Und wieder sehe ich mich gezwungen, auf einen völlig sinnbefreiten Artikel hinzuweisen: Eisiger Glanz: Diese Woche kommt der FROSTMOND!
Da steht man morgens auf, wirft unbedacht einen vorsichtigen Blick ins Internet und sieht sich – kurz nach dem „unheimlichen Phänomen schwarzer Mond“ – schon wieder (!) mit himmelschreiendem Blödsinn konfrontiert. brigitte.de gehört eigentlich nicht zu den Seiten, die ich als erstes (oder überhaupt jemals) anschaue, aber auf einer News-Seite wurde auf den Artikel verlinkt.
Ich habe mir erlaubt, einen Teil des Artikels zu screenshotten und ein bisschen drauf rumzumalen. Ja, das kostet alles Zeit, genau, wie jetzt darüber zu schreiben, aber ich kann einfach nicht anders..
Also, Phänomen Frostmond, was ist das?
Wir lesen hier, dass es sich um ein „einmaliges Naturereignis“ handelt, das sehr einmalig jedes Jahr zu beobachten ist und „jeden Betrachter“ in seinen Bann zieht. Ich möchte auflösen: Es handelt sich offenbar um den letzten Vollmond im Jahr – Vollmond ist ein „Naturereignis“, das jeden Monat zu sehen ist. Und ganz sicher jeden bezaubert, so einmalig ist das!
Hervorhebenswert ist auch die Relevanz der zusätzlichen Informationen: Am Frostmond ist erkennbar, dass wir Winter haben, der Frostmond zeigt auch, dass es gegen Ende Dezember schneien könnte. Frostmond sei Dank. Über den historischen Bezug zu den Bibern bin ich ja dankbar, aber sollte man sich nicht vielleicht schon vorher um angemessene Kleidung gekümmert haben? Oder friert man Ende November nicht? Naja, wie dem auch sei. Bauernregeln, Brigitteregeln.
„So kannst du das Spekatkel erleben!“
Und es reicht im Übrigen auch nicht, sich nur warm anzuziehen. Man muss immerhin einiges beachten, um den Kraft-entfalteten und Dunkelheit-durchstrahlenden Frostmond zu „erleben“. Nämlich: Sich warm anziehen, denn im Winter wird es kalt draußen. Hui! Und, weil wir alle noch niemals einen Vollmond gesehen haben, ist der Tipp, dass man ihn in einer dunklen Landschaft besser sehen kann, auch ziemlich revolutionär.
Der Satzbau-Fetischist in mir möchte auch unbedingt darauf hinweisen, dass der Satz „Der Dezember-Mond ist in besonders kalten Nächten zu sehen“ einfach falsch ist. Er suggeriert, dass der Mond nur dann zu sehen ist, wenn es besonders kalt ist. Was für ein Schmarrn.
Allen, die heute abend mit Thermoskanne und Sitzkissen raus aufs Land fahren und sich dort aufs Feld setzen, um das einmalige Phänomen „Vollmond“ bei besonders betrachterfreundlichen Bedingungen im Winter zu beobachten und sich davon transzendente Erlebnisse erhoffen, wünsche ich viel Freude. Und danke, Brigitte, für diesen wahnsinnig guten Tipp, der diese besondere Nacht noch besonderer macht!
Was für in herrliches Beispiel von Speicherplatzverschwendung („Internetverschwendung“), Lebenszeitverschwendung (beim Lesen), Lebenszeitverschwendung (beim Schreiben) und Verschwendung von Hirnschmalz, um kurz über die dargebotenen Informationen nachzudenken.
Zum Abschied noch was aus der Astrologie-Kiste
Unter dem Artikel fand ich folgende Verlinkungen zu weiterer seriöser Berichterstattung zu höchst relevanten Themen:
Ich erkenne jetzt: Das muss alles Satire sein.
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