Es ist eine der bekanntesten Geschichten von Stephen King. Hat nicht jeder irgendwie Angst vor Clowns? „Es“ bestätigt diese Angst. Ich habe die Verfilmung nie gesehen, das Buch reicht mir vollkommen an Horror :D
Erstauflage: 1986
Seitenanzahl: 1216
Sonstiges: Verfilmt (Zweiteiler)
Review online seit:~2002-2006, 9.04.2012, überarbeitet 13.06.2018 (wieder gelesen)
Es: Handlung
In der Kleinstadt Derry im US-Bundesstaat Maine verschwinden immer wieder Kinder oder Teenager. Auch der kleine Bruder von Bill Denbrough wird ermordet aufgefunden.
Bill ist ein schüchterner Junge, der wegen seines Stotterns immer wieder gehänselt wird. In den Sommerferien des Jahres 1958 gründet er zusammen mit sechs weiteren Außenseitern den „Club der Verlierer“. Sie alle müssen sich ständig vor dem älteren Jungen Henry Bowers und dessen gewalttätigen Freunden in Acht nehmen, die Jagd auf die Kinder machen. Um Henry aus dem Weg zu gehen, treffen sie sich in einem verwilderten Stadtteil von Derry, den „Barrens“.
Nach kurzer Zeit stellen die sieben fest, dass jeder von ihnen bereits eine unheimliche Begegnung mit einem Wesen hatten, der sie nur knapp unbeschadet entgehen konnten. Bill sieht, wie sich ein Clown im Bild in einem alten Fotoalbum bewegt. Der dicke Ben sah im Sturm eine Mumie, die ihn rief, der farbige Mike wurde von einem riesigen Vogel verfolgt und der schmächtige Stan wurde von zwei ertrunkenen Jungen verfolgt.
Langsam kommen die sieben dahinter, dass etwas Böses in der Stadt lebt. Sie beschließen, sich dem Wesen zu stellen und es zu bekämpfen. Das einzige, was gegen „Es“ hilft, ist allerdings der bedingungslose Glaube der Jugendlichen daran, Es besiegen zu können. Nur ihre enge Freundschaft kann sie schützen.
Im Jahr 1985 kommen sechs Mitglieder des Clubs der Verlierer zurück nach Derry: Mike rief sie zurück, weil er erneut viele Kinder verschwinden und eine Orgie der Gewalt ausbricht. Die erwachsenen „Verlierer“, die mittlerweile reich und berühmt geworden sind, erinnern sich schrittweise wieder an ihre Erlebnisse des Sommers 1958 – und am Ende kommt es zu einer erneuten Begegnung mit den schrecklichen Totenlichtern.
Es: Rezension
Es ist eines der besten Bücher, die ich jemals gelesen habe. King rollt die Geschichte unglaublich plastisch aus und gibt mir, dem Leser, einen tiefen Einblick nicht nur in in die fiktive Stadt Derry, sondern auch in deren Bewohner.
Menschliche Abgründe und die plastische Beschreibung von Derry
Wir lesen viel über die schlimmsten menschlichen Abgründe:
- Eine farbige Familie, die sich jeden Tag gegenüber Vorurteilen, Beleidigungen und sogar Anschlägen durchsetzen muss.
- Beverly Marsh, einer der „Verlierer“, die als Mädchen ständig von ihrem Vater verprügelt wird und später einen Mann heiratet, der sie genauso behandelt.
- Ein junger Homosexueller, der von Schlägern wegen seiner sexuellen Präferenz verprügelt wird
- Eine übereifrige Mutter, die ihren Sohn Eddie mit ihrer Fürsorge fast erdrückt
Schon nach kurzer Zeit fühlst du dich selbst in Derry zu Hause und hast ein Bild von den Barrens, von der Kußbrücke und vom Clubhaus der Verlierer vor Augen.
Das Erzähltempo der Geschichte ist von Anfang bis Ende hoch. Den Spannungsbogen unterbricht King aber immer durch ein paar Kniffe:
- Er vermischt die beiden Zeitebenen und wechselt immer wieder dazwischen umher (wobei die Ebene der Kinder deutlich bevorzugt wird)
- Er baut passagenweise historische Schlaglichter zum immer wiederkehrenden „Es“-Zyklus ein – eine Schießerei, ein Brand, eine Explosion, ein Axtmassaker
Beverly Marsh – übersexualisiert
In der Leserunde des Jahres 2018 habe ich mehr auf die Rolle der Beverly Marsh geachtet. Als Mädchen und als Frau beschreibt King sie als wunderschön und begehrenswert – auch für die Jungs, die irgendwie alle in Bev verliebt sind. Bev dagegen ist nur in Bill verliebt, spielt aber gern mit der Bewunderung ihrer Freunde.
Ich finde Kings Beschreibung von Beverly ziemlich ambivalent. Einerseits wird sie als gleichwertiges (und begehrtes) Mitglied unter den Jungs akzeptiert. Sie bekommt sogar die Verantwortung über Leben und Tod, weil sie als diejenige gewählt wird, die die Schleuder tragen und verwenden darf.
Trotzdem degradiert King sie auch immer wieder als Subjekt, also als ausgelieferten, ausschließlich reagierenden Charakter. So kommt King auch immer wieder auf ihre Reize zurück. Sei es ihr Vater, der sich (angedeutet) sexuell zu ihr hingezogen fühlt und im Verlauf der Geschichte sogar ihre Jungfernschaft höchstpersönlich überprüfen will. Oder sei es ihr Mann, in dessen Gedanken wir immer wieder über Bevs „pralle Titten“ und ihr wunderschönes rotes Haar lesen.
Immer wieder kommen auch so Beschreibungen auf, wie dass Bevs Schlüpfer unter ihren Hotpants hervorblitzt und dass sie ihre langen, schlanken Beine zeigte – und zwar als 12jähriges Mädchen. Das kommt mir etwas unangebracht vor – insbesondere, als dieses Mädchen schließlich selbstgewählt in eine Art Gruppensexsituation gerät. Es geht um Kinder, und da spielen solche Gedanken keine große Rolle.
Es: Wertung
An „Es“ kommt ein King-Leser nicht vorbei! Durch die Länge des Buchs von rund 1500 Seiten hast du ein lang anhaltendes, abwechslungsreiches Abenteuer vor dir.
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