Details zum Buch
Seitenzahl: 1294
Erstausgabe: 2009
2025 – die Menschheit beginnt, den Weltraum zu erobern. Als erstes Ziel steht der Mond auf dem Plan – mit einem Weltraumlift gelangt man mittlerweile relativ kostengünstig zu einer Raumstation, von der aus Linienflüge zum Mond möglich sind. Auf dem Erdtrabanten gibt es ein neues Luxushotel, das Gaia, das von einer Gruppe schwerreicher Gäste eingeweiht wird. Während die Gäste sich die Sehenswürdigkeiten des Mondes anschauen und die Annehmlichkeiten des Hotels genießen, scheint ein Gast aber etwas anderes im Sinn zu haben.
Limit – Handlung
Planet Erde, im Jahre 2025. Julian Orley ist englischer Visionär und Großunternehmer. Mit Orley Enterprises hat er überall auf der Welt seine Finger im Spiel und kann mit seinem Einfluss ganze Regimes fördern oder stürzen. Mithilfe modernster Entwicklung gelingt es ihm, einen Weltraumlift zu bauen – niemand sonst auf der Welt hat das Know-How oder die Mittel, um ihm diese technische Meisterleistung nachzumachen. Und da zufällig auf dem Mond Helium 3 gefunden wurde, das alle Energieprobleme der Menschheit auf lange Zeit lösen kann, kann er nun seinen Lift teuer vermieten. Der Abbau von Helium 3 lohnt sich mit herkömmlicher Raketentechnik kaum, da der Transport des Materials vom Mond zur Erde zu teuer und aufwendig ist – mit dem Lift dagegen kann man das Gestein wesentlich günstiger zum Lift befördern und von dort große Menge zur Erde transportieren.
Die einen freuen sich zwar über die neue Energie, aber auf der anderen Seite ist aber die Nachfrage nach Erdöl schlagartig in den Keller gegangen, ganze Konzerne stehen am Rande der Insolvenz, Abertausende Menschen werden arbeitslos. Daher hat Orley, der die Helium 3-Förderung erst möglich macht, auch einige Feinde. Beispielsweise sind die Chinesen nicht besonders glücklich darüber, dass Orley seinen Lift nur den Amerikanern zur Verfügung stellt, während China zwar Helium 3 schürft, aber dabei durch die hohen Transportkosten ordentlich drauflegen muss.
Vor diesem Hintergrund – die Ablösung von Erdöl durch Helium 3 – spielt sich die ganze Geschichte ab.
Die Mondgesellschaft
Nun hat Orley Enterprises auf dem Mond auch noch ein Luxushotel gebaut – das Gaia, das kurz vor der Eröffnung steht. Julian Orley lädt einige schwerreiche Personen aus der Industrie, Wissenschaft, aber auch aus der Unterhaltungsbranche ein, mit ihm, seiner Tochter Lynn und seinem Sohn das Hotel erstmals zu besuchen. Vielleicht kann er dabei einige weitere Investoren gewinnen.
Hier treffen nun unterschiedlichste Menschen zusammen, die alle ihre eigenen Probleme haben. Das Konglomerat völlig unterschiedlicher Typen aus verschiedenen Kulturen und mit anderem Hintergrund sorgt für einige interessante Dialoge. Einer davon scheint aber seine eigenen Pläne zu haben, die nicht unbedingt mit Orleys Visionen zusammenpassen..
Eine Jagd durch Shanghai
Gleichzeitig nimmt der englische Detektiv Owen Jericho, der seit einigen Jahren in Shanghai lebt, den Auftrag eines Freundes an, die junge Dissidentin Yoyo zu suchen. Sie ist offenbar in Schwierigkeiten und verschwand spurlos von der Bildfläche. Ihr Vater ist halb verrückt vor Sorge. Jericho heftet sich also an Yoyos Spur und stellt fest, dass auch ein äußerst gefährlicher Killer Interesse daran hat, Yoyo zu finden. Bald stellt er fest, dass es hier um weit mehr geht, als nur um eine verschwundene Studentin.
Limit – Rezension
Selten wirkte ein Buch so ambivalent auf mich wie Frank Schätzings „Limit“. Ich brauchte über ein Jahr und mehrere Anläufe, um es endlich durchzulesen – danke für deine lange Ausleih-Geduld, lieber Texx! Und ich glaube, ich sollte neben der relativ nichtssagenden Sterne-Bewertung für die Bücher weitere Kriterien einführen, wie etwa Schreibstil, Innovation, Spannungsbogen, Glaubwürdigkeit/Charaktere…
Der Schreibstil – einfach großartig!
Limit ist unglaublich toll geschrieben. Wirklich, für den Schreibstil verdient das Buch problemlos fünf Sterne! Das extrem hölzern geschriebene Das Erwachen von Andreas Brandhorst war tatsächlich sogar der Grund, warum ich mich wieder „Limit“ zugewandt habe, das zuvor monatelang in einer Ecke vor sich hin verstaubte. Schreibstiltechnisch klatscht Schätzing einen Brandhorst problemlos an die Wand. Man hat das Gefühl, dass Schätzing in Limit einfach mal einen doppelt so großen Wortschatz einbringt, als das üblicherweise der Fall ist.
Seine Ausdrucksweise bringt kleine Details ein, die das „Leseerlebnis“ in Büchern wie dem vorliegenden „Limit“, aber auch Die Nebel des Morgens von Viola Alvarez oder Der Marsianer von Andy Weir so großartig machen. Sie blähen zwar ein Buch mit „unnötigen“ Formulierungen auf, erfreuen aber immer wieder das Auge und fügen den reinen Aussagen unterschwellig Färbungen hinzu. Mir hilft sowas wie „…das an den Fixpunkten der Mundwinkel aufgehängte Lächeln.“ (S. 540), mir die Szene besser vorzustellen. Man könnte auch von einem professionellen oder kühlen Lächeln schreiben, aber diese eigenwillige Formulierung zwingt den Leser dazu, sich genauer damit zu beschäftigen und dieses Lächeln vor dem Inneren Auge entstehen zu lassen. Oder statt auszudrücken, dass Chambers einem Nervenbruch nahe war, schreibt Schätzing: „Insbesondere Evelyn Chambers schien wachsende Sympathien für einen Nervenzusammenbruch zu entwickeln.“ (S. 1142) – Umständlich, aber einzigartig! Ganz unten kannst du ein paar weitere Beispiele lesen.
Schätzing scheint einfach mühelos mit Worten zu jonglieren und meistert auch Dialoge und zwischenmenschliche Beziehungen mit Bravour – das sind Disziplinen, auf denen der arme, gerade von mir dauernd herangezogene Brandhorst leider überhaupt nicht brilliert.
Limit ist aus dieser Sicht also ein wahrer Genuss zu lesen, wie ein guter Wein, während bei Brandhorst das Lesen der Wörter nur das Mittel zum Zweck ist, um zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Dafür gibt es andere Probleme – nämlich die auch nicht unwichtige Story.
Die Story schwächelt und zieht sich in die Länge
Schätzing wendet in Limit sehr viel Zeit dafür auf, den Leser einzuführen und ihm ein Gefühl für die Charaktere zu vermitteln. Das ist auch sehr gut und durch seinen unterhaltsamen Schreibstil auch sehr kurzweilig zu lesen. Was mir allerdings von Anfang an gefehlt hat, war der „Anker“, also irgendeine Information, um was es überhaupt im Buch geht. Ein Hinweis auf das Abenteuer, auf die Katastrophe, auf die große Aufgabe, die auf die Figuren zukommt.
Anker oder kein Anker, das ist die Frage
Nehmen wir als Beispiel doch mal Das Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin, dank der darauf basierenden Serie Game of Thrones mittlerweile hinreichend bekannt: Das erste Kapitel zeigt dem Leser (und dem Zuschauer), dass es hoch im Norden offenbar irgendwelche extrem ungnädige Eistypen mit blau strahlenden Augen gibt, die alle Menschen töten wollen und somit eine bislang unerkannte Gefahr darstellen. Irgendwas braut sich da zusammen. Dann geht es mehrere Bücher erstmal um die Intrigen, Kriege und Scharmützel der Sieben Königreiche, während die grausige Gefahr im Norden fast vergessen ist – aber nur fast. Ohne diesen Anker wüsste ich nicht, ob ich die Geduld aufgebracht hätte, mich auf all diese Dynastien und ihre Streitereien einzulassen.
Gleiches in der Commonwealth-Saga von Peter F. Hamilton. Direkt am Anfang beobachtet ein Astronom, wie plötzlich ein Stern verschwindet – ein Phänomen, das sich nur dadurch erklären lässt, dass irgendjemand den Stern verschwinden lässt. Dann stellt Hamilton seine vielen Charaktere vor, was manchmal durchaus seine Längen hat. Aber der Leser liest gern weiter, denn er weiß, da ist noch was Größeres im Hintergrund.
Für mich ist es irgendwie sehr wichtig, zu wissen, auf was der Autor denn hinaus will. Man kann nur dann darauf verzichten, wenn man weiß, dass es um die Schilderung eines Zeitraumes geht – etwa bei Biographien oder der epischen Erzählung Das Silmarillion von Tolkien. Wenn man sich die 1200 Seiten von Maraget Georges Maria Stuart durchliest, dann weiß man, dass das Leben von Maria Stuart die Hintergrundgeschichte ist und es keinen Plot gibt, auf den alles zuführt.
2/3 des Buches: Lose Fäden ohne Zusammenhang
Schätzing lässt den ankerlosen Leser viele 100 Seiten lang im Unklaren. Es gibt 2,5 Handlungsstränge, die lose für sich existieren und über die Hälfte des Buches nichts miteinander zu tun haben. Wir haben zum einen die Mondgesellschaft, die in der Schwerelosigkeit ihre Purzelbäume schlägt, und zum anderen den Detektiv Owen Jericho in Shanghai, der im Wettlauf mit einem Killer der verschwundenen Yoyo auf den Fersen ist. Dann gibt es noch einen Handlungsstrang in Kanada, wo eine Journalistin einen Mordanschlag untersucht. Alles für sich macht Spaß zu lesen – ich wiederhole nochmals: „Limit“ ist eine geschriebene Wucht! Aber nach 300 Seiten wurde zumindest ich ungeduldig und wollte wissen, was denn nun auf uns zukommt und mit was wir es denn überhaupt zu tun haben.
Irgendwann dämmert es dann doch, Schätzing stellt die Verbindung her. Aber durch die lange aufgebaute Erwartungshaltung war ich von dieser enthüllten Entwicklung dann auch enttäuscht. Das letzte Drittel des Buches ist nicht langweilig oder unspannend (und auch nicht unblutig), aber für diesen langen Vorlauf doch irgendwie etwas zu profan. Daher ist eine Buchkritik auch sehr schwierig. Ein klasse Schreibstil reicht eben doch nicht aus. Die Geschichte ist einfach viel zu lang erzählt.
Die Figuren
Schätzing stellt uns mehrere Dutzend Charaktere vor. Viele davon gewähren dem Leser einen Einblick in ihre persönliche Geschichte – sie werden kurzweilig zur Hauptfigur und wir erleben die Geschichte demnach aus den Augen sehr vieler Personen. Gefühlt scheint es aber so, als würden wir „Limit“ zu vielleicht 40% aus der Sicht von Owen Jericho, dem Detektiv in Shanghai, erleben. Der Rest verteilt sich auf unterschiedliche andere Figuren, die teilweise großzügig Raum einnehmen und näher vorgestellt werden, aber im Laufe der Geschichte auch wieder Vernachlässigung erfahren, wie z.B. Lynn Orley, die Tochter von Julian Orley.
Ans Herz wachsen die Figuren indes nicht wirklich. Schätzing versteht es zwar gut, den Personen, die er behandelt, interessant zu gestalten und ihnen eine Persönlichkeit zu geben. Der Tod mancher dieser Charaktere ist dann auch bedauerlich – aber aufgrund der kurzen Aufmerksamkeitsspanne zu verschmerzen.
Personelle Schlaglichter in „Limit“
Von Owen Jericho erfahren wir im Laufe der über 1000 Seiten zwar ein wenig und wir erleben auch intensiv das Geschehen aus seinen Augen mit, aber dennoch ist er nicht recht greifbar als Mensch mit Macken und Persönlichkeit. Man erfährt nicht unbedingt, was ihn antreibt. Jericho hat zwar eine Vorgeschichte, aber als er für einen völlig fremden Mann dessen Tochter Yoyo finden soll, scheint er sich voll und ganz für diese ihm unbekannte Person aufzuopfern. Das ist nicht besonders nachvollziehbar, denn es fehlt jeglicher Bezug dazu. Zunächst ein Auftrag, klar, Jericho steigert sich dann aber über alle Maßen hinein.
Ansonsten haben wir noch Lynn Orley, die das Mond-Hotel Gaia geplant und gebaut hat. Wir erfahren recht schnell, dass sie eine depressive Seite hat, die überhand zu übernehmen droht – aber ihre Entwicklung im Laufe des Buchs ist meiner Meinung nach nicht ganz nachzuvollziehen.
Alle anderen Personen stehen nur kurze Episoden lang im Mittelpunkt und erhalten nicht genug Raum, wirklich zu faszinieren. Interessant ist, dass es häufig vorkommt, dass wir Personen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten können. So schauen wir manchen Personen sozusagen über die Schulter und erhalten Einblick in ihr Seelenleben, und im nächsten Moment wechselt die Perspektive auf eine andere Person, die nun ihren eigenen Blick auf die gerade noch begleitete Person hat.
Das klingt alles recht negativ, aber die schlaglichtartige Beleuchtung der Figuren sind immer sehr interessant und kurzweilig geschrieben.
Innovationen und Technik
Bald gibt es kein Erdöl mehr! Die Ressourcen werden knapp! Das wissen wir alle. Deswegen wundert es mich eigentlich, dass dieses Problem nicht in mehr Büchern thematisiert wird. Ob die Gewinnung von irgendeinem Material aus Mondgestein und dessen Transport zur Erde – ob mit Raumschiffen oder einem Lift – möglich wäre, kann ich mir nicht recht vorstellen. Aber ich fand die automatisierte Förderung mit riesigen computergesteuerten Maschinen spannend beschrieben. Diese Viecher würde ich gerne in einer Verfilmung mal sehen :D Allerdings fragen sich auch die Figuren im Buch, ob es in Ordnung ist, den Mond im Laufe der nächsten Jahrhunderte komplett umzugraben und so sozusagen zu zerstören.
Ansonsten beschreibt Schätzing in „Limit“ nur sehr zurückhaltende Zukunftsvisionen, und auch die werden wir wohl in der Realität kaum erreichen können (von einem Weltraumlift ganz zu schweigen). Sie beschränken sich im Großen und Ganzen auf selbstfahrende Fahrzeuge (Autos mit Verbrennungsmotoren sind eine Seltenheit geworden – wohl auch dank Helium 3) und gelegentlich auch fliegende Fahrzeuge für Einzelpersonen, die sich aber Normalsterbliche kaum leisten können.
Das Luxushotel Gaia auf dem Mond würde ich mir aber auch gerne mal anschauen. Im Buch wirkt alles ein wenig wie Jurassic Park: Alles ein wenig zu groß, toll und gefährlich, um wahr zu sein :D Aber die Vorstellung, selbst auf dem Mond herumrennen zu können oder eine Runde durch das All zu drehen, ist schon nett.
Limit – Wertung
Die Wertung für „Limit“ ist wirklich nicht einfach. So sehr ich persönlich einen etwas süffisanten, schnodderigen Schreibstil mit ungewöhnlichen Umschreibungen schätze – aber die Story fand ich leider einfach nicht so richtig überzeugend. Obwohl es vor allem in Jerichos Storyline immer wieder spannende Situationen gab, fehlte mir doch der Bezug zur Mondgesellschaft und zum „großen Ganzen“. Für meinen Geschmack bleibt sie etwas zu langatmig, es steht immer wieder die Frage im Vordergrund, wie nun alles zusammenhängt. Somit kann ich mich insgesamt nicht für vier Sterne durchringen und bleibe bei 3 Sterne mit einem Plus.
» So funktioniert die Buchbewertung
Limit – Zitate
Vorstellung der Nebenfigur Olympiada. Rogaschow ist russischer Großindustrieller, Ginsburg der russische Präsident.
Rogaschow huldigte Ginsburg auf seine Weise. Eines volltrunkenen Abends nämlich erwies sich, dass Ginsburg eine Tochter hatte, Olympiada, wortkarg und von überschaubarem Reiz, die der Präsident gern verheiratet gesehen hätte, möglichst mit vermögendem Hintergrund. Irgendwie war es Olympiada gelungen, ein Studium der Politik und Wirtschaftswissenschaften hinter sich zu bringen. Jetzt saß sie als Abgeordnete im Parlament, gab ihrer Vaterliebe in Abstimmungen Ausdruck und welkte dahin, ohne aufgeblüht zu haben. Rogaschow tat Ginsburg den Gefallen. Die Verehelichung der Privatvermögen ging mit Pomp über die Bühne, nur dass Rogaschow in der Hochzeitsnacht das Bett mied und woanders war. Von da an war er eigentlich ständig woanders, auch, als Olympiada den einzigen gemeinsamen Sohn zur Welt brachte, der einer Privatschule anvertraut und fortan selten gesehen wurde. Ginsburgs Tochter vereinsamte. Mit der Begeisterung ihres Mannes für Kampfsport, Waffen und Fußball wusste sie nichts anzufangen, noch weniger mit seinen ständigen Affären. Sie beklagte sich bei ihrem Vater. Ginsburg dachte an die 56 Milliarden Dollar, die sein Schwiegersohn auf die Waage brachte, und riet Olympiada, sich einen Liebhaber zuzulegen. Das tat sie dann auch. Er hieß Jim Beam und hatte den Vorzug, da zu sein, wenn man ihn brauchte.“
S. 41
Kenny Xin bedroht die junge Frau Yoyo mit der Waffe, um Informationen von ihr zu bekommen. Yoyo improvisiert mit ihrem guten Freund Daxiong ein Streitgespräch über den soeben erfundenen Wanzing, um Kenny Xin abzulenken und Zeit zu gewinnen.
[Yoyo:] „Ich vertraue ihm!“
„Man kann ihm aber nicht vertrauen.“
„Wanxing klatscht nicht.“
„Froschkacke!“, erboste sich Daxiong. „Er tut überhaupt nichts anderes!“
Kenny legte den Kopf schief. Er schien nicht recht zu wissen, was er von dem Streit zu halten hatte.
„Wenn Wanxiang mit irgendjemandem darüber gesprochen hat, dann, weil er zusätzliche Tools brauchte“, bellte Yoyo. „Nachdem DU es ja nicht auf die Reihe gebracht hast!“
„Sag ich doch.“
„Was?“
„Dass jetzt auch Sara und Zheiying im Besitz dieser beschissenen Nachricht sind.“
„Was? Warum denn gerade die?“
„Warum? Bist du blind?“ Weil er scharf ist auf Sara.“
„Bist du doch selber!“
„Hey“, sagte Kenny.
„Du hast sie ja wohl nicht mehr alle“, schnauzte Daxiong sie an. „Wollen wir mal über dein Verhältnis zu Zheiying reden?“ Wie du dich zum Affen machst, bloß weil er -„
„Hey!“, schrie Kenny und feuerte Daxiong seinen Computer vor die Füße. „Was soll das alles? Wollt ihr mich verarschen? Wer ist Wanxing, wer sind die anderen? Wer weiß alles von der Sache? Macht endlich das Maul auf, oder ich schieße den Alten in Stücke!“
Yoyo öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie konnte nicht aufhören, den Killer anzustarren, der gerade einiges zu begreifen schien. Dass sie blufften, ihn hinhielten.S. 586
Die amerikanische Journalistin Loreena Keowa mit indianischen Vorfahren versucht, einen Informanten zu schmieren.
„Vielleicht ist es aber auch 100 Dollar wert, oder?“ Sie hob eine Augenbraue. „Könnte das sein, Skip [Bruford]? Vorausgesetzt, jemand hört auf, Fragen zu stellen und sich Gedanken über die Polizei zu machen.“
Bruford verkniff sich ein Grinsen. Genauso hatte es laufen sollen.
„Doch“, sagte er nachdenklich. „Könnte schon sein.“
Sie griff in ihr Jackett und förderte so behände einen zweiten Fünfziger daraus zutage, als habe sie mit dieser Entwicklung gerechnet. Bruford nahm ihn und gesellte ihn dem anderen zu.
„Scheint ’n Nest in Ihrer Jacke zu sein“, sagte er.
„Nein, Skip, es waren nur zwei. Und vielleicht wollen die wieder zurück, wenn ich zu der Überzeugung gelange, Ihnen nicht trauen zu können.“
„Dann hol ich mir halt was anderes.“ Jetzt grinste er doch. Sie haben ’ne Menge, was gut ist, zweimal in der Jacke.“
Keowa ließ den Blick ihrer gewaltbereiten Vorfahren auf ihm ruhen.
„Okay“, brummte er. „Tut mir leid.“S. 641
Julian Orley parliert mit Jia Keqiang, dem Kommandanten der chinesischen Helium 3-Förderstation.
[Jia] „Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich maße mir nicht an, den ehrenwerten Zheng infrage zu stellen, aber er ist ebenso wenig Privatmann, wie Sie es sind. Sie beeinflussen die Weltpolitik stärker als mancher Politer. Noch Tee?“
[Julian Orley] „Gerne.“
„Sehen Sie, mir ist daran gelegen, dass Sie meine Situation verstehen, Herr Orley -„
„Julian.“
Jia schwieg eine Sekunde, unangenehm berührt, schenkte nach. Noch nie hatte er verstanden, was Engländer und Amerikaner dazu trieb, einem bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Vornamen aufzuzwängen.S. 1142
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