Maßgeschneiderte Werbung ist heute das A und O! Anbieter, die Nutzern im Internet Werbung anzeigen, die genau zu deren Interessen passen, verdienen sich dumm und dämlich. Deswegen wundert es mich, dass Amazon, die Nummer eins der Schotter-Verdienenden, bei Anzeigen auf dem hauseigenen Kindle eBook-Reader gnadenlos scheitert. Ein kurzer Mini-Aufreger über schnulzige Buchcover in prominentester Position auf meinem eBook-Reader.
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Herz in Reparatur – Warum bei mir?!
Vor wenigen Wochen kaufte ich mir meinen ersten eBook-Reader, einen Amazon Kindle Paperwhite. Ein paar Euro sparte ich, indem ich zuließ, dass der Kindle im Ruhezustand Spezialangebote“ (also Werbung) anzeigt. Schließlich ist der Kindle direkt mit meinem Amazon-Konto verknüpft. Und was liegt da näher, als dem Nutzer Bücher anzuzeigen, die ihn interessieren und die er mit einem Klick dann gleich kaufen und downloaden kann. Ok, dachte ich, das stört mich nicht, und wenn das Teil dann eben 20 Tacken weniger kostet, wunderbar.
Ein Review zum Kindle liefere ich übrigens bei Gelegenheit noch nach – schon vorab: nach 30 Jahren herkömmlichen Büchern ist es ungewohnt, kein Papier mehr in der Hand zu haben! Völlig überzeugt bin ich deswegen nicht.
Ein paar Wochen später stört es mich allerdings schon. Denn diese Spezialangebote sind so beklagenswert irrelevant für mich. Wie wäre es mit „Das Gold der Lagune – Eine starke Frau und ihr schicksalhafter Weg“? Oder hier, „Was du liebst, das halte fest“? Oder der neue romantische Roman „Die Lady und ihr Leibwächter“? Oder am allerbesten gleich „Turbulente Begierden“, einem Band aus der „Passion Pilots“-Reihe!
Mir ist erst nach zwei Wochen oder so erstmals aufgefallen, dass die Werbung absolut nicht passt, eine Woche später habe ich mich das erste mal geärgert und erst jetzt hab ich mal genau drauf geachtet und ein paar der Werbungen auf frischester Tat ertappt. Hier die Ausbeute der letzten Woche in einer Galerie der Schande :D
Amazon-Algorithmus, are you drunk?
Mmmmmh, überlege ich da. Amazon sollte eigentlich genau wissen, was ich lese. Schließlich kaufe ich dort schon seit über 10 Jahren einen Großteil meines Lesestoffs. Die haben doch sicher Algorithmen? Sowas wie „Leser, die sich das anschauten, kauften auch jenes“. Das ist nun wirklich nichts Neues. Wieso nicht „Lucyda, die seit Jahren vor allem Science Fiction liest, könnte sich auch hierfür interessieren, hier bitte“?
Aber nein, ich bekomme vor allem die neuen romantischen Romane von Bestsellerautorin XY, Bücher mit dem Wort „Liebe“ im Titel und Bücher über starke Frauen im Allgemeinen und Töchter, Schwestern und Ladies im Besonderen. Ausnahmen gibt es eigentlich nicht (mir ist bewusst nur einmal irgendein mystisches Spukhaus in Schottland aufgefallen), aber ganz vornehmlich ist es genau das, von dem Amazon annimmt, dass ich voll drauf abfahre. Was in der Realität ganz und gar nicht der Fall ist. Überhaupt nicht. Und ich habe auch keine Bücher dieser Art für andere bestellt.
Versteht mich nicht falsch, ich sage nicht, dass das schlechte Bücher sind, ich kenne sie ja gar nicht. Aber ich frage mich, wozu sich Amazon das Anzeigen von Spezialangeboten honorieren lässt, wenn die so überhaupt nicht zielgruppenorientiert sind. Es scheint, als würde Amazon hier nicht nach der Bestellhistorie und bekannten Interessen gehen, sondern … nach dem Geschlecht? Amazon weiß vermutlich, dass ich weiblich bin. Zeigt es mir daher nur Bücher, die man vor 20 Jahren als „typische Frauenliteratur“ bezeichnet hätte? Das fänd‘ ich irgendwie ziemlich blöd, von wegen „Du bist ne Frau, also musst du doch total auf Ladies und ihre Leibwächter stehen.“
Oder orientieren sie sich an den Büchern, die am meisten heruntergeladen werden, und zufällig sind die meisten Kindle-Nutzer Frauen, die auf Liebesromane stehen? Dann müsste diese Empfehlungen ja jeder bekommen. Oder was sonst kann es sein? Gibt es einfach nur Werbung für Liebesbücher und keine für Thriller oder Science Fiction oder Krimis oder ganz was anderes? Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass auf dem stand-ge-byten Display eines jeden deutschsprachigen Kindles irgendwelche starken Töchter herumspringen!
Andererseits will ich nicht ausschließen, dass ich bisher nur nicht die richtige Einstellung für ordentliche Werbung gefunden habe…
Erzähl‘ mir von deiner Werbung! :-)
Hast du selbst einen Kindle? Was für Spezialangebote bekommst du zu sehen? Passen sie zu dir und deinem Leseverhalten? Das würde mich wirklich interessieren. Denn ich kann eigentlich kaum glauben, dass gerade Amazon nicht besser Zielgruppen identifizieren und mit perfekt passenden Angeboten zu Tode locken kann!
Aber hey. Ein Gutes haben die unterirdischen Spezialangebote auf dem Kindle: Ich werd immerhin nicht zum Kaufen verführt :D Würden sie ein knackiges Buch nach dem anderen servieren, würde ich mich dumm und dämlich kaufen. Aber so … ärgere ich mich nur, dass ein alter Bekannter – der Amazon schließlich ist – meinen Geschmack so völlig fehleinschätzt und meinen Kindle im Standby mit Herz-Schmerz-Leidenschaft vollknallt.
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