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Krieg und Kriegführung in der Bibliothek

Im Rahmen meines Studiums der Geschichte mit dem Schwerpunkt der Mittelalterlichen Geschichte betrete ich in der Bibliothek des Historischen Seminars normalerweise nur die Abteilung für Mittelalterliche Geschichte.

Unser Seminar deckt aber natürlich auch die Neuere Geschichte ab, also das, was nach dem Mittelalter passiert ist. Auch sehr interessante Zeiten, wir haben da dreiste Preußen, Imperialismus und Kolonialismus und schräge Typen aus der europäischen Zeit vor 1914, als man noch möglichst viele Gebiete der Erde für die eigene Nation erschließen wollte :D Die Bibliothek des Historischen Seminars ist sowieso ziemlich toll, ich bin ein großer Fan! Knarrender Dielenboden, große Tische zum dran arbeiten, Regale bis zur Decke und viele viele alte Bücher :D

Entdeckung des „Clausewitz“

Nunja, jedenfalls, vor ein paar Tagen betrat ich eben in unserer Bibliothek das Stockwerk der Neueren Geschichte, weil dort einer unser wichtigsten Mittelalter-Professoren sitzt und ich seine Sprechstunde besuchen wollte. … Äh ja, keine Ahnung war der Uber-Mediävist in der Neueren Geschichte sitzt. Weil noch jemand anderes beim Professor im Raum zugange war, hatte ich Gelegenheit, die Literatur dort anzuschauen.

Eines der Bücher stach mir schnell ins Auge: „Grundgedanken zu Krieg und Kriegführung“ von Carl von Clausewitz.

Kriege und Kriegführung
Kriege und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz

Weil noch etwas Zeit war, schaute ich mir das schöne Buch an: Es stammt aus dem Jahr 1867. Der Klassiker von Clausewitz enthält theoretische Ausführungen zu den Themen Taktik, Militär und Kriegsführung allgemein.

Insbesondere das Vorwort hat es mir angetan, es stammt von der Witwe des preußischen Generals:

Vorwort von Clausewitzens Ehefrau Marie von Clausewitz, die das Werk nach dessen Tod herausgab
Vorwort von Clausewitzens Ehefrau Marie von Clausewitz, die das Werk nach dessen Tod herausgab

Es wird mit Recht befremden, dass eine weibliche Hand es wagt, ein Werk von solchem Inhalt, wie das vorliegende, mit einer Vorrede zu begleiten. Für meine Freunde bedarf es hierüber keiner Erklärung, aber auch in den Augen derer, die mich nicht kennen, hoffe ich durch die einfache Erzählung dessen, was mich dazu veranlasste, jeden Schein einer Anmaßung von mir zu entfernen.

Das Werk, dem diese Zeilen vorangehen sollen, hat meinen unaussprechlich geliebten, mir und dem Vaterlande leider zu früh entrissenen Mann während der letzten zwölf Jahre seines Lebens fast ausschließlich beschäftigt. Es zu vollenden, war sein sehnlichster Wunsch; aber nicht seine Absicht, es während seines Lebens der Welt mitzutheilen; und wenn ich mich bemühte, ihn von diesem Vorsatz abzubringen, gab er mir oft, halb im Scherz, halb aber auch wohl im Vorgefühl eines frühen Todes, zur Antwort: Du sollst es herausgeben. Diese Worte (die mir in jenen glücklichen Tagen oft Thränen entlockten, so wenig ich damals geneigt war, ihnen eine ernsthafte Bedeutung beizulegen) sind es nun, die es mir nach der Ansicht meiner Freunde zur Pflicht machen, den hinter- …

Feminismus im 19. Jahrhundert? Hier nicht!

Ouh, wie sowas heutzutage die Genderspinner auf den Plan rufen würde :D Wie kann ein Weib es nur wagen! Welche Anmaßung, ein Vorwort für das Werk ihres Mannes zu schreiben! Und was für ein treues, liebes, zu Thränen gerührtes Ding:D Muss unbedingt den Rest des Vorwortes noch lesen.

Irgendwie … interessant, wie die Zeiten mal waren. So ein Vorwort wäre heutzutage einfach unvorstellbar – Diskriminierung, Rollenfestlegung! Sie kann froh sein dass man sie überhaupt in die Kunst des Lesens und Schreibens eingewiesen hat :p Und dennoch. Unglücklich scheint sie ja nicht mit ihrer Rolle gewesen zu sein. Hach ja, damals…

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