Wenn es um das Universum geht, dann könnten die verrücktesten Konzepte auf einmal Sinn ergeben. Das Universum ist so riesig, dass einfach alles möglich ist – und verschiedene namhafte Wissenschaftler sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir alle eigentlich gar nicht real sind, sondern wir uns lediglich in einer gigantischen Simulation befinden. Das würde z.B. erklären, warum wir bislang keine Anzeichen von außerirdischen Zivilisationen entdeckt haben – sie wären in einer Simulation einfach nicht vorgesehen.
In diesem Beitrag gehen wir der Simulationstheorie auf den Grund.
Ich musste gerade nachschauen und bin mal wieder überrascht, wie schnell doch die Zeit vergeht. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich 1999, zusammen mit einigen Fliegerkollegen, nach dem Film „Matrix“ das Kino Bären in Böblingen verließ und völlig geflasht war.
Ein ziemlich faszinierender und bahnbrechender Film, der die Grenzen zwischen Realität und Simulation verwischen lässt. Ich war selbst ziemlich verunsichert – wir verließen das Kino, ich schaute mich draußen um und fragte mich, ob überhaupt alles real ist – und wie man es denn merken sollte, wenn dem nicht so wäre.
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Die Matrix und andere virtuelle Welten
Im Film „Matrix“ haben die Maschinen die Herrschaft über den Planeten übernommen und nutzen Menschen als Energieerzeuger. Sie liegen ihr Leben lang in mit schleimiger Flüssigkeit gefüllten Tanks und .. werden eben irgendwie genutzt – klingt doof, es kommt aber vor allem darauf an: Die Maschinen haben, damit das besser klappt, eine virtuelle Welt erschaffen – eine riesige Simulation, in die jeder Mensch eingespeist wird, um nicht zu merken, wie die Realität tatsächlich aussieht.
Sprich: Alles, was der Mensch sieht, tut, macht, ist nicht echt, sondern nur simuliert und gedacht. Und der Mensch hat keine Ahnung, was wirklich vorgeht. Er lebt innerhalb des Systems und kann nicht über den Tellerrand schauen, obwohl er natürlich glaubt, dass er das kann.
Seit Matrix bin ich immer wieder auf dieses Konzept der „Virtual Reality“ gestoßen (Beispiel: Otherland, oder im weitesten Sinne der Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis“). Der Unterschied ist allerdings, dass der Mensch sich bewusst und gewollt in ein virtuelles Leben begibt, weil das einfach viel besser ist als die Realität :D Ich lebe ja selbst zu einem kleinen Prozentsatz in verschiedenen Onlinewelten.
Alles nur eine Simulation?
Naja, wie ich jetzt wieder darauf komme – es hängt mal wieder mit dem Fermi-Paradoxon zusammen. Im verlinkten Text ist ja die Möglichkeit, dass wir eigentlich in einer Simulation leben, schon angesprochen. Ich merke nochmal an, dass dieser Text sehr lesenswert ist, er pustet einem das Gehirn weg und stellt alles in Frage, was wir wissen :D
Zur Zeit höre ich oft diesen Song hier:
Habe zwar das Spiel Mad Max nicht gespielt (werde ich vielleicht mal), aber der Song passt trotzdem gut zu diesem Thema hier – er fragt in letzter Konsequenz, was wir eigentlich sind.
Nun hat Pierre mir gestern einen interessanten Artikel geschickt, der sich auf die diesjährige Isaac Asimov Memorial Debate am 5. April bezieht. Dort wurde das Thema „Is the Universe a Simulation?“ von namhaften Wissenschaftlern angesehener Universitäten (Harvard, MIT..) debattiert.
Alles basiert darauf, dass wir auf einem technologisch eher niedrigen Level leben. Wir nutzen erst seit knapp über einem Jahrhundert Strom, sind erst seit wenigen Jahrzehnten weltweit vernetzt, haben so gut wie keine Raumfahrt.
Das Universum ist aber 18 Milliarden Jahre alt. Es müsste eigentlich Zivilisationen geben, die sehr viel älter und dementsprechend fortgeschrittener sind als wir (hier kommt das Fermi-Paradoxon ins Spiel). Eine Art Matrix / virtuelle Welt zu programmieren, sollte ein Leichtes sein, selbst wir machen da gute Fortschritte.
Wozu eine riesige Simulation?
Warum sollte jemand eine Art Matrix konstruieren? Darüber hat sich der Wissenschaftler Nick Bostrom schon Gedanken gemacht und 2003 den Artikel „Why Make a Matrix? And Why You Might Be In One“ veröffentlicht. Hier zählt er ein paar Beispiele auf.
Angenommen, die Menschheit SEI in echt tatsächlich viel älter und HÄTTE eine Matrix programmiert – Historiker könnten sie nutzen, um mehr über die frühe Vergangenheit der Menschheit herauszufinden, und sie einfach simulieren. In Wirklichkeit könnte Napoleon Europa erobert haben, und unsere Welt könnte eine simulierte Welt sein, um herauszufinden, was passiert wäre, wenn Napoleon gescheitert wäre.
Oder eine virtuelle Welt könnte ein Objekt der Touristenindustrie sein – Touristen könnten in lebensechte historische Epochen reisen.
Ich meine – wir machen ja nichts anderes. Wir entwickeln an künstlicher Intelligenz herum und es gibt Massen an Computerspielen, die versuchen, irgendwas zu simulieren. Nicht nur „Die Sims“, wo simulierte Menschen herumlaufen, Gefühle und Wünsche haben, gute und schlechte Launen, Rückschläge und Erfolge erleben. Ist zwar vergleichsweise primitiv, aber weitergedacht läuft das genau in die angesprochene Richtung.
Die Simulationstheorie ist gar nicht so weit hergeholt..
Im verlinkten Beitrag meint der Autor, dass es wahrscheinlich ist, dass eine fortgeschrittene Zivilisation genau das tun würde: Virtuelle Welten bauen. Er sieht in der Realität drei Möglichkeiten:
- Zivilisationen sterben normalerweise aus, bevor sie ein Technoligielevel erreichen, das es ihnen ermöglicht, eine Matrix zu bauen
- Fortgeschrittene Zivilisationen haben kein Interesse daran, sowas zu machen (aber es wäre doch so interessant..!)
- Wenn eine fortgeschrittene Zivilisation (vielleicht die Menschheit selbst, die tatsächlich viel weiter ist als wir das denken?) solche Simulationen konstruieren kann, dann gibt es jede Menge davon, mit jeweils Milliarden von Menschen darin. Vermutlich gäbe es mehr simulierte Menschen innerhalb einer Simulation als in der Realität außerhalb – und wir mit unserem niedrigen Technologielevel wären eher innerhalb als außerhalb.
Die Unmöglichkeit eines Gegenbeweises ist ebenfalls Teil der Theorie: Jeder Beweis, der dagegenspricht, dass wir in einer Simulation leben, wäre ebenfalls nur simuliert. Beispiel: Man könnte sagen, wir können nicht virtuell sein, denn wir bluten ja. Aber: Wenn das Programm vorsieht, dass wir bluten, dann ist das natürlich so.
Was würde es nun bedeuten?
Was ist nun davon zu halten? Ich sehe es sowieso immer so, dass wir eigentlich gar nichts wissen. Wir sind so klein, jung und dumm, so unwissend, kaum den Mythen entwachsen, von daher ist es gut möglich, dass solche unglaublichen Theorien sein wahr könnten. Wir und unser doofes, auf uns selbst bezogenes Leben..
Ändern würde es sowieso nichts. Die Realität, die wir erleben, ist für uns Realität, egal, was sie eigentlich ist. Die Simulation würde vorschreiben, wie das Leben läuft: Es gibt nunmal Ungerechtigkeit, Katastrophen, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Kriege und all die anderen Übel. Nur zu sagen „Ich mach jetzt nichts mehr, denn ich bin ja sowieso nur simuliert“, würde einem selbst nichts bringen, denn sie Simulation schreibt vor, dass der simulierte Charakter essen muss, sonst stirbt er ^^
Es wäre nur ein wenig traurig. Da lebt man vor sich hin, macht sich viele Gedanken darüber, wie alles ist, warum es so ist, was wohl wird. Dabei wäre das alls schon bekannt. Wir würden unter falschen Voraussetzungen leben, denken und Fragen stellen. Nur würde uns niemand die Grundlagen und Antworten liefern, und wir könnten sie auch nie erfahren, da wir uns nur innerhalb der Grenzen der Simulation bewegen würden. Vielleicht würde die Simulation irgendwann jemand auch abschalten oder grundlegende Voraussetzungen verändern, aber auch das würden wir gar nicht merken.
Ach ach, die Trivialität der Dinge. Wie kann man mit solchen Gedanken überhaupt noch irgendwas ernst nehmen? Vielleicht wären auch unsere Erschaffer nur Teil einer Simulation? Wir haben unsere primitiven Sims, unsere Konstrukteure haben uns, wer auch immer hat unsere Konstrukteure … Und am Ende ist die höchste simulierte Welt doch nur ein Glöckchen an der Narrenkappe irgendeines wahnsinnigen Clowns, der auf einer Schildkröte über den Himmel reitet.
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