verbrauchsgüter, wie etwa Treibstoff, Energiestäbe und Essen benötigen wir zum Betrieb von Maschinen, Systemen (und Besatzung)
Blöcke sind dabei ein abstrakter Begriff, es sind einfach verschiedene Bestandteile, die ihr meistens für den Bau unterschiedlicher Arten von Systemen und Maschinen benötigt.
Hüllenblöcke etwa braucht ihr, um die Außenhülle eures Schiffes zu bearbeiten, z.B., um sie zu erweitern, oder um Systeme einzubauen, die aus der Hülle hinausragen, z.B. Geschütze und der Hyperantrieb.
Mit Infrablöcken, Techblöcken, Energieblöcken und Weichblöcken (also Polster) sowie oft auch Werkzeugen baut ihr alle anderen Bestandteile eures Schiffes auf: Von der Couch über den Schildgenerator und den Wasseraufbereiter bis hin zum Navigationspult.
Weiterverarbeiten, weiterverarbeiten, weiterverarbeiten…
Die meisten eurer Maschinen und Geräte benötigen irgendeine Ressource, um etwas tun zu können. Ist klar: Die Küche braucht irgendwelche Lebensmittel, Gemüse in den Beeten braucht Wasser und ein Recycler benötigt irgendetwas zu recyclen. Ihr veredelt also sehr viele Ressourcen.
Da kommt dann oft etwas bei raus, was ihr mit einem anderen Gerät wieder weiterveredeln könnt – aber nicht unbedingt immer müsst, denn manche Zwischenprodukte sind auch Endprodukte. Etwa Energiestäbe, mit denen ihr euren Stromgenerator betreibt, die ihr aber auch in Energiezellen umwandeln könnt, um sie als Ladung für eure Geschütze zu nutzen. Wobei ihr auch die Energiezellen wiederum benötigt, um daraus Energieblöcke herzustellen.
Rohstoffe findet ihr meistens auf Asteroiden. Hier gibt es
- Eis,
- Kohlenstoff,
- unedle und edle Metalle,
- Chemikalienrohstoffe,
- Hyperium (Rohstoff für die Herstellung von Hypertreibstoff) und
- Energium (Rohstoff für die erwähnten Energiestäbe).
All diese Rohstoffe könnt bzw. müsst ihr über verschiedene Zwischenstufen umwandeln. Die Rohstoffe selbst bringen euch gar nichts.
Tipp: Man kann nicht genug Ressourcen sammeln! Bis auf „Schutt“ ist alles irgendwie verwendbar – und falls ihr zuviel habt, verkauft ihr es einfach an andere Schiffe.
Verlassene Schiffe plündern
Findet ihr ein verlassenes Schiff, ist das für euch ein Jackpot. Mit drei oder vier bewaffneten Crew-Mitgliedern könnt ihr es mit eurem Shuttle ansteuern und erforschen. Dabei trefft ihr oft auf spinnenartige, feindliche Viecher, die ihr relativ einfach abschießen könnt. Das machen eure Leute schon ganz von allein ohne euer Zutun. Allerdings können sie auch verletzt werden – deswegen immer einen Schrotflinten-Schwinger dabei haben!
Sobald ihr ein Schiff vollständig durchsucht habt, könnt ihr es plündern, oder, netter ausgedrückt, seine Ressourcen bergen :D
Einerseits gibt es dort Ressourcen, die einfach herumliegen. Die braucht ihr nur aufs Shuttle transportieren lassen (das verlassene Schiff anwählen und unten links auf den Reiter „Transfer“ klicken, dann alles auswählen und die Transfer-Zahl maximieren).
Aber wir nehmen auch das mit, was definitiv niet- und nagelfest ist ^^ Eure Crew kann versuchen, fest installierte Maschinen und Systeme zu demontieren (beim Schiff unten links Reiter „Bergen“ und alles anklicken, was halbwegs brauchbar erscheint). Selbst die Schiffshülle ist nicht sicher und wird teilweise einfach abgerissen. So gewinnt ihr vor allem Hüllenschrott und Infraschrott, den ihr dann bei euch an Bord direkt in Hüllen- und Infrablöcke umwandeln könnt.
Wenn ihr nicht von eintreffenden Piraten unterbrochen und vertrieben werdet, sind verlassene Schiffe also eine wahre Goldgrube für euren Ressourcen-Pool. Vom geplünderten Schiff bleibt dann nur noch treibender Schrott zurück, seiner Einrichtung und teilweise seiner Hülle beraubt.
Was genau ist die Rolle eurer Crew an Bord?
Die Crew ist euer verlängerter Arm an Bord eures Schiffes. Eure Leute sind aber keineswegs nur Arbeitsdrohnen wie in Surviving Mars. Jedes Mitglied hat eigene Persönlichkeits-Attribute und Fertigkeiten. So ergibt sich dann, wer was am besten macht.
Grundlegend verrichtet eure Crew die anfallende Arbeit automatisch: Wo etwas zu tun ist, wird es irgendwann getan. Die Priorität der Arbeiten lässt sich auch einstellen.
Aber wir sind auch auf einem Raumschiff und nicht nur einfache Arbeiten gehören dazu, sondern auch Hyperraumsprünge, das Bedienen von Schildgeneratoren, Waffensystemen und der Kommunikationsanlage. Dazu baut ihr entsprechende Steuerpulte auf – am besten alle zusammen in eine schöne Steuerzentrale :D
Die Pulte sind auch nicht nur dazu da, um gut auszusehen. Wenn ihr die entsprechenden Systeme nutzen wollt, müsst ihr sie für die Dauer des Vorgangs besetzen.
- Navigationpult -> Hyperraumsprünge
- Waffenpult -> Geschütze steuern
- Schildgeneratorpult -> Erneuerung des Energieschildes
- Betriebspult -> Kommunikation mit anderen Schiffen
Wenn also dummerweise während eines Angriffs nur eine Person an Bord ist, weil die anderen alle irgendein Schiff erforschen, kann die verbleibende Person nicht gleichzeitig auf den Schild aufpassen und die Bordgeschütze bedienen.
Ihr könnt nicht mal andere Raumschiffe anfunken, wenn der Betriebspult nicht besetzt ist. Ist auch irgendwie logisch – jemand muss schließlich hingehen und das Funkgerät bedienen :D Man muss nur wissen: Unsere Leute müssen immer erst zur Kommandobrücke gehen, damit irgendwas funktioniert.
Setzt ihr euer Schiff in volle oder teilweise Alarmbereitschaft bzw. bereitet einen Überlicht-Sprung vor, besetzt eure Crew ihre Pulte, und erst dann könnt ihr loslegen.
Darüber hinaus könnt ihr alle eure Leute auch unter Direktbefehl nehmen und damit weitreichend steuern: gehe hierhin, nimm jenes ins Inventar, zieh deine Waffe, richte einen Gefangenen hin, trage einen Bewusstlosen. Auch die Erforschung verlassener Schiffe nehmt ihr unter Direktbefehl vor.
Ihr könnt beim Erforschen von Schiffen mehrere Crewmitglieder gleichzeitig auswählen (mit der Maus ein Rechteck über die Leute ziehen) und müsst sie dann nicht einzeln steuern.
Die Besatzungsmitglieder sind allerdings nicht unbedingt immer die hellsten Kerzen auf der Torte: Rechnet nicht damit, dass sie immer mitdenken. Es kann sowas passieren wie:
- Die Crew mauert sich beim Aufziehen von Wänden selbst ein – bei mir kurz vor Feierabend, und in der Freizeit hatte keiner Lust, die beiden wieder zu befreien. Bis zum Morgen waren sie fast tot (CO2-Vergiftung, Kälte)
- Beim Plündern verlassener Schiffe ohne Sauerstoff kann das Transportshuttle automatisiert eine Lieferung wegtransportieren, während bei den Leuten der Sauerstoff knapp wird. Ihr bekommt dann eine Meldung und müsst das Shuttle von Hand zurückschicken, damit die Crew Sauerstoff tanken kann
- Beim Verkleinern der Schiffshülle kann die Crew das so doof machen, dass ein Hüllenriss auftritt: Der Sauerstoff im Schiff geht flöten, Anlagen werden zerstört und es wird eiskalt. Kann sehr unschön ausgehen.
Wie sieht es mit Early Access bei Space Haven aus?
Space Haven ist im Early Access und wird dort noch mindestens ein bis zwei Jahre bleiben. Für Early Access sieht das Spiel schon richtig klasse aus und macht richtig viel Spaß. Bugs oder Abstürze hatte ich n meinen bisher etwas über 20 Spielstunden auch nicht.
Wie es mit der Langzeitmotivation aussieht, muss man noch sehen. Bisher habe ich nicht das Gefühl, schon alles gesehen und gemacht zu haben – aber letztlich wiederholt sich bisher das gleiche Schema immer wieder: Nach Ressourcen suchen, Schiffe plündern, Schiff(e) weiter ausbauen. Mal sehen, ob sich da später noch weitere Inhalte und Möglichkeiten ergeben. Auf der Website zum Spiel jedenfalls steht viel, was ich mir noch gar nicht vorstellen kann – aber ich habe auch erst eines von vielen Sternsystemen erkundet.
Daher kann ich bis jetzt schon sagen, dass Space Haven euch so schnell nicht langweilen wird.
Aktuell ist es allerdings so, dass ihr eine gewisse Zeit benötigt, um überhaupt ins Spiel reinzukommen. Es ist nicht gerade intuitiv, und das Tutorial ist sehr sporadisch. Ihr seid selbst gefragt, euch mit den verschiedenen Maschinen und Anlagen vertraut zu machen. Und die Vielzahl an Ressourcen und Veredelungsmöglichkeiten kann schon überwältigend sein am Anfang. Zum heutigen Stand erklärt euch das Tutorial aber nicht, was wozu gut ist. Das müsst ihr also alleine rausfinden und euch anschauen, welche Maschinen es gibt und was sie machen.
Aber es lohnt sich!
Was ist der Space Haven-Suchtfaktor?
Mir macht es riesig Spaß, den Schiffsgrundriss zu planen und nach und nach weiter zu optimieren. Ich glaube, damit könnte ich noch eine Weile weitermachen – da ja die Ressourcen begrenzt sind, dauert das ganze auch und man kann nicht von Anfang an einfach einen fetten Sternenzerstörer bauen :D
Zufällige Ereignisse bringen dann auch Abwechslung in den Space Haven-Alltag, beispielsweise Unfälle oder Kloppereien mit Piraten.
Außerdem bin ich gespannt darauf, was noch kommen wird – was, falls ich irgendwann keinen Hypertreibstoff oder Wasser mehr finden kann? Würde ich Handel treiben, und wenn ja, wie lange? Oder doch mal einen Kampf anfangen und damit selbst zum Pirat werden?
Wie und wann bekomme ich weitere Schiffe und kann eine Flotte aufbauen? Und wie wird das dann funktionieren? Vieles von dem, was Bugbyte auf ihrer Website schreiben, ist für mich noch in weiter Ferne.
Die vielen Möglichkeiten, die es gibt, machen so viel Spaß, dass ich denke, noch viele weitere Stunden weiterspielen zu können.
Von mir gibt es also daher eine klare Empfehlung für Space Haven!
Ich bedanke mich herzlich bei Bugbyte, die mir auf Anfrage einen Review-Key überlassen haben :D
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