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Sozialversager

Plejadium-Sternenhintergrund

Du meine Güte, ich hatte grad ein Erlebnis, das mich irgendwie daran zweifeln lässt, ob ich schon bereit dafür bin, auf die Welt losgelassen zu werden. Wenn man in eine neue Wohnung zieht, sollte man sich dann den Nachbarn vorstellen? Irgendwie hab ich jetzt das Gefühl, dass man das tun sollte..

Gerade eben klingelte es an der Tür. Ich öffnete und davor stand die amerikanische Nachbarin von glaube 1 Stock höher mit ihrer kleinen 1-2jährigen Tochter. Sie sagte, sie wolle nur mal „hallo“ sagen, weil wir uns ja bisher noch nicht offiziell gesehen hätten. So lieb … Sagte mir, wie sie, ihr Mann, ihre Tochter und der Hund heissen und dass sie morgen für 4 Wochen nach Amerika fliegen und danach nach Großbritannien. Und dass wir uns danach ja dann mal mit „Conny“ – offensichtlich eine weitere Nachbarin – mal zum Kaffee zusammensetzen könnten. Vor Aufregung hab ich alle Namen natürlich gleich wieder vergessen.

Ich fühl mich scheisse -.- Hätte ich sie reinbitten sollen? Hätte ich allgemein allen Nachbarn Kuchen bringen sollen schon vor Wochen? Hätte ich fragen sollen, ob sie für ihre Abwesenheit noch Blumengießdienst braucht? (Naja, okay, jemand Unbekannten gibt man eh nicht den Schlüssel, aber anbieten kann man es ja) … Wirke ich wie eine schlechtgelaunte Tussi, die mit niemand was zu tun haben will? Woher soll ich wissen, was sich gehört in einer neuen Wohnung :( Dass jetzt aber die nette Amerikanerin bei mir klingelt und sich vorstellt und mich zum Kaffee mit einer anderen Nachbarin einlädt – das haut mich um. Ich dachte, wir sollten die ausländischen Mitbürger integrieren, und nicht die ausländischen Mitbürger mich .. :D So eine nette Frau.

Habe bisher immer alle gegrüßt und freundlich angelächelt, wenn ich jemanden gesehen habe – auch wenn ich mir gar nicht sicher, wer jetzt überhaupt im Haus wohnt und wer nicht .. ^^ Mit einer Nachbarin über mir hab ich kurz gesprochen – bzw sie mit mir – als ich auf der Terrasse was gemacht hab und sie auf dem Balkon, aber sonst so eigtl gar nix.

Und was mich ja auch immer (zusätzlich dazu dass ich gar nicht weiss, ob sich das nun gehört oder nicht) davon abhält, mehr auf die Nachbarn zuzugehen, ist, dass ich mich nicht traue, einfach hinzugehen. Vielleicht komme ich total ungelegen und sie fragen sich, was das soll, und das macht ja alles noch schlimmer. Ich will ja auch nicht stören … Das ist glaub ich grad das Verhalten, das in Großstädten dazu führt, dass Leute in ihrer Wohnung sterben und monatelang merkt es keiner, weil niemand weiss, wer überhaupt sonst noch so im Haus wohnt. Man hab ich soziale Defizite …

Ein sehr erfreulicher, aber auch verunsichernder Besuch gerade eben ..
Allgemein plädiere ich darauf, dass jemand mal ein dickes Buch schreibt, mit Grundsätzen, wie man sich in allen möglichen Situationen verhalten soll. Das muss dann jeder lesen und dann ist niemand mehr unsicher.

Was sagt man auf die Info, dass einen Monat zuvor ein naher Bekannter verstorben ist? Fragt man nach oder lenkt man lieber vom Thema ab, weil es kein schönes Thema ist? Nimmt man angebotene Hilfe an oder lehnt man sie ab, weil man denkt, dass sie nur aus Höflichkeit angeboten wird und der andere gar nicht wirklich helfen will? Widerspricht man Leuten, die man nicht sooo gut kennt, wenn sie ganz offensichtlich Mist labern oder ist man dann gleich ein Klugscheisser/Besserwisser? Wenn einem ein Unbekannter mal geholfen hat (sagen wir, er hat mir das festgefahrene Auto aus dem Schlamm geholt) und man sieht ihn später flüchtig, geht man dann nochmal auf ihn zu und bedankt sich nochmal? Oder bietet man ihm direkt nach der Hilfeleistung Geld an? (ich glaube, das hab ich auch getan, wollte er aber nicht). Wenn ich gerade die Katzen rein/rausgelassen habe und noch am Fenster stehe und draußen geht jemand vorbei, mach ich das Fenster dann schnell zu, damit derjenige nicht denkt, dass ich nur Leute beobachten will? So vieles ist unklar :(

Habe erst vor wenigen Tagen auf der Straße durch den Wald einen hinkenden Fuchs am Straßenrand gesehen, direkt dahinter einen Autofahrer, der langsam hinter dem Fuchs herfuhr. Was war da los? Ich bin langsam vorbei und hab dann angehalten, um den Mann zu fragen, ob er Hilfe braucht – kam grad von der Uni und hätte Zeit gehabt, den Fuchs zum Arzt zu fahren. Vielleicht wusste der Typ auch nicht, was er machen soll und hatte vllt. auch kein Handy dabei. Also hingegangen und bevor ich fragen konnte rief er mir schon sowas entgegen von wegen „Gehen Sie, ich brauche Sie nicht“.. Habe dann trotzdem gefragt, ob ich helfen kann und er meinte nur „Neinnein, fahren Sie, fahren Sie weiter, ich brauche Ihre Hilfe nicht“. War es unangebracht von mir zu fragen? Sah ich vielleicht nicht so aus, als könnte ich ernsthaft helfen? Oder ist er einfach schon so oft von anderen Leuten gefragt worden, dass er nur noch genervt war?

Fragen über Fragen. Würde ich alleine auf einer Insel wohnen, gäb es solche zwischenmenschlichen Rätsel gar nicht erst.

Kommentare

Eine Antwort zu „Sozialversager“

  1. Masamune

    Ach Lucy…
    Hier in Berlin kennt man seine Nachbarn auch nur vom hören sagen… und das reicht auch. Wozu brauch man Nachbarn? Um Blumen zu gießen? Kann auch Familie oder Freunde machen…
    Und man bekommt wohl mit wenn ein Nachbar verstirbt… spätestens nächsten Abend wenn der Nachbar nicht mehr fälschlicherweise an meiner Tür klingelt und auf betrunkenen türkisch mich voll zu labbern.
    Ich hasse Nachbarn… will ein Haus auf einen Berg haben… keiner in meiner Nähe… endlich Ruhe.

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