Mein Auto hat RDKS – klingt wie eine Krankheit. Ist es auch.. RDKS, Reifendruckkontrollsystem, das ist ein tolles neues Feature, das seit 2014 für Neuwagen gesetzlich vorgeschrieben ist. Schadet ja nicht, denkt man sich. ABS, ESP und GPS sind ja schließlich auch ganz toll. Nur bringt RDKS leider nicht viel. Für diese gesetzliche Pflicht muss ich gesetzlich vorgeschrieben die Kosten übernehmen. Danke :-)
Endlich mal wieder ein Meckerposting! Heutzutage gebe ich mir ja viel zu sehr Mühe, informativen Content zu schreiben, statt einfach mal meine Wut ins Internet zu schreien. Aber jetzt ist es Zeit dafür, die Troll Faces wieder auszupacken. Sie passen perfekt!
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Features, die keine Features sind
Autos haben meiner Meinung nach heutzutage zuviel Schnickschnack verbaut. Klar, Klimaanlage und das bereits erwähnte ABS ist eine tolle Sache, aber bei elektrischen Fensterhebern geht es schon los: Was ist so schlimm an einer Kurbel? Verreckt der Motor, der das Fenster elegant nach oben und unten gleiten lässt, sind ein paar 100 € fällig (bei meinem Skoda waren das glaube ich 250 €). Über die Berg-Anfahrhilfe, die mein neues Auto mitbringt, mögen sich manche Flachländler freuen: Beim Anfahren am Berg rollt es nun nicht mehr zurück, während man panisch das Gaspedal sucht. Aber die Gurtsensoren finde ich wieder so unnötig wie ein Furunkel: Das Auto registriert, ob sich alle Mitfahrer ordnungsgemäß angeschnallt haben. Wenn nicht, dann fängt es sehr nervig an, warnend zu „pling pling pling“en. Geht doch das Auto nichts an, ob ich auf dem Heimweg von der Arbeit kurz am Supermarkt anhalte und dann die letzten 300 m unangeschnallt durchs Wohngebiet nach Hause schleiche. Mein ganz privater Akt der Rebellion gegen den „Zwang zum Selbstschutz“ am Abend!
Und jetzt haben wir RDKS. Bis vor kurzem wusste ich gar nicht, was das ist – bis ich mir vor zwei Wochen ein neues Auto gekauft habe. Meinen 5. Opel, auf dass er mir länger erhalten bleibe als die Vorgänger.
Die Benennung des Autos steht noch aus, mir schwebt was raumschiffartiges oder irgendwas mit dem Nachthimmel vor. Auch die offizielle Beflaggung erfolgt erst bei besserem Wetter und mehr Licht.
Jedenfalls, der Corsa hat RDKS, und zwar ein aktives RDKS! Ein ähnlich tolles Feature wie das unselige SIM Lock um die Jahrtausendwende. Aus der fast 20 Jahre alten Handywerbung: Nokia 6310 mit Mehrzeilendisplay, GSM und SIM Lock! SIM Lock bedeutet, dass man keine andere SIM-Karte mit dem Gerät verwenden konnte als mit der, die man zusammen mit dem Handy gekauft hat. Also kein Feature, sondern eine knallharte Einschränkung. Aber trotzdem wurde SIM Lock wie ein Feature gepriesen, Handys „ohne SIM Lock“ fehlt schließlich was.
Der Reifendruck des Todes!
Naja, ich schweife ja schon wieder ab. „Aktives RDKS“ wirkte für mich also tatsächlich wie ein Feature. Zurück zum unsäglichen Reifendruckkontrollsystem. Die Politik hat einen bedauernswerten Missstand identifiziert, der unbedingt zu beheben ist: Unoptimaler Luftdruck im Autoreifen! Ja, hier muss man selbstredend regulierend eingreifen. Zu niedriger oder zu hoher Luftdruck im Reifen führt zu einem verlängerten Bremsweg und zu einem größeren Rollwiderstand und somit zu mehr Kraftstoffverbrauch und CO²-Ausstoß. Das ist ärgerlich. Daher lernt auch jeder in der Fahrschule, dass man alle zwei Wochen pflichtbewusst an der Tanke seinen Reifendruck zu prüfen habe.
Als ich 2002 mein erstes eigenes Auto bekam, tat ich auch genau das. Ich bin schließlich ein Mensch, der die Dinge gern optimiert. Also auf zur Tanke, Luftdruckdingsgerät ans Ventil und .. Oh, ist ja noch gut. Nächster Reifen. Auch gut, ok, weiter .. Alle gut! Zwei Wochen später: Dingsgerät ans Ventil. Gottverdammt, Luftdruck unverändert, an allen Reifen! Wie enttäuschend, da möchte man das Material optimal behandeln und alles richtig machen, und dann ist das gar nicht nötig. Genauso unbefriedigend wie einen sauberen Fußboden staubsaugen: Man investiert Zeit und führt keine Verbesserung herbei. Also geht man dazu über, den Druck nur noch alle vier Wochen und dann alle drei Monate zu prüfen.
Was ich damit sagen will: In den mittlerweile 15 Jahren, in denen ich mein eigenes Auto habe und es auch durchaus viel benutze, kann man an einer Hand abzählen, wie oft es tatsächlich nötig war, den Luftdruck anzupassen.
Mannigfaltige Vorteile von RDKS
Nun sparen wir uns das dreimonatige manuelle Prüfen. Dank komplizierter Elektronik in Form von im Reifen (!) angebrachten Sensoren in Verbindung mit irgendeiner Software, die die Daten an den Bordcomputer schickt, haben wir den Luftdruck nun direkt vor Augen. Ein Wunder der Technik!
Das soll ein RDKS tun:
- „Ziel ist eine Erhöhung der Fahrsicherheit und Verminderung von Unfällen. Durch falschen Reifendruck wird der Bremsweg verlängert, die Kurvenlage kann beeinträchtigt werden. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die Reifen erhitzen.
- Zu niedriger Reifendruck erhöht den Kraftstoffverbrauch, erhöht aufgrund des höheren Rollwiderstandes den Reifenverschleiß und steigert den CO²-Ausstoß. Das RDKS soll dem entgegenwirken.“
(Quelle)
Aber ohje, was ist das? Das RDKS ist doch nur ein Sensor! Er wirkt überhaupt nichts entgegen. Er misst nur. Im Gegensatz zu ABS hilft RDKS nicht aktiv und smart dabei, irgendwie Sprit zu sparen und die Sicherheit zu erhöhen. Ob jemand tatsächlich aussteigt und den Druck um 0,1 bar auf das Optimum reguliert, steht doch gar nicht fest.
Einen wesentlich ehrlicheren Vorteil von RDKS können wir hier nachlesen:
„In den nächsten Jahren wird die Dichte an RDKS in Fahrzeugen weiter ansteigen. All diese Fahrzeuge haben einen Bedarf an Ersatz-Sensoren oder Sensoren für die Ausrüstung der Winterreifen, wodurch sich für die Werkstätten ein enormes Absatzpotential an den entsprechenden Leistungen ergibt.“
(Quelle)
Das schöne ist ja, dass auch Winterreifen und Ersatzräder zu RDKS verpflichtet werden. Auf dass der Autofahrer im Winter bei Glatteis keinen verlängerten Bremsweg aufgrund eines nicht optimalen Reifendrucks erfahren müsse. Dafür bin ich zu Dank verpflichtet. Und die Aussicht, dass jemand bei einer Reifenpanne einen Ersatzreifen montieren könnte, der möglicherweise keinen optimalen Luftdruck aufweist – ein Alptraum!
Ist doch nur ein bisschen teurer
All diese Vorteile – da müssen doch auch Nachteile sein. Die bemerkt der Autofahrer, wenn er neue Räder braucht. Oh, der ganze Elektronikscheiß kostet ja auch ein bisschen was, na sowas!
Der ACE Auto-Club Europa weiß dazu:
„Nachteil des direkten RDKS ist ein deutlicher Mehraufwand bei Wartung und Reifenwechsel. Alle Reifen, also auch Winterreifen und Ersatzrad, müssen mit funktionsfähigen Sensoren ausgestattet sein. Durch Montage und Programmierung der Sensoren steigern sich Zeitaufwand und Kosten für einen Reifenwechsel enorm.“
(Quelle)
Um dem ganzen Sarkasmus hier ein bisschen Würze zu verleihen, möchte ich euch nachfolgend auch zeigen, inwiefern sich die „Kosten enorm steigern“.
In einem Online-Shop kann man sich Kompletträder passend zum Auto zusammenstellen lassen. Ich habe viele Shops geprüft, es gibt vielleicht auch Läden, die geringfügig günstiger sind. Aber zum Vergleich kann man diesen hier gut heranziehen, weil er die Kosten schön auflistet.
Winter-Kompletträder für meinen letzten Corsa (Corsa C, Baujahr 2005)
Produkt | Einzel | Anzahl | Gesamt | |
Billigste Stahlfelgen | 40,84 € | 4 | 163,36 € | |
Billigste Winterreifen | 42,90 € | 4 | 171,60 € | |
Montage (optional) | 13,30 € | 4 | 53,20 € | |
Gesamt | 388,16 € |
Ja, Reifenkauf bzw. Räderkauf war nie günstig. Ist pro Auto und Rädersatz natürlich nur einmal fällig, die Felgen muss man ja in der Regel nicht austauschen. Das wären dann normalerweise nur 171,60 € für einen Satz neue Winterreifen. Auch bei der Montage kann man sparen und es selbst machen.
Winter-Kompletträder für meinen neuen Corsa (Corsa E, Baujahr 2016)
Produkt | Einzel | Anzahl | Gesamt | |
Billigste Stahlfelgen | 49,98 € | 4 | 195,92 € | |
RDKS-Sensor | 82,11 € | 4 | 328,44 € | |
Billigste Winterreifen | 55,89 € | 4 | 223,56 € | |
Montage (optional) | 23,90 € | 4 | 95,60 € | |
Gesamt | 843,52 € |
Die Sensoren packt der Shop schon automatisch mit in den Warenkorb, weil er erkannt hat, dass mein Auto diese Sensoren haben muss (nicht braucht; haben muss). Ein Sensor kostet wesentlich mehr als ein Winterreifen! Und dabei MISST der Sensor doch nur, während der Reifen tatsächlich arbeitet! Mir bleibt da noch immer die Luft weg vor Ärger.
Selbst, wenn ich 20 € pro Reifen drauflege und dafür eine bessere Qualität kaufe (besserer Grip, höhere Sicherheit – DARUM GEHT ES DOCH, ODER NICHT?), kosten die Reifen noch immer weniger als die Sensoren. Und die SENSOREN MESSEN NUR DEN VERDAMMTEN LUFTDRUCK!
Okay, beruhig dich mal wieder. Die Montage ist hier ebenfalls nochmal einiges teurer. Sie beinhaltet neben Montage, auswuchten etc auch noch .. „den Einbau sowie das Prüfen und Anlernen eines aktiven RDKS-Sensors.“ Denn die Sensoren verbessern nicht nur die Sicherheit und blablablablabla erheblich, sie benötigen SELBSTVERSTÄNDLICH auch eine Programmierung und Kalibrierung. Und weil die Batterien in den Sensoren (BATTERIEN IN DEN SCHEIßRÄDERN!) nicht ewig halten, müssen sie gelegentlich auch mal ausgebaut und evtl. ausgetauscht werden. Kostet alles Geld. Ja, ich könnte die Reifen vllt. auch selbst montieren. Aber dann sind die Sensoren (IN DEN SCHEIßRÄDERN!) nicht kalibriert, sie müssen ja „angelernt“ werden, damit der Bordcomputer keine Fehlermeldung ausgibt. Also doch noch zur Werkstatt, anstehen, warten, Geld bezahlen.
Rund 370 € (!!!) mehr für einen Satz Räder! Dafür hätte ich mit dem alten Corsa gleich zwei Sätze bekommen…! UND DAS ALLES FÜR DEN VERDAMMTEN REIFENLUFTDRUCK?!
Alles nur für Sicherheit und Luftqualität, natürlich!
Ich will ja auch kaum meckern (Lüge!), und ich bin nur ein dummer Autofahrer, der von Statistik und Technik keine Ahnung hat. Aber könnte man den optimalen Reifendruck und damit die erhöhte Sicherheit und den verringerten CO²-Ausstoß nicht viel einfacher gesetzlich durchsetzen? Ungefähr so wie die Winterreifenpflicht? Wer mit zu niedrigem Luftdruck erwischt wird, zahlt Strafe oder hat automatisch eine Mitschuld am Unfall. So einfach könnte es sein. Ziel ist ja schließlich ausschließlich die erhöhte Sicherheit und die Luftqualität, nicht wahr? Wer eine Strafe wegen zu geringen Reifendrucks riskiert, geht in Gottes Namen einmal im Monat nachprüfen.
Aber warum einfach, wenn man es auch teuer haben kann. Statt eines Zwangs dazu, den Luftdruck immer mal wieder TATSÄCHLICH zu kontrollieren und damit die Sicherheit und blablabla zu verbessern, gibt es den Zwang, zum Preis von „enorm gestiegene Kosten“ einen Sensor einzubauen, der eben nur informiert, ob der Luftdruck stimmt – aber eben NICHT tatsächlich die Sicherheit erhöht.
Fazit und meine eigene Odyssee
Ja, man liest hier raus, dass ich ein wenig angepisst bin wegen dem RDKS. Ein klein wenig. Der Sensor gewährleistet NICHT, dass die Reifen einen optimalen Luftdruck haben. Sehr gut ist er allerdings darin, richtig viel Geld zu kosten. Ist ja nicht so, dass Autofahren sowieso ein günstiger Spaß wäre, oder? Okay, man könnte jetzt sagen: Wer einen Neuwagen (also alles ab 2014) fährt, wird sich „enorm gestiegene Kosten“ doch wohl leisten können, oder? Klar. 2024 sind aber Neuwagen aus 2014 zehn Jahre alt, genau richtig für das kleine Geld. Die zusätzlichen 370 €, wenn mal ein neuer Satz Räder fällig ist, die schüttelt man sich ja dann aus dem Ärmel, nicht wahr.
Eigentlich hatte ich mich schon letzte Woche über diesen Mist aufgeregt, als ich selbst nach Rädern gesucht habe. Inzwischen habe ich sie beim Händler gekauft, von dem ich das Auto auch habe. Er hatte ein Sonderangebot für ihre Gebrauchtwagenkäufer: 499,- € für einen Satz Winterräder mit RDKS. Ich kann rechnen und habe das Angebot in Anspruch genommen. Zähneknirschend, natürlich – immerhin trotzdem über 100 € teurer als für normale Reifen.
Also auf zum Händler, eine gefühlte Ewigkeit gewartet und im Anschluss noch eine kurze Einweisung bekommen. „Die RDKS-Warnleuchte leuchtet, aber sorgen Sie sich nicht. Die Sensoren haben die Reifen noch nicht erkannt. Kalibrieren Sie die Software einfach nochmal unterwegs. Ansonsten müssen Sie zu einem Reifenfachmann.“ Hab ich gemacht. Auch zweimal. Die Warnleuchte leuchtet weiter.
Also gestern auf zum Reifenhändler meines Vertrauens. Der läuft um mein Auto rum und meint: „Da sind ja gar keine Sensoren drin, kein Wunder, dass es nicht geht.“ Ich: „……………………? WTF?“ – Er: „Ganz sicher. Keine Sensoren.“ Also den Händler nochmal angeschrieben und gefragt, wie das sein kann. Offenbar haben sie mir die falschen Räder angebaut. Warum auch immer, ich bekomme nun offenbar einen Teil des Geldes zurück und muss wohl die Sensoren woanders nachrüsten lassen, damit das Feature RDKS wie vorgeschrieben funktioniert. Kostet natürlich Zeit und Geld. Eigentlich sollte man RDKS in „KNZG“ (Kostet Natürlich Zeit und Geld) umbenennen. Oder in „STKBS“ (Scheißteurer Kompletter BullShit).
Ach ja: Der tatsächliche Reifendruck ist von dieser Geschichte natürlich nicht betroffen. Er ist optimal, ich habe ihn manuell an der Tanke geprüft.
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Resümee 4.05.2018
Die Temperaturen sind im April schon auf fast 30° geklettert und jetzt haben wir Mai. Es wird Zeit, wieder Sommerreifen zu montieren. Ich habe ja den ganzen Winter über gewartet, dass mir meine geliebten Reifendruckkontrollsensoren eine Warnung wegen nicht optimalen Luftdrucks übermitteln. Vergeblich. Keine Warnung. Kürzlich verirrte ich mich im Bordcomputer mal auf die Reifendruck-Anzeige. Huch – da hat sich ja gar nichts getan! Der gleiche Reifendruck wie am Tag der Reifenmontage?! Könnnnnnte es etwa sein, dass die Reifendruckkontrollsensoren .. – SINNLOS… sind, weil die Reifen nunmal in der Regel nicht innerhalb kurzer Zeit viel Luft verlieren? Na, aber sowas.
Ich bleibe dabei und zementiere meine Meinung: Diese gesetzliche Regelung ist bestenfalls ein Griff ins Klo und schlimmstenfalls ein Verbrechen.
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