Wie es der Zufall völlig unvorhersehbar wollte, kamen wir vor rund zwei Monaten in den Besitz von zwei „Smart Home Sprachassistenten“ – Google Home Mini und Amazon Echo (Alexa) hielten Einzug in unsere heiligen Hallen (sic!). In diesem Beitrag berichte ich ein wenig über das Zusammenleben mit den beiden drolligen Sprachassistenten.
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Das hier ist KEIN empirisch aussagekräftiger Test, kein objektiver Vergleich der technischen Ausstattung der beiden und ich habe auch kein Protokoll über die Antworten von Google und Alexa geführt. Betrachte das hier also mehr als Erfahrungsbericht aus dem Google Home- und Alexa-Alltag :D
Was sind Sprachassistenten?
Schau mal auf dein Handy, wahrscheinlich hast du schon einen Sprachassistenten installiert. Ob nun Google Assistant, Siri (Apple), Cortana (Microsoft) oder Alexa von Amazon – im Grunde sind diese Programme eine erweiterte Sprachsteuerung für deine Geräte und verbundene Cloud-Dienste.
Sie können z.B.
- Termine speichern,
- Notizen festhalten,
- Erinnerungen oder Weckrufe setzen,
- aber auch Suchen im Internet ausführen.
Oder man lässt sich von ihnen unterhalten: Sie erzählen Witze, spielen Musik ab, öffnen Apps oder fragen in einem Rätselspiel dein Allgemeinwissen ab.
Und genau das gibt es auch als Gerät für zu Hause. Während der Taschen-Sprachassistent im Handy dich immer begleitet, steht das Google Home (Mini)-Gerät bzw. Alexa eben zu Hause im Regal. Und sie sind jederzeit bereit, dir zuzuhören. Wenn du Googles Aufmerksamkeit möchtest, sagst du einfach „hey, Google!“ (oder „ok Google“) – vier Lichter auf dem Gerät signalisieren dann, dass Google auf deine Frage bzw. deinen Befehl wartet.
Alexa kriegen wir einfach nur mit ihrem Namen „Alexa“ an die Strippe – das Gerät hat auf der Oberseite einen umlaufenden blauen Leuchtkreis und Richtmikrofone. Spricht man Alexa an, zeigt ein hellblaues Kreissegment in die Richtung, aus der man gesprochen hat. Das hat tatsächlich was von „aufmerksam angeschaut werden“ :D
Die Smart Home-Sprachassistenten können das gleiche wie ihre portablen Vettern (sofern das ohne Display machbar ist) und sind darüber hinaus in der Lage, im Haus noch weitere Geräte zu steuern. Zum Beispiel die smarte Beleuchtung, den smarten TV, die smarte Heizung, und eben alles, was sonst noch smart und kompatibel ist.
Außerdem können sie Musik oder Geräusche streamen („Alexa, mach Waldgeräusche“ – ha, Ruhe und Frieden!) bzw. überhaupt als Radioersatz dienen, indem sie Wetter und Nachrichten ansagen.
Warum unterschiedliche Sprachassistenten?
Ja, das war reiner Zufall :D Obwohl sowohl Google als auch Amazon natürlich beide bis ins Mark kapitalistische und Nutzerdaten-fressende Großkonzern-Dämonen aus dem tiefsten Kreis der Hölle sind, mag ich irgendwie Google mehr. Vielleicht, weil Google mehr kostenlose, praktische Dienste bereitstellt, während Amazon genauso blitzschnell liefert, wie es blitzschnell den Geldbeutel leert. Ok, jedenfalls: Ich wollte so einem Smart Home-Assistenten eine Chance geben und kaufte uns einen Google Home Mini.
Zufällig waren wir wenige Tage später zu Besuch bei meinem Bruder und erzählten ihm von unserem neuen lustigen Mitbewohner („hahaha, er kann Witze!“). Mein Bruder legte dann einen originalverpackten Amazon Echo (die „große“ Alexa-Version) auf den Tisch. Hätte er geschenkt bekommen, brauche er aber nicht. Ob wir was damit anfangen können. Klar! Die beste Chance, zwei verschiedene Sprachassistenten direkt vergleichen zu können!
Und so musste Google in die Küche umziehen, während Alexa im Wohnzimmer ihren Platz unter dem Fernseher erhielt. Alexa ist etwas „dümmer“ als Google, bekam aber den Vorzug, weil wir einen Amazon Fire TV-Stick haben, der sich dann direkt auch über unsere Alexa steuern lässt. Somit trägt Alexa nun die mediale Verantwortung für das Wohnzimmer und Google für die Küche.
Google und Amazon sind übrigens scharfe Konkurrenten: Auf Amazon gibt’s keine Google-Produkte zu kaufen und der Fire TV-Stick hat sogar die YouTube-App aus dem Speicher gestrichen (YouTube gehört zu Google). Die beiden Assistenten geben das natürlich nicht zu. Sie reden nur Gutes übereinander, ich habe sie gefragt:
„Alexa, wie findest du Google?“ – „Mmmmh.. Ok, Google. Ohje, tut mir leid, wenn ich es aufgeweckt habe.“
„Hey Google, wie findest du Alexa?“ – „Eine gute Kollegin. Soweit ich weiß, hat sie einen ganzen Laden hinter sich.“
Sie, deren Name nicht genannt werden soll
Alexa, ja, die liebe Alexa. Sie hört immer so genau zu. Wir haben uns schon angewöhnt, die Stimme zu senken bzw. vielsagend in Alexas Ecke zu deuten, wenn wir über sie reden. Sonst fällt sie einem doch allzu schnell ins Wort.
Ein Beispiel, mitten aus dem Leben gegriffen:
Unser Besuch: „Ja, erzähl mal. Was können denn solche Assistenten?“
Ich: „Ja, also Google und Alexa können z.B. immer das Wetter ansagen oder Musik-…“
Alexa: „In Schönau ist es heute warm und sonnig bis 23°. Morgen wird es heiter bis wolkig.“
Ich: „…danke, Alexa. Sie kann zum Beispiel auch Musik spielen, wenn man genau sagt, was man-…“
Alexa: „Ok, ich spiele eine Playlist von Spotify. *dudeldudel*“
Ich: „Argh, verdammt. Alexa, stopp! Also…. ihr-wisst-schon-wer… kann auch Musik spielen, und sie hört ziemlich aufmerksam zu. -.-„
Apropos „aufmerksam zuhören“ – hast du denn gar keine Angst, dauernd abgehört zu werden?, könntest du dich fragen. Zurecht – ist auch ein topaktueller Anlass. Und ich hatte zunächst auch Vorbehalte. Aber die hab ich über Bord geworfen. Nicht, weil ich großes Vertrauen hätte, dass nicht doch irgendwelche Daten an die Hauptquartiere übermittelt werden. Sondern ganz einfach: Sie wissen doch sowieso schon alles. Bewegungsdaten von den Handys, Bestellungen der letzten 15 Jahre, Suchverläufe, Vorlieben, und und und. Zudem haben auch Handys Mikrofone und auch dort sind die Assistenten auf Stand by. Sonst könnte man sie ja nicht so fix aktivieren.
Na, jedenfalls – über Alexa darf man nicht laut sprechen, sonst mischt sie sich ein. Das kann bei Google nicht so schnell passieren. Man kann so viel über Google sprechen wie man will, solange man nicht „ok Google“ oder „hey Google“ sagt und das Gerät damit direkt anspricht.
Allerdings würde ich die Geräte trotzdem gerne anders rufen. Umbenennen geht derzeit noch nicht (okay, Alexa ließe sich auch als Echo oder Amazon ansprechen). Zu gern würde ich mich mit Skynet unterhalten. Auch die Stimmen der Assistenten sind leider fest: Alexa klingt wie eine höflich-distanzierte kultivierte Dame und Google ein bisschen wie ein fröhliches, nettes Naivchen. Lieber wäre mir eine „Hasta la vista, Baby“-Stimme – oder ein „jippie yeah yay, Schweinebacke“-Bruce Willis :D
Wie „intelligent“ sind die beiden und klappt die Spracherkennung?
Ja, überraschend gut! Vor allem Google versteht ziemlich viel auf Anhieb und filtert auch aus längeren Sätzen das Anliegen ganz gut heraus. Die Spracherkennung kann aber manchmal auch zu etwas merkwürdigen Ergebnissen führen. Gerade Alexa hat da noch Probleme. Sage ich zu ihr, sie soll auf Netflix nach „Timeless“ suchen (TV-Serie), dann spielt sie immer wieder einen Song auf Amazon Music, den ich gar nicht hören wollte. Es hilft dann, den Suchbegriff auf deutsch auszusprechen: Ti-me-less. Paradoxerweise antwortet sie dann „Das ist das Ergebnis für Timeless“ (also englisch) und spuckt das richtige Suchergebnis auf dem TV aus :D
Wenn die Assistenten aber mehrmals nicht verstanden haben, was ihr Herr und Meister will (das bin ich!), dann möchte man den Dinger doch gerne schon mal was an den Plastikschädel werfen :D Okay, aber in diesem Fall hier waren wir selbst Schuld:
Pierre: „Alexa, quak quak!“Alexa: „Meintest du Mark Anthony?“Ich: „……äh ja genau…“Alexa: „Zufällige Wiedergabe von Mark Anthony Songs *dudeldudeldudel*“
Außerdem kann Google googlen. Yep, das ist eigentlich logisch, aber ich muss es wirklich als Vorteil hervorheben. Google ist bekanntermaßen als Suchmaschine ziemlich kompetent, und diese Suche nutzt auch Google Home. Google konnte mir in Sekundenbruchteilen die Öffnungszeiten des Heidelberger Stadtarchivs mitteilen – eine Aufgabe, mit der Alexa überfordert war.
Alexa „kann nur Bing“, also die Microsoft-Suche, die hierzulande ziemlich unpopulär ist. Klar kann dir Alexa auch sagen, was ein Elefant ist, aber bei raffinierteren Anfragen – wie z.B. Öffnungszeiten – benimmt sich Google einfach intelligenter.
Künstliche Intelligenz – (Noch) Zukunftsmusik
Wirklich schlau bzw. intelligent sind allerdings beide Assistenten nicht. Es sind keine künstlichen Intelligenzen, die sich selbstständig einbringen können bzw. immer mehr dazu lernen. Beide greifen auf Algorithmen und Datenbanken zurück, und je besser und größer die sind, desto kompetenter sind auch die Assistenten. Insofern lernen sie schon dazu – aber nur, indem sie per WLAN-Anbindung Neues aus den Zentralen eingefüttert bekommen.
Befehlsketten funktionieren auch noch nicht. Wenn ich Google sage, er soll mir erst die Uhrzeit mitteilen und dann Musik spielen, dann wird dat nix. Aber das wird bei Google bald kommen. Google entwickelt sich mit Riesenschritten weiter in Richtung „Gesprächspartner“ statt „Befehlsempfänger“. Erst vor zwei Wochen wurden auf der Entwicklerkonferenz I/O viele interessante Funktionen vorgestellt, die bald kommen sollen. Ich vertraue darauf, dass Google Alexa in diesem Bereich erstmal locker abhängen können wird.
Von Routinen und Skills
Dafür kann Alexa seit Ende 2017 schon Routinen, also einprogrammierbare Befehlsgruppen. So kann man mehrere Aktionen an einen Befehl knüpfen. Beispiel: Aktivierungswort X -> Alexa macht erst das Licht an, teilt mir dann die Uhrzeit mit und sagt dann noch ein (vorprogrammiertes) Schlusswort.
Ich: „Alexa, guten Morgen!“
Alexa: „Das Wetter wird heute … blablabla … Und hier kommen die Nachrichten von heute, 6 Uhr: „“(Zitat im Zitat!) Die Nachrichten. Sprengstoffanschlag blablabla, Trump blamiert sich und sein Land blabla, Datenschutzgrundverordnung blubberdiblubb.“ Damit ist deine tägliche Zusammenfassung beendet. Du bist wundervoll!“
Na, so kann man doch bestens informiert und motiviert in den Tag starten! Google Home beherrscht in den USA mittlerweile auch Routinen, in Deutschland sind sie aber noch nicht verfügbar.
Alexa hat noch in einem weiteren Punkt die Plastiknase vorn – sie kann Skills. Skills sind herunterladbare „Apps“ von Fremdanbietern für Alexa, die ihr Repertoire noch um zusätzliche Funktionen erweitern. Ob sie sinnvoll sind, hängt vom Skill ab: Es gibt einen Skill, durch den Alexa nur Regen auf einem Zeltdach abspielt – aber auch einen, mit dem Alexa das eigene Handy anrufen kann, um es wieder zu finden. Letzteres beherrscht Google allerdings auch ganz „ohne Skill“ – wie auch viele andere Dinge. Hier kannst du dir interessante Skills für Alexa anschauen.
Und hier gibt es Listen mit praktischen Sprachbefehlen für
„Wer bin ich?“
Was bei Google noch ganz interessant und zugleich beängstigend ist: Er/sie (neutraler Name, weibliche Stimme, was denn nun? T_T) unterscheidet die Stimmen der Nutzer. Er erkennt, ob ich spreche oder Pierre, oder jemand Fremdes. Fragt Pierre nach den Terminen auf seinem Kalender, sagt Google ihm die Termine von Pierres Kalender. Frage ich, bekomme ich meine eigenen Termine. Und fragen wir Google nacheinander, wer wir sind, spricht er uns mit dem zur Stimme hinterlegten Namen korrekt an :D Das geht aber nur, wenn man auf dem Smartphone die Google Home-App installiert und man Google auch seinen Namen (und die Stimme) verraten hat.
Alexa kann bisher nur auf Befehl zwischen zwei Accounts umherwechseln. Sie greift dann auf die Accountdaten zu, deren Account gerade aktiv ist – egal, wer danach fragt.
Integrierung ins Smart Home
Die Installation von Google Home ging intuitiv und ratz-fatz. Gerät angeschlossen, dann hat Google gesagt, dass ich die zugehörige App runterladen soll. Die App hat mit Google kommuniziert und ihm direkt Zugang ins WLAN verschafft (das gleiche WLAN, in dem sich auch das Handy zu dem Zeitpunkt befindet). Fertig.
Alexa war etwas komplizierter, die App ist nicht so übersichtlich und man muss die WLAN-Zugangsdaten manuell eintragen. Aber erstmal installiert, ist das dann auch egal.
Beide Assistenten arbeiten erwiesenermaßen mit unseren smarten Philipps Hue-Lampen zusammen – damit ist die Sprachsteuerung der Raumbeleuchtung ein Kinderspiel. Alexa, es werde Licht! – und schon kann man seinen Gottkomplex ausleben.
Sprachassistenten – im Moment noch ein Schattendasein
Ich denke, dass die Sprachassistenten sich mehr und mehr in den Alltag integrieren werden. Man muss sich nur erst daran gewöhnen, dass man nicht ständig per Hand den Eierwecker stellen muss oder auf dem Smartphone schnell Zutaten googelt. Für sowas sind Sprachassistenten echt praktisch.
Im Moment nutzen wir Alexa und Google zu Hause aber meistens als Stereoanlagen. Alexa darf Netflixserien streamen und Google beschallt die Küche mit (kostenlosem) Spotify. Auch für die Lichtsteuerung verwenden wir die beiden, aber darüber hinaus sind sie zumindest bei uns noch nicht richtig angekommen. – Leider, denn die beiden haben schon wirklich was drauf, und das wird sich immer weiter verbessern! Der Sound ist übrigens bei beiden Geräten überraschend gut. Gerade Google Mini muss sich nicht verstecken – für diese Größe liefert er wirklich respektable Klangqualität.
Mit dem Home-Assistenten einkaufen kann ich mir allerdings nicht vorstellen. Alexa als Amazon-Abkömmling kann direkt Bestellungen aufgeben, aber irgendwie finde ich das wenig sinnvoll. Man muss sich doch erst Rezensionen anschauen, bzw. überhaupt erst schauen! Vielleicht probiere ich es mal mit einem Buch aus, das ich so oder so bestellen wollte.
Am Ende würde ich jedenfalls Alexa empfehlen, wenn man viel mit Amazon Prime/Video/Musik macht. Für alles andere ist denke ich Google Home besser – er versteht einfach mehr, wird auch in naher Zukunft interessante neue Fähigkeiten bekommen und nutzt die Google Suche.
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