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Neil Gaiman – Sandman (Graphic Novel)

Detail von Dream auf dem Cover

Mit Unterstützung von Audible

“Sandman ist die meistgezeichnete Comic-Serie der Welt. Die umfangreiche Saga ist eine intelligente und spannende Mischung aus modernen Mythen und düsterer Fantasy, in die zeitgenössischer Literatur, historisches Drama und Legenden eingewoben sind. Es sind Geschichten, die man nie vergisst.”

Das verspricht der Buchrückentext des ersten Bandes der Sandman-Comicreihe. 
Details zum Buch

Autor: Neil Gaiman
Titel: Sandman, Band 1: Präludien & Notturni
Illustration: Sam Kieth, Mike Dringenberg, Malcolm Jones III

Meine Comic-Erfahrung beschränkt sich bisher fast ausschließlich auf “Lustige Taschenbücher”, Asterix & Obelix und weitere Comichefte, die ich im Teenager-Alter in der Bibliothek ausgeliehen hatte. “Comics sind ja keine richtigen Bücher”, dachte ich immer und hatte das ganze Genre eigentlich nie ernst genommen. 

Dabei muss man hier unterscheiden. Es gibt natürlich die lustigen, kindlichen Comics, aber deutlich düsterer geht es in den Graphic Novels zu, zu denen auch Sandman gehört. Pierre hatte mit V wie Vendetta bereits eine andere Graphic Novel rezensiert und dabei auch den Unterschied deutlich gemacht.

Der Buchrückentext oben unterstreicht das, also setzte ich mich unbedarft und ohne Vorinformation an den ersten Sandman-Band, der sowieso schon im Buchregal stand (auf Pierres Seite :D).

Und war schon nach wenigen Seiten komplett verwirrt. Hä? Um was geht es denn da? Wer beschwört wen und warum, und wer ist denn nun schon wieder diese neue Charakter?

Nein, der Einstieg ist nicht gerade einfach. Deswegen gibt es jetzt von mir noch einen kurzen Input :D

Um was geht es in Sandman?

Die Geschichte spielt im DC-Universum, zu dem unter anderem auch Batman, Superman und die Justice League – bekannt aus Film und Fernsehen – gehören. Es gibt also Superhelden, Superkräfte, magische und mythische Gegenstände.

In dieser Sandman-Welt existieren auch unsterbliche Entitäten. Sandman ist einer der sieben Ewigen – keine Götter, denn Götter brauchen Menschen, die an sie glauben. Die Ewigen existieren auch ohne Gläubige und jeder davon ist zuständig für seinen eigenen, speziellen Bereich. Der Sandman ist Dream, der Herrscher von Traum und Alptraum. Jeder, der träumt, betritt Dreams Reich, die Traumwelt. 

Die anderen Ewigen sind Dreams Geschwister: Destiny (Schicksal), Death (Tod), Destruction (Zerstörung), Desire (Verlangen), Despair (Verzweiflung) und Delirium (Fieberwahn).

Die Sandman-Story beginnt im Jahr 1916, als der Anführer eines Magier-Ordens versucht, Death zu beschwören und während des Rituals gefangen zu nehmen. Befände sich Death in der Hand des Ordens, hätte dieser die Kontrolle über den Tod und könnte sich unsterblich machen.

Nur leider geht beim Ritual etwas schief. Statt Death erscheint Dream. Die Magier setzen Dream fest und berauben ihn seiner magischen Objekte: Seines Helms, seines Sandbeutels und seines Rubins. In diesen Artefakten steckt ein großer Teil von Dreams Macht. Dream selbst wird nackt in eine gläserne Glocke eingesperrt, von einem Bannkreis umgeben und von Wächtern bewacht, die während ihrer Schicht niemals schlafen dürfen, damit Dream keine Kontrolle über sie bekommt.

Die Jahre und Jahrzehnte vergehen und weder der Lord Magus Burgess noch dessen Sohn und Nachfolger Alex Burgess können Dream zum Sprechen bringen oder Zugeständnisse von ihm bekommen. Dream wartet währenddessen auf den richtigen Zeitpunkt, um sich zu befreien, Rache zu üben, seine mittlerweile weit verstreuten Artefakte zurück zu erlangen und in die Traumwelt zurückzukehren.

Der erste Sandman-Band erzählt nun im Wesentlichen diese Geschichte, wie Dream nach seiner Befreiung auf der Suche nach seinem Besitz mit verschiedenen Menschen und Entitäten zusammentrifft. Sein Weg führt ihn bis in die Hölle, wo er mit Luzifer persönlich spricht. Der Sandman begegnet allerdings auch ganz normalen Menschen sowie Figuren, die aus anderen Geschichten des DC-Universums bekannt sind, etwa John Constantine.

Diese Übersicht zeigt einige Figuren und Schauplätze aus Sandman:

Quelle: Audible

Episoden statt Kapitel

Dass ich am Anfang so verwirrt war, lag daran, dass ich dachte, es handele sich um fortlaufende Geschichte mit Dream im Mittelpunkt. Das stimmt soweit auch, aber ich habe das ganze zu sehr als “Buch” gedacht. Da hilft es weiter zu wissen, dass Sandman kein Buch mit einzelnen Kapiteln ist, sondern mit Episoden.

Die Geschichte um den Sandman erschien von 1988 bis 1996 in monatlichen Folgen bei DC, insgesamt 75 einzelne Hefte. Sie wurden später zu Bänden zusammengefasst. Der vorliegende erste Band, Präludien & Notturni, enthält acht einzelne Hefte, also einzelne Episoden.

Sie setzen den roten Faden von Dreams Reise fort, aber es gibt dennoch oft harte Schnitte zwischen den Episoden. Meistens kommen neue Protagonisten ins Spiel. Manchmal spielt eine Episode in der Traumwelt, manchmal in der realen Welt, manchmal räumlich weit weg und oft ist der Zusammenhang zu Dreams Geschichte nicht sofort ersichtlich.

Wer dann wie ich erwartet, dass Gaiman hier zunächst viele neue Charaktere einführt, um verschiedene Handlungsstränge zu öffnen, der wird genau wie ich von Despair berührt und fragt sich, ob Neil Gaiman Besuch von Delirium hatte.

Mir vor Augen zu halten, dass es sich um Episoden handelt, nicht um Kapitel, hat mir sehr geholfen. So kann man sich auf jede Episode neu einlassen und sich mitnehmen lassen. Es ist aber auch nicht immer so, dass jede Episode eine ganz neue Handlung eröffnet. Sie können auch die Ereignisse einer früheren Episode direkt fortsetzen.

Und nicht immer ist jede Episode in sich ganz und gar abgeschlossen. So wird ein gewisser Dr. Dee in einer früheren Episode eingeführt, ohne dass der Leser erkennen kann, wer das ist und was ihm passiert war. Erst später erfährt man mehr über ihn.

Detail von Dream auf dem Cover
Detail des Sandman-Covers © Vertigo-Verlag

Atmosphäre und Grafik

Dream ist zwar der Herr über Traum und Alptraum, aber die Geschichte zeichnet ein eher weniger traumhaftes und eher alptraumhaftes Bild. Sandman führt uns oft in die Abgründe menschlicher Existenzen. Sucht, Tod, Niedertracht und Wahnsinn werden zumindest am Rande thematisiert. Oft genug sehen wir Menschen, die nur noch ein Schatten ihrer Selbst sind. Die Zeichnungen geben das plastisch wieder. Für Kinder ist Sandman daher nicht geeignet.

Zu entdecken sind auch immer wieder Bezüge zu anderen Geschichten, nicht nur aus dem DC-Universum. So gibt es am Rande der Traumwelt zwei Brüder namens Kain und Abel, die sich ungefähr so verhalten, wie man es aus der Bibel kennt.

Für Fans von Graphic Novels wie Sandman ist das nichts Neues, aber ich war überrascht, wie filmhaft und pointiert die Bilder das Geschehen transportieren. Die Seiten sind keineswegs mit vier oder sechs klar abgegrenzten Kästen gefüllt, keine SWOOOSH-Sprechblasen vertonen Geräusche. 

Stattdessen scheinen die Zeichner mit den Bildern zu spielen. Sie setzen mal geordnete, klare Rahmen, in die sie die Handlung einsetzen, mal brechen sie die Kästen auf und lassen das Geschehen fast schon schlaglichtartig über die Seiten fließen.

Dream in Neil Gaimans Sandman Graphic Novel
Dream in Neil Gaimans Sandman Graphic Novel

Sandman und Lucyda

Moderne Mythen und düstere Fantasy, Geschichten, die man nicht vergisst. Das hat mich ins Buch gelockt, und dieses Versprechen hält der erste Band der Sandman-Story auch. Wir befinden uns in einer Welt, in der Tod und Traum als Personen existieren und die das Leben aller Sterblichen beeinflussen. Aber nicht in Form von Dream als niedlichem Sandmännchen oder Death als dunklem Sensenmann, sondern … anders, komplexer. 

Es gibt die Hölle und es gibt Magie. Und doch begegnen wir auch dem normalen Menschen im normalen Leben. Irgendwie passt das alles zusammen.

Der Einstieg fiel mir nicht leicht, aber nach etwas Einfühlzeit versank ich in Geschichten, deren Ausgang mich oft genug schockiert und fasziniert haben.

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