Ein Stundenlohn von 2,60 € und kein Dankeschön vom Auftraggeber? Wo gibt’s denn sowas? Im Freelancer-Bereich auf dem Textbroker-Schreibportal! Heute gibt es mal ein paar Einblicke in die Abgründe als Autor bei Textbroker. Ich habe das vor einiger Zeit mal selbst probiert, aber schnell wieder aufgegeben – die mangelnde Wertschätzung schlug mir noch mehr auf den Magen als die obszön schlechte Bezahlung. Meine Erfahrungen sollen hier als Beispiel dafür dienen, dass Freelancer von einem Mindestlohn von 8,50 € oft nur träumen können.
Texte – jeder braucht Texte! Die Nachfrage nach guten Texten ist dank Internet in den letzten Jahrzehnten nochmal deutlich gestiegen.
- Blogs,
- Produktbeschreibungen,
- Facebook-Postings,
- Über-uns-Texte von Unternehmen,
- Ratgeber
und viel, viel mehr – das alles muss ja auch geschrieben werden. Auf der anderen Seite will man „für so nen blöden Text“ auch nicht viel bezahlen. Dass gute Texte beispielsweise informieren, unterhalten und überzeugen zugleich, das wird häufig unterschätzt. Deswegen möchte man nicht viel Geld dafür ausgeben. Genausowenig, wie Häkel-Steffi einen professionellen Fotografen bezahlt, um ihre Tischdeko-Produkte zu fotografieren.
Für sowas gibt es Textbroker. Hier können Auftraggeber für ein paar Euro individuelle, hand- äh, tastaturgeschriebene Texte für ihre persönlichen Anforderungen schreiben lassen. Textbroker ist eine Online-Plattform für Texter und Text-Auftraggeber. Wer für Geld Texte schreiben möchte, kann dort seine Dienste anbieten – und wer Texte für was auch immer braucht, stellt seinen Auftrag dazu ein. Das Ganze funktioniert ziemlich unkompliziert: Es gibt keine Verträge, keine Stundenlöhne und keine Rechnungsschreibung. Man muss nicht mal mit seinem Schreiberling kommunizieren!
So funktioniert Textbroker
Ich kenne sowohl die Autoren- als auch aus dem geschäftlichen Bereich die Auftraggeber-Seite (aber beware! Privat schreibe ich natürlich höchstpersönlich selbst :D). Deswegen kann ich das ganze System gut beurteilen.
Das Honorar für einen Text und somit auch die Kosten für den Auftraggeber hängen von der qualitativen Einstufung des Textes ab. Es gibt ein Sterne-System von 2 bis 5 Sternen: Zwei Sterne sind die Mindestqualität und werden natürlich auch am schlechtesten bezahlt. Fünf Sterne stehen für die höchste Textqualität.
Autorinnen und Autoren
Wer sich als Autor auf Textbroker anmeldet, muss ein repräsentatives Textbeispiel von sich abliefern. Den beurteilt Textbroker dann und stuft den Autor auf dieser Grundlage daraufhin zwischen zwei und vier Sterne in das Sternesystem ein. Eine 5 Sterne-Einstufung können Autoren erst nach einiger Zeit und der Abgabe mehrerer einwandfreier Texte in 5 Sterne-Qualität erreichen. Die abgelieferten Texte werden von Zeit zu Zeit durch Textbroker überprüft und die Einstufung ggf. angepasst.
Wer gut schreiben kann, kann seine Künste bei Textbroker also recht einfach gegen Geld an den Mann bringen.
Auftraggebende
Wer Texte braucht, kann sich bei Textbroker als Auftraggeber anmelden. Dann lädt er sein Konto mit etwas Geld auf (läuft also alles prepaid) und kann so lange Aufträge in den Auftragspool einstellen, bis das Geld weg ist. Ein Auftrag beinhaltet zumindest die Angabe des Themas, die geforderte Wortzahl und die gewünschte Textqualität (im Sterne-System). Ist ein 4-Sterne-Text gewünscht, können nur mindestens 4-Sterne-Autoren ihn sehen und bearbeiten.
Nach Annahme des Textes kann der Auftraggeber den Autoren noch bewerten, damit der ein Feedback für seine Arbeit bekommt.
Klingt erstmal ziemlich fair, oder? Der Hund liegt wie so oft in der Bezahlung begraben. Die erfolgt nämlich pro Wort und nicht nach Zeitaufwand – wie sollte es auch anders gehen! 2- bis 4-Sterne-Texte werden mit 0,7 bis 1,3 Cent pro Wort vergütet, als 5-Sterne-Autor steigt der Verdienst deutlich an und du erhältst 4 Cent pro Wort.
Keine Zeit für gute Texte
Auch bei bester initialer Einstufung von vier Sternen bekommst du also für einen 300-500-Wörter-Text am Ende 3,90 – 6,50 Euro. Diese Textlänge ist zumindest im 4-Sterne-Pool sehr häufig zu finden. Das ist nicht wirklich eine üppige Bezahlung. Für 3,90 € einen Arbeitsauftrag annehmen, sich zum Thema informieren und dann einen passenden Text schreiben? Und dabei Qualität abliefern? Für 3,90 €? Mh…
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Slogan auf der Textbroker-Startseite. Schnell und günstig steht im Mittelpunkt, nicht „gut“.
Klar, 300 oder 500 Wörter sind auch nicht die Welt – etwa eine DIN A-4-Seite. Einen Text zu formulieren ist aber etwas ganz anderes anderes, als ein Diktat zu tippen. Du musst überlegen, schreiben, Satz überdenken, Satz umstellen, Wörter einfügen oder löschen – um am Ende einen Satz zu erhalten, der sich stimmig liest und einem roten Faden folgt. Das dauert deutlich länger, als einfach nur im 10-Finger-System Buchstaben und Wörter in die Tastatur zu hacken.
Als Autor funktioniert es nun so: Du durchsuchst den Auftragspool bei Textbroker nach Aufträgen zu Themen, mit denen du dich auskennst. Dann musst du weniger recherchieren, denn die Recherchezeit wird ja nicht bezahlt, sie ist im Wortpreis bereits inbegriffen. Du kannst nun motiviert an die Sache rangehen. Selbst 3,90 €-Texte summieren sich hoch, wenn du den ganzen Tag durcharbeitest.
Ich wurde initial als 4-Sterne-Autor eingestuft. Mein Ziel war natürlich, schnell 5 Sterne zu erreichen, um besser bezahlt zu werden. Oder Auftraggeber zu finden, die meine Texte mögen und mich direkt beauftragen (damit verdient man am meisten Geld). Die bessere Bewertung erhält man durch das Abliefern vieler sehr gute Texte in 5-Sterne-Qualität. Wann und wie oft deine Texte allerdings von Textbroker bewertet werden, weißt du nicht und es gibt kein Recht darauf oder eine Garantie dafür. Also tust du Folgendes: Du gibst dir wahnsinnig Mühe und schreibst jederzeit Texte, die mit fünf Sternen bewertet werden könnten – allerdings bei 4-Sterne-Bezahlung.
Meine Erfahrungen als Textbroker-Autor
Das Textbroker-Prinzip fand ich interessant. Ich schreibe gerne – und wieso dann nicht damit nebenbei noch Geld verdienen? Ideal! Also meldete ich mich vor anderthalb Jahren trotz meiner Vollzeittätigkeit an. Warum nicht mal ausprobieren? :D
Schlechte Arbeitsanweisungen
Schnell stellte ich fest, dass die Suche nach Aufträgen viel zu lange dauert. Zwar gibt es keinen Mangel an offenen Aufträgen – aber die Anweisungen (Redaktionsleitfaden) der Auftraggeber zumindest im 4-Sterne-Bereich sind derart schlecht, dass ich mich auf die meisten gar nicht erst einlassen wollte. Da gibt es Leitfäden wie:
- „Ich brauche einen Text für meine Startseite. Wichtig ist die DU-Form. Webseite: www.xy.de“ (max. 3,90 €). Hä? Was willst du denn auf deiner Startseite stehen haben? Willst du deinen blöden Miniladen vorstellen? Deine Produkte? Wie soll der Leser begrüßt werden?
- „Schreib mir einen Artikel über xy, lies dich vorher ein, Literatur: xy.“ (max. 6,50 €). Ich soll mich für 6,50 € einlesen UND dann noch einen Artikel schreiben? Geht’s noch?
- „Stell mein Produkt vor. Es müssen folgende Keywords vorkommen: 2-3 mal Menschsein, 2-3 mal Naturheilkunde, 2-3 mal [Name des Produkts]. Die Website ist www.xy.de“ (max. 3,90 €). Wie soll man denn mit solchen Vorgaben einen vernünftigen Text schreiben? Und es liegt natürlich beim Autor, sich erstmal über das Produkt zu informieren
- „Schreib mir eine Landing Page. Sie soll 3-4 Abschnitte haben, jeweils mit einer eye-catchy Überschrift. Stelle unsere Firma vor.“ (max. 5,20 €). Wtf? Deine Firma überlässt euer Marketingkonzept einem 4-Sterne-Autor bei Textbroker, der keine Ahnung von euren Produkten hat und für seine Arbeit FÜNF EURO ZWANZIG bekommt?
- Originalzitat, keine weiteren Informationen im Leitfaden: „Bitte einen schönen ,guten Text über das Modul und der Hacker Software One4all 2.50 und dem passenden Ci Programmer schreiben damit es Googel pusht. Einige Infos dazu: https://xy.to“ (max. 6,50 €).
Schnell habe ich gemerkt – das geht so nicht. Ein Autor muss schließlich wissen: Wer soll den Text lesen? Was haben die Lesenden für Vorbildung? Was soll der Text erreichen – soll er informieren oder werben? Wo erscheint er – auf der Startseite, im Produktbereich oder im Blog? Es fehlt auch _immer_ die Angabe, auf was es dem Auftraggeber ankommt, z.B. welche Eigenschaften des Produktes ihm wichtig sind. Und: zu lange darüber Gedanken machen ist einfach nicht drin bei einer solchen Bezahlung.
Texte unter 5-Sterne-Label sind auf Textbroker so dermaßen günstig zu haben, dass es sich auch für den Auftraggeber kaum lohnt, Zeit zu investieren. Er denkt sich: „Pfff, der Text kostet mich grad mal 5 €. Mal schauen, was der Autor da liefert. Zur Not soll er halt nachbessern. Und selbst, wenn Murks bei rauskommt, es sind nur 5 €, was soll’s!“. Niemand wendet für so wenig Geld gern Zeit auf. Nicht mal für eine Bewertung, und natürlich auch nicht für einen detaillierten Leitfaden. Man wirft einfach das bisschen Geld rein und schaut, was rauskommt. Nur bloß keine Zeit dafür verschwenden.
Schreiben für den Schreiner
Etwas abgeschreckt, aber trotzdem beschwingt setzte ich mich also ran. Ein Schreiner aus Österreich wollte für seine Webseite einen 230-Wörter-„Über mich“-Text auf 4-Sterne-Niveau. Die Website gab es noch nicht und ich hatte nichts außer kurzen Stichworten dazu, was für Möbel der Mann zusammenschreinert. Daraus versuchte ich mir eine Vorstellung zu machen: Was könnten sie für einen „Vibe“ haben? Wie könnte man die Unikate aus Holz und den Stil des Handwerkers in passende Worte gießen? Ich feilte an meinen Sätzen und setzte mit Bedacht treffende Begriffe ein, um die Exklusivität der Möbelstücke hervorzuheben.
Am Ende kam ein wirklich schöner Text heraus, der deutlich besser war als 4-Sterne-Qualität und vermutlich auch besser, als der Auftraggeber erwartete. Immerhin war ihm sein Text nur 2,99 Euro wert (+ Mehrwertsteuer), allzu große Erwartungen kann man da nicht haben. Der wackere Schreinersmann akzeptierte deswegen meinen Text natürlich. Feedback bekam ich aber leider nicht. Ich weiß nicht genau warum, aber gerade das hat mich schwer enttäuscht. Für 2,99 Euro einen professionellen Text mit Seele abgreifen – aber das war ihm weder ein kurzes „Danke“ wert, noch die paar Sekunden, die es dauert, die Bewertungsfelder anzukreuzen.
Für den Text habe ich mit Bilderrecherche etwas über eine Stunde gebraucht.
Als nächstes: Stadtbeschreibungen!
Okay, die Erfahrung war nicht so schön. Viel zu viel Zeit aufgewendet für quasi nichts. Ich suchte eine Viertelstunde nach einem neuen Auftrag und fand schließlich eine Reihe von Stadtbeschreibung-Aufträgen. Eine Website über Studiengänge in Deutschland wollte mehrere kurze 150-Wörter-Texte über wichtige Studienstädte. 150 Wörter, das sind am Ende 1,95 € Bezahlung für mich, die Autorin. Absolut lächerlich eigentlich. Aber ich wollte es eben wissen.
Aus der Schreiner-Erfahrung hatte ich ja gelernt. Also bloß nicht mehr Mühe geben als nötig und schon gar nicht lange recherchieren. Ich akzeptierte den Auftrag zur Stadtbeschreibung über Heidelberg, weil sich dafür die Recherche in Grenzen hält. Trotzdem schaute ich mir bereits bestehende Stadtbeschreibungen auf der Website an, um zu sehen, was genau denn so ein Text enthalten soll. Dann schaute ich noch auf Wikipedia, um wichtige Kennzahlen zur Zahl der Studenten in Heidelberg rauszusuchen und las schnell nach, wie viele Hochschulen es in Heidelberg gibt (es sind 10! o_O).
Mit Wissen bewaffnet konnte ich dann meine 150 Wörter in 15 Minuten in den Editor klatschen. Ein schillerndes Kunstwerk wurde es natürlich nicht, aber trotzdem gab ich mir in der Kürze der Zeit – mit einer erhofften 5 Sterne-Bewertung im Hinterkopf – Mühe, korrekte Sätze und einen guten Lesefluss zu erreichen – :D.
Am Ende hatte ich 45 Minuten gebraucht, war (theoretisch) um 1,95 € reicher und erhielt natürlich kein Feedback vom Auftraggeber. Das ist umgerechnet ein Stundenlohn von 2,60 €.
Danke, habe genug gesehen!
Und das war auch schon meine kurze Textbroker-Autorenkarriere. Danach hatte ich keine Lust mehr. Etwa drei Stunden habe ich investiert, um nach Aufträgen zu suchen und die beiden Aufträge zu bearbeiten. Mein Verdienst für die investierte Zeit: 4,94 €.
Den Auftraggebern ist nicht nur der Text, also eine individuell für sie angefertigte Arbeit, nicht wichtig, sonst würden sie mehr dafür ausgeben wollen. Sie honorieren auch nicht im geringsten die Mühe, die der Autor sich macht. Alle Beziehungen sind immer ein Geben und Nehmen, auch die Geschäftlichen. Bei Zwei- bis Vier-Sterne-Autoren nehmen die Auftraggeber aber nur. Sie profitieren davon, dass diese Autoren gerne in die hohe Liga aufsteigen möchten und dementsprechend gezwungen sind, deutlich mehr zu geben als sie zurückbekommen. Und dafür gibt es nicht mal ein Dankeschön oder sonstiges Feedback. „Warum denn auch bedanken, die werden doch dafür bezahlt!“
Gerade der Schreiner hat mich schwer enttäuscht. Ein selbstständiger Handwerker, der eigenverantwortlich einzigartige Objekte anfertigt, bezahlt so gut wie nichts dafür, dass ihm jemand einzigartige Werke erstellt. Und ein Feedback irgendeiner Art, obwohl die Feedbackmöglichkeit bei Annahme des Textes schon aufpoppt, war es ihm auch nicht wert. Ich glaube nicht, dass ein Handwerker für 2,99 € auch nur sein Maßband auspackt. Tatsächlich ärgert mich die Selbstverständlichkeit, mit der Auftraggeber guten Gewissens ein maßgefertigtes Produkt für einen so geringen Preis bestellen, mehr noch als die eigentliche schlechte Bezahlung selbst.
Problematisch fand ich auch, dass so viele Kleinstaufträge dabei sind. Es lohnt sich kaum, einen Auftrag für 2 € auch nur anzuschauen – denn auch dafür muss man schließlich ein wenig recherchieren und sich Gedanken machen. Zumindest, wenn man Hoffnung auf eine bessere Bewertung durch Textbroker hat.
Textbroker zahlt Beträge erst ab 10 Euro aus, das heißt, ich hätte noch weitere ca. drei Stunden aufbringen müssen, um meinen Lohn zu bekommen. Die verdienten 5 € sind aber so wenig – noch mehr Zeitaufwand war es mir nicht wert und so habe ich Textbroker meinen Lohn auch noch geschenkt. Wahnsinn, oder? Klar, wenn es mir um’s Prinzip ginge, hätte ich schnell noch reinhauen und komplett ohne Hirn und Mühe noch irgendwelche miesen Texte raushauen sollen, um wenigstens die 10 Euro zu bekommen. Aber selbst das war es mir nicht mehr wert. Und ehrlich gesagt – ich habe nicht gelernt, wie man einen schlechten Text schreibt. Man gibt sich doch automatisch Mühe, leserlich und fehlerfrei zu schreiben. Und das dauert ein wenig Zeit.
Autor bei Textbroker – lohnt sich das?
Neben einem Vollzeitjob? Nein. Dann genieße lieber deine Freizeit. Oder schreib unbezahlt, aber mit Herzblut für dich selbst, so wie ich das hier tue ^^
Es gibt aber durchaus Situationen, in denen Textbroker dir helfen kann. Nämlich, wenn du viel Zeit hast und z.B. auf der Suche nach einer Arbeitsstelle bist. Dann kannst du ein gewisses Zeitkontingent für Textbroker aufwenden und bekommst dafür ein wenig Bezahlung. Wenn du die Beförderung als 5-Sterne-Autor schaffst, lohnt es sich dann auch deutlich mehr. Und je mehr du schreibst, desto größer ist die Chance, dass du Auftraggeber findest, die dich immer wieder direkt beauftragen. Dann gibt es noch deutlich mehr Geld.
Auf jeden Fall solltest du zu größeren Aufträgen greifen. Diese typischen 200-Wörter-Texte kosten dich nur viel Zeit für die Recherche und bringen kaum etwas ein. Für jeden Text musst du dich dann neu einlernen. Allerdings sind die im 4-Sterne-Bereich eher rar gestreut.
Außerdem mag es ja Menschen geben, die sich nicht so an der Geringschätzung der eigenen Arbeit stören wie ich. Wären die Auftraggeber mir mit Herzlichkeit begegnet und hätten sich mit einem Feedback irgendeiner Art minimalst Mühe gegeben , dann wäre ich deutlich motivierter gewesen, noch weiterzumachen. Unter den beschrieben Umständen würde ich aber nichtmal dann wieder zu Textbroker zurückkehren, wenn ich viel Zeit _hätte_. Dazu bin ich zu idealistisch und möchte das System der Ausnutzung – zumindest unterhalb des 5-Sterne-Labels – nicht noch unterstützen.
Von Vorteil ist bei Textbroker allerdings – auch das muss man sagen – die freie Zeiteinteilung. Du arbeitest eigenständig, von zu Hause aus und wann und soviel zu willst. Zu Studienzeiten habe ich auch schon für deutlich unter dem Mindestlohn (gab es noch nicht) in einem Schreibwarenladen und bei McDonald’s gearbeitet. Da kommen noch Fahrtzeiten und – bei ersterem Job – auch unbezahlte Überstunden dazu, die den tatsächlichen Stundenlohn ebenfalls drücken. Und dafür muss man sich an Arbeitszeiten halten und erfährt von den Kunden ebenfalls Geringschätzung.
Auch als Auftraggeber – Nicht alles ist Gold, was glänzt
Okay, man sollte also meinen, wenn die Autorenseite bei Textbroker so düster aussieht, dann müsste doch auf der Auftraggeberseite der Rubel nur so rollen! Fairerweise muss ich diesen Absatz jetzt noch anfügen – denn dem ist nicht so. Wie erwähnt kenne ich beruflich auch diese Seite. Zwar sind 5 Sterne das Ziel eines jeden Textbroker-Einsteigers, aber von Texter-Hochadel kann man trotzdem nicht sprechen. Viele „offen für alle“ eingestellte 5-Sterne-Texte kommen derart schlecht zurück, dass danach erstmal eine gründliche Überarbeitung des Textes nötig ist. Rechtschreibfehler, wirklich plumper Satzbau, ganze Passagen aus Wikipedia kopiert, fachliche Mängel – das habe ich selbst erlebt. Da muss man als Auftraggeber erstmal noch eine Stunde Zeit investieren, um sich für einen Text danach nicht zu schämen.
Ganz zu schweigen davon, dass viele Autoren die ausführlichen Leitlinien, die man ihnen an die Hand gibt, gar nicht lesen und somit der Text oft deutlich von dem abweicht, was man haben wollte. Denn auch hier ist das Zeitproblem der Autoren nicht gelöst!
Für einen Text mit 500 Wörtern bekommen diese Autoren immerhin schon 20 € (4-Sterne-Autoren nur 6,50 €) – aber richtig viel ist es trotzdem nicht. Wenn sie davon leben, müssen sie schließlich auch Steuern, Abgaben und Versicherungen zahlen – und nicht zu vergessen, sie verdienen nur dann, wenn sie auch arbeiten. Bezahlten Urlaub und Krankheitstage gibt es nicht. Das heißt, dass auch diese Autoren sich maximal 1-1,5 Stunden Zeit für einen solchen Text nehmen – inklusive Suche nach Aufträgen, Recherche und Überlegungen zum Aufbau des Textes. Also: schnell-schnell-schnell! Nicht aufhalten, kein Meisterwerk schreiben, sondern so schnell wie möglich so viele Texte wie möglich produzieren.
Am besten läuft es, wenn man seinen Lieblingsautoren direkte Aufträge erteilt. Die sind teurer, aber man weiß, dass man die geforderte Qualität bekommt und dadurch fällt die Nacharbeitung größtenteils weg.
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