Maria Stuart war im 16. Jahrhundert Königin der Schotten. Dieses Buch behandelt im Grunde biographisch ihr tragisch verlaufenes Leben von der Kindheit bis zu ihrem Tod. Maria war eine schreibfreudige Persönlichkeit, die viele Briefe hinterlassen hat, so dass viele Details ihres persönlichen Lebens bekannt ist. Und hier bekommt der Leser ausreichend Gelegenheit, froh darüber zu sein, ein ganz normaler Mensch ohne blaues Blut zu sein.
Untertitel: Der Roman ihres Lebens
Erstauflage: 1992
Seitenanzahl: 1208
Review online seit 15.08.2009
Inhalt. Margaret George widmete 4 Jahre ihres Lebens der vorliegenden romanhaften Biografie über die berühmte Königin der Schotten, Maria Stuart. Marias berühmter Großonkel Henry VIII, König von England, der sechs Ehefrauen hatte und zwei davon hinrichten ließ, ist wahrscheinlich Vielen ein Begriff; und auch Mary Stuart und ihr tragisches Leben, das sie zu großen Teilen in Gefangenschaft verbrachte, ist nicht gerade die unbekannteste historische Figur der britischen Insel.
Als kleines Kind wird Maria nach Frankreich gebracht, da in Schottland Krieg herrschte und die Gefahr, dass sie als legitime Königin in Feindeshand fiel, zu groß war. In Frankreich, dem Herkunftsland ihrer Mutter, wurde Maria erzogen und lernte auch ihren zugesprochenen späteren Gemahl, den französischen Thronfolger Franz, kennen. Nach dessen frühem Tod kehrt Maria im jungen Alter von 19 Jahren zurück nach Schottland, um ihr Amt als schottische Königin anzutreten.
Zunächst als beliebte Königin vom Volk verehrt, wendet sich ihr Glück mit einer unglücklichen Ehe und einer neuen tragischen Liebe. Sie muss wieder fliehen und wendet sich an ihre Großcousine, Königin Elisabeth I. von England. Doch das erweist sich als Fehlentscheidung, denn Elisabeth sieht in ihrer „königlichen Schwester“ viel zu sehr eine Konkurrentin für den englischen Thron, und so endet Marias Leben 20 Jahre später auf einem englischen Schafott.
Zwar habe ich hier schon einiges vom Verlauf der Geschichte verraten, was ich eigentlich sonst ungern tue. Genau diese Informationen finden sich jedoch auch direkt auf dem Buchrücken als kurze Inhaltsangabe des Buchs und können vor dem Lesen kaum unentdeckt bleiben ^^
Kritik. Das wohl mindestens ebenso bekannte Werk der Autorin „Ich, Heinrich VIII.“ hatte ich bereits vor Jahren insgesamt zweimal gelesen und zähle es noch immer zu meinen Lieblingsbüchern dieses Genres. Das Buch über Mary Stuart befand sich daher schon sehr lange auf meiner Leseliste. Ich fürchte allerdings, dass es nicht ganz an das Buch über Henry VIII. herankommt.
Das Buch ist in der dritten Person geschrieben, so dass zwar meistens der Blick auf Maria gerichtet ist, jedoch auch kurze Abstecher direkt zu weiteren wichtigen Personen der Handlung ermöglicht werden, so dass auch deren Gefühle und damit auch ihre Handlungsgründe besser klar werden. Der Schreibstil ist angenehm und die Autorin bedient sich einer angemessenen Wortwahl. Humoristische Anflüge sind jedoch kaum vorhanden, höchstens ein kurzes Schmunzeln ist möglich.
Es wird ein tragisches Leben beschrieben. Maria ist eine intelligente junge Frau mit guter Erziehung, die alles richtig machen will und auch könnte, doch sie trifft völlig unvorbereitet immer wieder auf Intrigen und Verrat unter ihren engsten Beratern und Angehörigen. Sie ist daher machtlos gegenüber den Umständen, und das gibt auch dem Leser selbst irgendwie ein Gefühl der Hilflosigkeit. Maria hat in ihrem Leben bis auf ihren katholischen Glauben alles verloren und muss mit diesem Wissen viele Jahre in Gefangenschaft verbringen. Mich selbst hat das Buch im späteren Verlauf auch teilweise runtergezogen und deprimiert, denn zumindest ich selbst habe mich gefragt, was es denn nützt, gutgläubig um das Richtige im eigenen Leben zu kämpfen, wenn doch die Umstände einem alles verwehren können und ohne, dass man Schuld daran trägt, immer wieder zurück in den Abgrund stoßen können. Aber – ich lasse mich von sowas auch leicht beeinflussen ^^
Da Mary Stuart als historische Figur tatsächlich eine schreibefreudige Person war und vor allem auch während ihrer Gefangenschaft dieses Talent immer weiter ausbaute, sind viele Details aus ihrem Leben bekannt. Viele ihrer Briefe werden im Buch auch zitiert und in die Handlung eingebaut, so dass man den Eindruck erhält, dass sich tatsächlich ihr Leben so oder zumindest ähnlich abgespielt haben könnte. Die Autorin selbst fügt ein a usführliches Nachwort über ihre Recherchen und ihre eigene Auslegung des Themas an.
Als negative Kritik möchte ich anmerken, dass vor allem eher am Anfang des Buches einige wichtige Personen vorgestellt werden, deren Namen und Funktion ich mir nicht alle merken konnte und so den Verwicklungen zunächst nicht ganz folgen konnte. Da es sich jedoch größtenteil um Personen handelt, die im weiteren Verlauf immer wieder auftreten, bekommt man die wichtigen Infos, wer wer ist, dann zwangsweise eingehämmert ^^ Für mich ließ dieses Detail das Buch jedoch kurzzeitig sehr trocken und eher langweilig werden – diesen Eindruck hatte ich vom Buch über Henry VIII. nicht, und daher finde ich dieses ein wenig besser als das über Mary.
Ich empfehle dieses Buch jedem, der gerne historische „Lebensromane“ liest, im Stile von „Ich, Heinrich VIII.“, den Rebecca-Gablé-Romanen und auch Ken Follets historische Romane.
Wertung. Insgesamt eine monumentale Lebensgeschichte.
Maria Stuart – Zitat
Maria richtet sich kurz nach ihrer Rückkehr nach Schottland im verwahrlosten Holyrood Palast in Edinburgh ein.
«“Meine Herren!“ rief sie. „Vor Euch in diesen Kisten sind Pflanzen, die ich aus den Gärten Frankreichs habe schicken lassen. Es sind persische Lilien -“
„Die wachsen hier nicht“, sagte einer der Gärtner rasch.
„Zu kalt“, bekräftigte ein anderer.
„Wir können versuchen, sie an einem Südhang zu pflanzen und sie ein bisschen zu schützen“, sagte Maria- „Und hier ist Rosa Gallica, die rote Rose, die so üppig blüht, und die Mondchrysantheme, die ihre Blüten nur in der Nacht öffnet…“
Die Gärtner meinten: „Da braucht man Mist!“
„Daran wird es in den königlichen Marställen gewiss nicht mangeln“, sagte Maria. „Und hier – Ahornbäume habe ich senden lassen.“ Sie deutete auf die höchsten Kisten. „Ich hoffe nur, dass sie hier wachsen! Wenn der Wind in ihnen rauscht, ist das einer der lieblichsten Klänge auf Erden.“
Die Männer grunzten.»
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