Ja moin zusammen. Lucyda & Lucydas Kerl wohnen jetzt auf Höhe von Hamburg, im sogenannten „ländlichen Niedersachsen“, zwischen Moor und Rind. Es ist wunderschön hier. Freundliche Leute, Alleen, nordischer Charme ^^
Ich bin ein Dorfkind, schon immer gewesen. Über die Vorzüge von Ruhe & Frieden, Tasse auf Terrasse und keine Überfahrgefahr für Leib und Leben der Katzen brauchen wir nicht reden. Wohl aber über die Nachteile, die das Landleben haben kann. Nein, damit meine ich nicht den eklatanten Mangel an Clubs und Kinos, sondern den wirklich eklatanten Mangel an Internet.
Um was geht es in diesem Beitrag? Um unsere abenteuerliche Reise auf der Suche nach der verlorenen Bandbreite. Um die Alternativen, die es so gibt, wenn kein Glasfaser oder schnelles DSL die Bits & Bytes in den Router ballern. Man ist ja nicht ganz ohne Alternativen ohne das begehrte Kabel im Boden. Die Rede ist von Mobilfunk via 4G/LTE und 5G, aber auch Satelliteninternet via Starlink.
Kurzer Exkurs: Mbit/s, Download, Upload, was ist das alles?
Mbit/s heißt eigentlich Megabit pro Sekunde. Das ist die Einheit, die aussagt, wie schnell das Internet ist – so ähnlich wie km/h. Das ist die sogenannte Bandbreite. Davon hängt ab, wie lange es dauert, irgendwas hoch- oder runterzuladen.
Im privaten Bereich ist meistens die Download-Geschwindigkeit wichtiger. Der Download ist relevant fürs Netflixen, fürs Surfen, für YouTube-Videos schauen usw. Für den Internetkonsum ist also die Downloadrate relevant. Für problemloses Netflixen sollte man eine stabile Downloadrate von mindestens 5 Mbit/s oder mehr haben.
Der Upload dagegen ist immer dann wichtig, wenn du irgendwas von deinem Rechner oder Handy ins Internet laden willst. So ein kleines Instagrambild ist meist schnell hochgeladen. Aber wenn man ein Videotelefonat mit der Tochter auf Bali führen will, muss der Upload schon deutlich mehr leisten als die bis-zu-1 Mbit/s, die der kleinste Internettarif heutzutage normalerweise mit sich bringt.
Und wenn es um das Hochladen von YouTube-Videos oder eben professionelles Livestreaming geht, dann ist man kann man das mit 1 Mbit/s vergessen.
Was, wenn das Internet nicht ausreicht?
Ich bin Dorfkind, wie erwähnt. Das heißt, ich kenne mich mit kleinen Zahlen aus, wenn es um Internet-Bandbreite gibt. Dem normalen Surfer und Serien-Streamer dürfte das klapprige Kupferkabel mit seinen 8 MBit/s Download & und Null-Komma-ein-bisschen Upload auch reichen. Das entspricht dem, was wir jetzt gerade tatsächlich bekommen.
Aber ich bin Content Creator und lade Videos hoch, und noch viel wichtiger, ich möchte livestreamen! Also meine geliebten Zuschauer live aus meinem Streamzimmer begrüßen und sie mit Full HD beglücken. Dafür braucht man schon ein bisschen mehr Upload-Power – komfortabel über 5 Mbit/s, und das konstant, wäre schon begrüßenswert.
Andere arme Menschen sind sogar mit noch weniger Internet gesegnet als wir. Nicht jeder bekommt überhaupt einen 16 Mbit-Vertrag. Bei manchen reicht es nicht mal für 5 Mbit!
Wenn das verfügbare DSL oder Kabelinternet zu schlecht ist, musst du das nicht akzeptieren. Es gibt Lösungen! Wir sitzen ja nun an der Quelle des Problems, kein ordentliches Internet zu haben, und ich habe alles, was geht, durchgetestet.
Telekom Hybrid: DSL mit Mobilfunk-Unterstützung
Schau erstmal, ob es bei dir guten Empfang über das Mobilnetz gibt!
Auch in unserer alten Wohnung bei Heidelberg hatten wir einen 16 Mbit-Vertrag. Es war nur die alte Kupferleitung verfügbar, mit 16 Mbit down und 2 Mbit up für regulär 35 € bei 1&1 und Telekom. Aber dort gab es einen entscheidenden Vorteil: 4G!
Achtung! Dieser Beitrag enthält jetzt nachfolgend einige Tarifbeispiele. Das alles ist Stand März 2023, Tarife und Preise können sich natürlich ändern. Bitte beachten und im Zweifel genau bei den Anbietern nachschauen!
Meines Wissens nach bietet nur die Telekom einen sogenannten Hybrid-Tarif an. Solltest du in einer ähnlichen Situation sein, empfehle ich dir, das auf der Website der Telekom zu prüfen. Du hast damit die Möglichkeit, kostenlos an deutlich mehr Bandbreite zu kommen.
Der Hybrid-Tarif der Telekom nutzt – sofern verfügbar – das an der Adresse vorhandene Mobilfunknetz und führt es im Router mit dem DSL zusammen.
Automatisch und kostenlos schnelles Mobilfunknetz zuschalten lassen
Das 4G-Netz ermöglicht theoretisch Downloadraten von bis zu 1000 MBit/s und einen Upload von bis zu 100 Mbit/s. 5G ist – theoretisch – nochmal deutlich schneller. Bei solchen Zahlen fällt einem natürlich die Kinnlade auf den Tisch. Ich hab solche Raten aber niemals erlebt und sie hängen natürlich auch von verschiedenen Faktoren ab – zB. auch davon, wie viele andere Menschen gerade in dieser Mobilfunkzelle die verfügbare Bandbreite nutzen.
Dennoch. Dieser Hybrid-Tarif der Telekom ist meiner Meinung nach ein echter Geheimtipp. Er kostet nichts extra! Während des Bestellvorgangs des 16 Mbit-Tarifs musst du im zweiten oder dritten Schritt einen Haken setzen. Dann bekommst du den Hybrid-Tarif und damit die 4G/5G-Option. Die Telekom bietet die Option kostenlos (ja, kostenlos!) zum DSL-Tarif mit Festnetzrufnummer an.
Voraussetzungen für einen Hybrid-Tarif
Der Hybrid-Tarif ist nicht überall verfügbar. Voraussetzung ist, dass die Telekom überhaupt DSL an der Adresse anbietet. Außerdem sollte es ausreichend schnelles Telekom Mobilnetz dort geben, sonst bringt dir die Hybrid-Funktion nichts. Du solltest das Netz am besten mit einem Handy und einer Telekom-Sim-Karte vorher testen.
Einen Nachteil hat der Hybrid-Tarif aber. Um ihn so zu nutzen, wie er vorgesehen ist, benötigst du einen passenden Router. Die Telekom hat selbst einen im Angebot, den Speedport. Der Speedport kommt hinsichtlich seiner Bedienung und Funktionen bei weitem nicht an eine Fritzbox ran – das hab ich selbst probiert. Aber er tut, was er soll. Du kannst ihn
- bei der Telekom mit dem Vertrag mitkaufen,
- ihn bei der Telekom für 10 €/Monat mieten oder
- dir einen entsprechenden Router woanders im Internet holen.
Der Router muss „Bonding“ können, also dynamisch zwischen DSL und Mobilnetz umschalten können. Das sind Extrakosten, aber selbst mit Routermiete und also 45 € pro Monat ist das noch weit günstiger als die nächste Option.
Meine Erfahrungen mit dem Telekom Hybrid-Tarif
Wir haben den Tarif in der alten Wohnung ca. 2,5 Jahre genutzt und ich konnte weitgehend problemlos streamen. Die Bandbreite hat allerdings geschwankt – durchschnittlich hatten wir ca. 20-25 Mbit/s Download und rund 25 Mbit/s Upload. Das ist weit weg von den traumhaften theoretischen 4G/5G-Raten, aber ist doch ein deutlich merkbarer Unterschied zu DSL only. Ohne Hybrid hätte ich nicht streamen können.
Als wir nun beim Hauskauf schauten, welche Optionen wir haben, haha, was solls, dann machen wir eben wie bisher Telekom Hybrid. Aber nix da. Die Telekom hat hier keine Leitung liegen und kann keinen Anschluss anbieten. Krass, oder? Die Option fällt also weg. DSL bietet hier nur der Grundversorger an – und der hat keinen Hybrid-Tarif.
Außerdem hat der Festnetzvertrag der Telekom eine Mindestvertragslaufzeit von zwei Jahren. Wir suchen aber nur was zur Überbrückung, bis Glasfaser hoffentlich bald verfügbar ist.
Reines 4G/5G-Mobilfunk-Internet ohne Festnetz
Gut, dann gibts eben kein DSL. Aber man kann ja auch eine Sim-Karte in einen geeigneten Sim-Router stecken und dann die Geräte daran anschließen. Dann gibt es nur kabelloses Internet, aber macht ja nichts.
Dabei gibt es aber mehrere Stolperfallen:
- die Netzverfügbarkeit
- das Datenvolumen
- eventuelle Bandbreitendrosselungen
Die Netzverfügbarkeit
In Deutschland gibt es drei Mobilfunknetze:
- D1 von der Telekom,
- D2 von Vodafone und
- Telefonica bzw. O2.
Mittlerweile baut auch 1&1 ein Netz aus, aber das ist noch nicht weit und wir lassen es hier weg.
Mobilfunkanbieter wie sim.de und was es nicht alles sonst noch gibt nutzen also eines dieser drei Netze.
Wenn du Mobilfunk nutzen willst, muss es an deinem gewünschten Standort verfügbar sein. Auch 4G ist nicht überall vorhanden (…ja, so ist es leider), und 5G erst recht nicht, auch wenn der Ausbau stetig voran schreitet.
Und es reicht nicht, dass euch eine Verfügbarkeitskarte wie die der Telekom anzeigt, dass 4G oder 5G vorhanden sind. Nein, prüfe das nach. Das heißt: Stell dich mit einem Handy hin und prüfe mittels Speedtest die Bandbreite. Wenn möglich in allen drei Netzen, dann weißt du, welches das beste ist.
Bei uns zeigen Telekom, Vodafone und O2 an, dass 4G vorhanden ist. Ja. Praktisch aber mit einer Bandbreite noch deutlich unter der mickrigen DSL-Verbindung. Hier kann man nicht mal mit dem Handy telefonieren, so schlecht ist das Netz.
Wenn das bei dir besser aussieht, brauchst du noch einen Sim-fähigen Router und einen Tarif (siehe unten). 4G-Router namhafter Hersteller gibt es für unter 100 €. Ich habe mit dem TP Link Archer M200 * für rund 65 € gute Erfahrungen gemacht. Er kann eine 4G-Sim-Karte nutzen und bietet neben WLAN auch drei LAN-Buchsen. Auch Festnetz-DSL lässt sich anschließen. Der Router beherrscht aber kein Bonding.
Tipp: Wenn kein 4G – dann vielleicht 5G?
Wenn 4G zu schlecht ist, solltest du trotzdem nach 5G schauen. 5G kann deutlich besser sein, auch dann, wenn 4G schon ziemlich schlecht ist!
Telekom und O2 haben hier bei uns kein 5G. Vodafone aber schon. Nun könnte man also mit einem 5G-Tarif und einem 5G-fähigen Gerät 5G abgreifen und lossurfen. Dazu stelle ich weiter unten einen mobilen 5G-Router vor, den ich ausgiebig getestet habe.
5G ist erst seit wenigen Jahren bei uns in Deutschland auf dem Markt. Es gibt schon einige Router, aber die sind alle noch deutlich teurer als 4G-Router. Da geht es erst bei um die 300 € los, und die 5G-fähige Fritzbox 6850 * kostet schon 500 €.
Vorstellung & Test des 5G Routers ZTE MU5001
Ich habe mir den ZTE MU5001 HyperMobile 5G-Router * bestellt und ihn ausgiebig getestet. Das ist ein mobiler Router, er ist also recht klein und leicht und verfügt über einen internen 4500 mAh-Akku. Mit einem nicht ortsgebundenen Vertrag kann man den Router also problemlos auch kabellos unterwegs nutzen, zB. im Urlaub (EU-Datenroaming ist kostenlos, aber meistens Volumen-begrenzt – Details im Tarif!).
Das Laden erfolgt per USB-C-Ladekabel. Man kann den Router natürlich auch dauerhaft am Kabel betreiben.
Wenn kein 5G verfügbar ist, nutzt der ZTE MU5001 auch 4G.
Der kleine Router stellt WLAN für bis zu 32 Endgeräte bereit. Das WLAN-Netz des ZTE MU5001 ist recht stark, wir hatten auch im Erdgeschoss vollem Empfang, wenn der Router im Obergeschoss steht. Der Router sendet im 2,4 GHz- und 5 GHz-Bereich.
In Verbindung mit Powerline (Internet über Stromsteckdose), einem Repeater oder einem Switch bietet der ZTE MU5001 ein vollwertiges Heimnetzwerk: Er verfügt über einen LAN-Ausgang. Das ist für einen mobilen Router nicht selbstverständlich.
Man kann sich also nicht nur per WLAN mit dem Router verbinden, sondern auch per LAN-Kabel. So könnte man einen LAN-Switch an den Router hängen, der mehrere weitere LAN-Ausgänge für verschiedene Rechner bietet.
Ein weiterer Pluspunkt des ZTE MU5001 ist das Touch-Display. Auf dem Display ist sofort zu sehen,
- wie gut der Empfang ist,
- welches Netz der Router nutzt (Anbieter sowie 4G oder 5G),
- wie viele Endgeräte das WLAN des Routers nutzen und
- wie viele Daten bereits übertragen wurden.
Darüber hinaus kann man empfangene SMS am Display lesen und ein paar Einstellungen tätigen. Die Feineinstellungen macht man dann aber auf der Browser-Oberfläche des Routers. Dazu loggt man sich per Passwort in das Fabrik-WLAN des Routers ein und ruft dann im Browser die Adresse 192.168.0.1 auf. Der Router fragt nach dem Router-Passwort (steht auf einem Geräteaufkleber unter dem Akku) und dann kann man zB. den Namen des WLAN-Netzes ändern.
Mir war der ZTE MU5001 aufgrund seiner kompakten Größe und der beeindruckenden Features sofort sympathisch.
Am Ende habe ich den Router allerdings schweren Herzens zurück geschickt, denn bei uns stellte sich das 5G-Netz als nicht stabil genug heraus. Zwar waren Raten von 100 Mbit down und 8 Mbit up durchaus drin – aber das schwankte sehr stark. Fürs Streamen hätte das Netz leider nicht ausgereicht.
Den Router kann ich trotzdem empfehlen. Er ist vergleichsweise günstig, dabei aber auch sehr flexibel nutzbar. Über meinen Provisionslink * kannst du ihn auf Amazon für rund 360 € kaufen. Das ist zum heutigen Stand tatsächlich einer der günstigsten 5G-Router.
Weiteres Geld sparen kannst du mit einem gebrandeten Modell: Der ZTE MU5001 ist unter diesem Link * auch als T-Mobile-Version für rund 290 € verfügbar. Gebrandet heißt, dass in der Browseroberfläche das T-Mobile-Logo zu sehen ist und der Router technisch auf T-Mobile eingestellt ist. Mit einem anderen Provider funktioniert der Router dann nicht out-of-the-box. Du musst in der Browser-Oberfläche selbst die richtige APN für deinen Provider einstellen. Das lässt sich alles ergoogeln.
Das hat bei mir mit Vodafone problemlos funktioniert.
Datenvolumen und Stolperfallen bei mobilen Tarifen
Nehmen wir also an, bei dir ist 4G und/oder 5G vorhanden. Dann brauchst du aber einen Datentarif, der dir genügend Datenvolumen bereit stellt. Und diese Tarife sind in Deutschland noch immer schweineteuer. Ein durchschnittlicher Mobiltarif hat vielleicht 5-10 Gigabyte Datenvolumen. Die sind nach maximal drei Tagen weg, wenn du ein bisschen rumsurfst und fünf Netflixfolgen schaust.
Manche Tarife bringen auch bis zu 100 GB oder so. Aber selbst das kann knapp werden für Leute, die quasi den ganzen Tag am Tropf des Internets hängen.
In den Windows-Einstellungen gibt es eine Anzeige, die deinen Datenverbrauch der letzten 30 Tage anzeigt. Das ist ein guter Anhaltspunkt.
Wenn das Volumen aufgebraucht ist, wird die Bandbreite so derartig gedrosselt, dass du im Prinzip kein Internet mehr hast.
Auf der sicheren Seite bist du dann mit einem sogenannten „Unlimited“-Tarif. Das bedeutet, dass du unbegrenzt viele Daten aus und ins Internet laden kannst. Mittlerweile gibt es dafür von Drittanbietern wie sim.de oder Freenet manchmal recht brauchbare Angebote ab 25 €.
Aber ACHTUNG! Ganz ganz fies – hier lohnt es sich, genau hinzuschauen: Freenet drosselt die Bandbreite auf 10 Mbit/s down und 5 Mbit/s up. Fürs Handy mag das reichen, aber – siehe oben – 10 Mbit down ist nun wirklich nichts, womit man heutzutage angeben kann.
Bei den großen Anbietern Telekom, Vodafone und O2 muss man für Unlimited-Tarife schon deutlich tiefer in die Tasche greifen und legt locker 60-80 € pro Monat auf den Tisch. Dafür ist meistens auch 5G dabei und es gibt keine Bandbreitendrosselung wie bei Drittanbietern.
Es gibt also einiges abzuwägen und zu beachten:
- Welches Mobilnetz ist verfügbar, und wie gut ist dabei die Bandbreite? Prüfe 4G und 5G unabhängig voneinander!
- Wie hoch ist dein geschätzter Datenverbrauch?
- Reicht dir eine Geschwindigkeits-gedrosselte Bandbreite für einen deutlich niedrigeren Preis? Das ist nur dann eine Option, wenn dein DSL noch schlechter ist!
- Soll es ein Zweijahresvertrag sein oder monatlich kündbar (teurer – aber flexibler, falls ein DSL/Glasfaserausbau ansteht)?
Tipp: Gigacube & Co
Der Gigacube ist ein Router zusammen mit 24-Monatsvertrag von Vodafone. Er nutzt 4G (65 € pro Monat) oder 5G (75 € pro Monat) und ballert das Mobilnetz in dein Heimnetz. Es gibt keine Bandbreitendrosselung und keine Datenlimitierung.
Ähnliche Lösungen gibt es auch von O2 und sicher auch von der Telekom. Diese Tarife kommen ohne DSL/Festnetz aus. Im Grunde ist das also meine oben beschriebene Lösung aus Handytarif und Router – nur schon fertig kombiniert.
Du hast dann aber auf jeden Fall einen Zweijahresvertrag an der Backe. Im Vergleich zu normalen Mobiltarifen ist der Gigacube auch ortsgebunden, d.h. die Sim funktioniert nur an der registrierten Adresse.
Für uns sind Zweijahresverträge keine Option, da der Glasfaserausbau bereits begonnen hat. 4G geht auch nicht. Wie oben geschrieben: Selbst, wenn 4G am gewünschten Standort ziemlich mau aussieht, muss das nicht auf 5G zutreffen.
Und was ist mit uns?
Mobilfunk fällt bei uns leider weg: 4G ist viel zu schlecht und 5G hat sich als zu instabil herausgestellt. Da gab es immer wieder Einbrüche, die kein stabiles Streamen ermöglichen würden.
Starlink: Internet via Satellit
Nachdem für uns wirklich alle Optionen rausgefallen sind, bleibt nur noch das „Allheilmittel“: Internet aus dem Weltraum. Der Vorteil ist: Das funktioniert nun wirklich auch im hinterletzten Kuhkaff, wo es sonst nix gibt. Damit bist du unabhängig vom Kabel oder Mobilfunkmasten.
Wie funktioniert das Ganze?
SpaceX, eine von Elon Musks Firmen, schießt seit ein paar Jahren Tausende Satelliten in den Himmel, die überall auf der Erde Infrastruktur-unabhängiges Internet ermöglichen sollen. Ich bin kein Fan (mehr) von Musk und habe ein bisschen mit den Zähnen geknirscht – aber für uns ist Starlink die einzige Möglichkeit, die hilft.
Das Starlink-Paket enthält eine kleine Satellitenschüssel mit einem stabilen Ständer sowie ein 30 Meter langes Kabel zum mitgelieferten Starlink-Router. Die Satellitenschüssel empfängt und sendet Daten zu den Satelliten im Orbit und der Router stellt ein WLAN-Netz bereit. Mittels Starlink-App kann man sich mit dem System verbinden und Einstellungen tätigen.
Der richtige Standort der Satellitenschüssel ist bei Starlink entscheidend. Die Satellitenschüssel benötigt freie Sicht zum Südhimmel. Da können Bäume oder des Nachbars Haus einen Strich durch die Rechnung machen. Sie sorgen für häufige Abbrüche der Internetverbindung. Die Schüssel lässt sich auch am Dach oder sogar einer hohen Stange befestigen, so dass man hier nachhelfen kann. Bei uns steht die Schüssel mit zwei schweren Steinen beschwert auf dem Terassendach.
Schnee und Eis auf der Schüssel sind theoretisch kein Problem. Die Schüssel kann sich erwärmen und den Kram wegtauen. Subjektiv habe ich aber das Gefühl, dass schlechtes Wetter wie starke Regenfälle oder eben Schneefall zu häufigeren Unterbrechungen führen.
Der Router muss nicht unbedingt im Haus stehen. Er ist für Betriebstemperaturen von bis zu -30° bis +50° gemacht. Bei uns steht er vor Regen geschützt auf der Terrasse. Da der Router sowieso keine LAN-Anschlüsse hat, ist es egal, ob nun eine Scheibe zwischen dem Router und uns ist oder nicht. Wie wir das Kabel ins Haus bekommen, hatte mir vor der Installation viele Sorgen gemacht (offenes Fenster? Loch durch die Wand bohren? Kabel irgendwie unter der Tür einklemmen?) – aber das war unnötig. Draußen ist fein.
Beim Router sollte man keine großartigen Einstellungsmöglichkeiten erwarten. Zumindest ich als Laie finde da keine Möglichkeiten zur Portfreischaltung oder -weiterleitung. Auch, dass der Router kein LAN hat, finde ich etwas ärgerlich. Aber wir haben uns nun damit arrangiert – siehe unten.
Wie sind die Datenraten und die Stabilität mit Starlink?
LAN bekommen wir über den Fritz!Repeater 1200 AX * – der schnappt sich das WLAN des Routers und gibt es über eine LAN-Buchse wieder aus.
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Ich habs dann mit LAN-Kabel direkt, mit Powerline über die Steckdose und per WLAN-Stick probiert. Es heißt immer, man sollte möglichst LAN nutzen statt WLAN – aber bei mir, ein Stockwerk über dem Router, funktioniert WLAN tatsächlich am besten. Dazu nutze ich den FRITZ!WLAN Stick AC 860 * (jaja, Fritz ist eben einfach gut ^^).
Mit diesem Setup habe ich bei bewölktem Himmel an einem Werktag-Nachmittag mit einem ganz einfachen Speedtest einen Download von 123 Mbit und einen Upload von 11 Mbit.
Ich hatte noch nie so einen guten Download und bin damit sehr zufrieden. Allerdings können die Raten auch stark schwanken. Beim Download fallen plus-minus 40 Mbit oder so nicht auf, beim Upload macht es während des Streams aber einen großen Unterschied, ob man 11 Mbit oder 4 Mbit hat.
Dazu kommen auch kleinere oder größere Unterbrechungen.
Unser Starlink gibt in der App an, dass es einen ungehinderten Blick in den Himmel hat. Trotzdem kommt es durchaus mehrmals am Tag vor, dass Starlink für 10-20 Sekunden am Stück unterbrochen ist. Dazu kommen alle paar Minuten Mikro-Unterbrechungen von unter einer Sekunde.
Für meine Streams bedeutet das, dass ich eine hohe Latenz (Verzögerung) von 10 Sekunden eingestellt habe. Das heißt, der Stream wird sozusagen „vorgestreamt“, und wenn es mal ein paar Sekunden Internetausfall gibt, bricht der Stream nicht ab. Bei längeren Starlink-Unterbrechungen von über 10 Sekunden passiert aber genau das. Die Zuschauer sehen einen Ladekringel und dann bin ich offline. Allerdings verbindet mein Streamprogramm sofort wieder und die Zuschauer müssen normalerweise nur wenige Sekunden warten, bis der Stream wieder da ist.
Außerdem streame ich wegen der Upload-Schwankungen nur in 720p und nicht Full HD.
Man kann also sagen: Zum Streamen ist Starlink begrenzt geeignet. Es geht, aber es geht nicht so gut wie DSL mit Hybrid-Unterstützung oder gar Glasfaser.
Wie sieht der Preis von Starlink aus?
Preislich ist Starlink in letzter Zeit günstiger geworden. Zum Release vor wenigen Jahren kostete die Hardware noch 500 € und die monatliche Nutzung 99 €. Also wirklich schweineteuer.
Bei uns – gekauft im Februar – war es schon günstiger: Die Hardware 450 € und monatlich 80 €. Wer jetzt (April 2023) Starlink bestellt, kommt aber günstiger weg: Der Kauf kostet 300 € (ich ärger mich zu Tode!!), oder man kann die Hardware auch für 15 € pro Monat mieten. Mit Hardware-Miete kommt man auf 95 € fürs Starlink-Internet. Damit ist Starlink auch die teuerste der vorgestellten Alternativen.
Starlink ist dabei monatlich kündbar. Die gekaufte Hardware kann man dann versuchen zu verkaufen.
Zusätzlich zum happigen Preis für Starlink selbst kommen noch die Stromkosten. Ich habe das nicht selbst gemessen, aber Starlink benötigt allein schon nach Herstellerangabe ein Vielfaches an Strom im Vergleich zu normalen Routern. Im Winter ist das nochmal deutlich mehr, falls die Heizung genutzt wird. Das macht Strommehrkosten von durchschnittlich 20-30 € pro Monat aus, wenn man verschiedenen Websites dazu glauben will.
Daher lohnt es sich unbedingt, den Sleep Mode des Routers zu nutzen. Man kann in der App festlegen, wann Starlink schlafen gehen und aufwachen soll. Wir sparen uns so immerhin 7 Stunden am Tag.
Mein Fazit zu Starlink
Wenn irgendwas anderes ginge, würde ich aufgrund der hohen Kosten und der Instabilitäten von Starlink andere Alternativen bevorzugen. Aber es geht nunmal nicht.
Und als letztes Mittel ist Starlink wirklich nicht schlecht. Die Unterbrechungen sind zu verschmerzen und der Download ist wirklich schön. Dazu kommt, dass es keine Vertragslaufzeiten gibt, so dass wir den Service einfach kündigen können, sobald Glasfaser da ist.
Mein Fazit zu den vorgestellten Alternativen – Was ist nun am besten?
Man kann es nicht pauschal sagen. Es hängt schwer davon ab, wie es bei dir individuell aussieht. Wenn du ein gutes, stabiles Mobilnetz hast, würde ich definitiv dazu raten – allein wegen der hohen Kosten für Starlink (inkl. Strom).
Wenn ein Zweijahres-Vertrag okay ist und die Telekom DSL am Standort anbietet, dann kommst du mit dem Hybrid-Tarif für 30-35 € recht günstig weg. Ohne DSL ist eine Option wie der Gigacube sicher die unkomplizierteste Variante, die allerdings schon rund doppelt soviel kostet.
Bei einer monatlich kündbaren Alternative musst du schon suchen, und dabei genau schauen, wie viel Datenvolumen du benötigst. Du musst bei den Mobilverträgen außerdem schauen, ob eine Bandbreitendrosselung enthalten ist. Falls dir aber 10 oder 25 Mbit/s genügen, kannst du hier viel Geld sparen.
Wenn 4G ausreicht, sparst du vor allem beim Router nochmal viel Geld im Vergleich zu 5G.
Starlink ist für mich die allerletzte Alternative. Da ich aber auf gutes Internet angewiesen bin, kann ich nicht darauf verzichten – und letztlich ist es okay. Für das Geld bekommen wir wirklich einen schönen Download, und streamen ist – mit Abstrichen – möglich.
Was sagst du? Wie sind deine Erfahrungen mit Internet auf dem Lande?
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