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Der Tag, an dem Lopi starb

Schweren Herzens und weinenden Auges schreibe ich diesen Beitrag. Lopi der Sanftmütige, der Wolkenweiche, der Gärtner, der Grünäugige, der Dreizähnige und die gute Seele des Hauses ist seit vorgestern nicht mehr auf der Welt. Und ich vermisse den kleinen Kerl unvorstellbar. Den Beitrag schreibe ich, um alles irgendwie festzuhalten und zu verarbeiten. Das hatte ich auch bei seiner Schwester Luna vor zwei ¾ Jahren gemacht

Lopis Tabletten-Cocktail

Bei Lopi wurde Anfang März Herzinsuffizienz festgestellt, also ein schwaches Herz. Das führte letztendlich zu Wassereinlagerungen in der Lunge und als sichtbares Symptom dazu, dass er nur schwer Luft bekam. Dilatative Kardiomyopathie (DCM) heißt die Erkrankung. Die Langform der dramatischen Ereignisse habe ich vor genau einem Monat hier schon beschrieben. Zu dem Zeitpunkt sah die Prognose noch vorsichtig optimistisch aus.

Wir pumpten Lopi morgens und abends, teilweise auch mittags, mit Medikamenten voll: ein Herzmedikament zur Unterstützung des Herzens (Vetmedin), ein Medikament zur Entwässerung seines Körpers (Dimazon 10 mg), ein Herzmedikament “mit Entwässerung an Bord” sowie zwei weitere Support-Mittel. 

Dimazon war der wichtigste Player darunter, weil es Wasser aus der Lunge zieht. Damit konnten wir auch selbstständig gegensteuern, wenn sich Lopis Atmung wieder verschlechtert hat. Sprich: die Dosis erhöhen, bis es besser wird. Dazu trackten wir seine Atmung mit einer App. Unter 25 Atemzüge pro Minute (AzM) ist sehr gut, bis zu 40 ein Zeichen für Wasser in der Lunge und über 40 bedenklich. 

Der Kardiologe hatte Lopi zunächst die Maximaldosis von drei Dimazon-Tabletten am Tag verordnet und wir gingen in Rücksprache dann auf 1,5 runter: eine morgens, eine halbe abends.

Der Kampf mit Dimazon

Das funktionierte gut bis vor einer Woche. Lopi hatte keinen Bock auf Tabletten und spuckte sie, wenn möglich, gern wieder aus. Vor einer Woche hat er das mit einer fast vollständigen Dimazon geschafft. Das heißt, er hatte vom Vorabend nur eine halbe Dimazon intus, verzichtete auf die morgendliche Ganze und bekam erst abends wieder eine halbe. Während des Tages gingen seine AzM stark hoch – zunächst auf 30, was wir noch abtaten – und dann auf 70. 70 ist wirklich bedenklich hoch, dann kriegt das Tier wirklich kaum noch Luft.

Das Bild zeigt das Atemzüge-pro-Minute-Diagramm für April. Es illustriert, was ich im folgenden Text beschreibe.
Hier siehst du die dramatischen Atemfrequenz-Schwankungen der letzten Woche.

Schnell warfen wir Dimazon in den Kater … und fanden dann auch die fehlende Tablette, was die Verschlechterung erklärte. Dimazon wirkte und am Montag war Lopi wieder bei 22 AzM, also super im Rahmen. Für uns war das ein Warnschuss vor den Bug: Wir passten danach noch besser auf, dass Lopi wirklich keine Tablette wieder ausspuckt. Wenn eine fehlende Tablette dazu führt, dass Lopi kaum noch Luft bekommt, zeigt das, dass es kaum Fehlertoleranz gibt. 

In meiner Hand liegt die gefundene Tablette. Im Hintergrund seelenruhig Lopi
Diese Dimazon-Tablette hatte Lopi unbemerkt wieder ausgespuckt. Sie war wohl in die Känguru-Tasche meines Pullis gerutscht.

Gleichzeitig hob ich Dimazon innerlich auf einen Altar. Das Zeug wirkt einfach super und hält Lopi am Leben.

Bis in der Nacht zu Donnerstag war alles im Rahmen. Dann am Donnerstag wieder Alarmstufe: Lopis Atmung stieg auf 40 und abends auf schließlich auf 62. Wir konnten es uns nicht erklären und gingen mit Dimazon wieder auf die höchste Dosis von drei Tabletten, angefangen mit einer ganzen am Abend. Dadurch hätte es besser werden sollen, weil Dimazon recht schnell wirkt. Wenige Tage zuvor ließen sich die Probleme ja auch in den Griff bekommen.

Die schlimme Nacht auf Freitag

Um zwei Uhr nachts, als wir ins Bett gingen (wir hatten Urlaub) trackte ich 54 AzM – acht Stunden nach der Medikamentengabe. Das hätte schon längst auf 40 runter gehen sollen. Wir waren besorgt und gaben ihm ausnahmsweise nochmal eine ganze Dimazon. Damit MUSSTE es besser werden. Lopi wehrte sich gegen die ungewohnte nächtliche Tablette und ging uns dann auch aus dem Weg, wollte nichts mehr mit uns zu tun haben.

Besorgt legten wir uns hin und hörten erleichtert, dass Lopi im Dunkeln nachkam und sich zu uns aufs Bett legte. Er war so ein sanfter, lieber Kerl, nie nachtragend, und ich freute mich IMMER, wenn er zu uns kam. 

Um halb 5 morgens wachte Pierre von Lopis schneller und rasselnder Atmung auf. 74 AzM. Ganz und gar nicht gut, überhaupt nicht gut – zweieinhalb Stunden nach der letzten Dimazon hätte es längst besser sein müssen. Der kleine Katerkörper hebte und senkte sich schwer. Die Hilflosigkeit macht einen fertig. Was kann man machen? In diesem Stadium waren wir Anfang März zweimal nachts in die Notaufnahme gefahren, aber wir hofften darauf, dass das Dimazon einfach etwas mehr Zeit braucht. 

In der Tierklinik Lüneburg hätten sie ihn wie zuvor in eine Sauerstoffbox verfrachtet und den Wirkstoff per Infusion verabreicht. Aber er hatte ja genug Wirkstoff intus und wir hofften einfach bang, dass es am nächsten Morgen besser werden würde. Die gute Stunde Fahrt bis in die Klinik nimmt man – auch für das Tier – nicht leichtfertig auf sich.

Ich lag danach lange wach, unruhig, nervös – und fragte mich, ob ein Gewöhnungseffekt an Dimazon eingetreten war. Es hätte schon längst besser werden müssen. Draußen fingen die Vögel langsam an, wach zu werden, dringen kämpfte Lopi um Sauerstoff.

Lopis letzter Tag

Freitag, 25. April 2025, 9 Uhr

Nach dem Aufstehen maßen wir 46 AzM. Nicht gut, aber deutlich besser als nachts. Er war auch super fidel, futterte wie ein Scheunendrescher und wir ließen ihn nach dem üblichen Tablettencocktail auf die katzensichere Terrasse. 

Wir berieten, was wir tun sollen. Die Atemprobleme schienen sich nicht in den Griff bekommen zu lassen. Also riefen wir bei unserem Katzen-Kardiologen an – der nicht im Hause war. Ohne Facharzt können sie den Kater nicht richtig behandeln. Wir bekamen einen Termin für Dienstag Mittag. Vier ganze Tage, die sich hinziehen würden wie Gummi.

Dann legten wir uns nochmal hin, weil die letzte Nacht nicht gerade erholsam war und ich mir dachte: Besser nicht darauf vertrauen, abends früher ins Bett gehen zu können. Es könnte sein, dass wir nach Lüneburg müssen. Dafür sollte man ausgeschlafen sein.

Freitag, 12 bis 15 Uhr

Ich wachte von Lopi auf, der draußen vor dem Schlafzimmerfenster sein Lasst-mich-rein-Liedchen sang und mit den Krallen am Insektenschutzgitter zupfte. Er stand da, mit beiden Hinterpfoten an der Terrassentischkante abgestützt, mit den Vorderpfoten auf dem Fensterbrett, und starrte mich entrüstet an. Seine Atmung war etwa auf dem gleichen Niveau wie wenige Stunden zuvor, aber das Katerchen war putzmunter. 

Pierre und ich machten uns schwere Sorgen, aber mir gelang es besser, sie zu verdrängen. Es würde schon besser werden. Ich sagte zu Pierre, dass wir uns irgendwann von Lopi verabschieden müssen, es ist ja alles geliehene Zeit. Aber nicht heute. Wir kommen übers Wochenende und Kardiologe Mischke hätte am Dienstag neue Ideen.

Lopi chillte (chillen mit Atemnot..) die meiste Zeit auf der Terrasse, wo ich noch etwas Zeit mit ihm verbrachte. Aus ein paar Aufnahmen unserer Außenkamera habe ich hier ein paar Szenen der letzten Tage zusammengeschnitten – es sind die letzten Videobilder, die es jemals von Lopi geben wird.

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Freitag, ca. 15 Uhr

Der Kater bekam seine Nachmittags-Dimazon. Danach machten wir uns auf dem Weg für den Wocheneinkauf. Der kleine Kerl blieb während unserer Abwesenheit auf der Terrasse, weil die Sonne so schön schien und er so gern auf seinen Kratzbrettern lag.

Das Bild zeigt Lopi auf unserer Terrasse. Er liegt mit geschlossenen Augen auf einem Kratzbrett. Die Sonne scheint.
25.04.2025, 14:53 Uhr: Lopi sieht so friedlich aus. Sechseinhalb Stunden später schlief er ein, für immer.

Freitag, ca. 17 Uhr

Wir kamen vom Einkaufen zurück, der Kater begrüßte uns miauend auf der Terrasse. Er freute sich, dass wir wieder da waren und beschnupperte die Einkäufe. Während ich die in der Küche verstaute, sprang er auf einen Küchenstuhl, sah mir zu und schnüffelte neugierig an Frühlingszwiebeln und anderen Artikeln, die ich ihm hinhielt.

Freitag, 17:30 – 18:00 Uhr, 64 AzM

Als ich fertig war, begann er auf dem Stuhl zu dösen und wir konnten seine Atmung messen. 64 AzM! In mir begann Sorge zu glühen, mein Herz rutschte runter. Die Atmung hätte viel besser sein müssen. Das ist viel zu hoch. Das Wochenende stand an und am Wochenende können wir wieder nur zu den großen Tierkliniken fahren. Was können wir tun?

Ich rief bei der Praxis des Kardiologen an, um zu fragen, ob wir die Dimazon-Medikation über die vom Kardiologen verordnete Höchstdosis erhöhen können, um ihn bis Dienstag über die Runden zu kriegen. Niemand mehr da. Das Wochenende hatte begonnen.

Ich rief in der Tierklinik Lüneburg an und stellte dort meine Frage. Der Kater war dort ja schon bekannt. Nach kurzer Rücksprache die schlechte Nachricht: Nein, Sie sollten die Dosis nicht weiter erhöhen. Das sei zu schädlich und das ginge nur stationär in der Klinik, weil der Kater gleichzeitig eine Infusion bekommen müsste. Und stationär geht nicht, weil aktuell alle Sauerstoffboxen belegt seien. Vielleicht hätte die Tierklinik Posthausen bei Bremen noch Kapazität dafür. Und …. Sie sollten sich mit dem Gedanken befassen, dass vielleicht das Ende des Therapieweges erreicht ist, wenn trotz dieser hohen Dosis die Atemfrequenz nicht runtergeht…

Das war der Punkt, an dem mein dünnes Nervenkleid riss. Der Mann hatte mir das gesagt, was ich selbst nachts schon befürchtet hatte. Ende des Therapiewegs. Okay, in ein paar Tagen dann, je nachdem, was Kardiologe Mischke sagt. Aber ich war fertig mit den Nerven. Bis vor einer Woche sah es so aus, als könnte Lopi noch einige Monate oder gar Jahre bei uns bleiben, und auf einmal verkürzte sich die Zeit so drastisch auf ein paar Tage.

Ich rief in der Tierklinik Posthausen an und fragte, ob sie Kapazität haben. Ja, hatten sie. Die Fahrt dauert eine Stunde. Wir zogen uns um.

Freitag, 18:20 Uhr

Der Kater schlief noch immer auf den Küchenstuhl, schnell atmend. Als ich ihn abfahrbereit weckte, entwischte er mir und lief nach oben, ging in Pierres Arbeitszimmer. Dort bekam ich ihn zu fassen und wir verfrachteten ihn ohne großen Aufhebens ins Auto. Nicht wie bei der zweiten Fahrt nach Lüneburg, die so glücklich ausgegangen war, aber wo ich davor dachte, dass der Kater nie wieder nach Hause kommt.

Wie zuletzt immer fuhr Pierre und ich saß mit Lopi auf der Rücksitzbank. Er durfte aus dem Transportkäfig und saß auf meinen Oberschenkeln. Im Gegensatz zu den früheren Fahrten in die Klinik schlief er die meiste Zeit, er sah nicht aufgeregt aus dem Fenster. Hatte er sich endlich ans Autofahren gewöhnt? Oder war er so mit Atmen beschäftigt, dass er nicht mehr aufstehen konnte?

Schlechte Nachrichten von den Nieren

In der Klinik kam Lopi sofort ins Sauerstoffzelt. Er wurde geröntgt und es wurde Blut abgenommen. Um 21 Uhr waren die Blutergebnisse da. Die Ärztin zeigte uns die Werte und sagte, dass die Nierenwerte sehr schlecht sind. Und das ist ein Problem. Dimazon ist zum Entwässern des Körpers da. Das schädigt die Nieren, die Wasser benötigen. Das war uns bewusst. Aber nicht, wie schnell die Schädigung eintritt und zunimmt. Und jetzt war sie bereits kritisch.

Die Ärztin erklärte uns, dass Herz und Nieren bei Lopi gegeneinander arbeiten. Man könne nur das Herz behandeln, wie wir es bisher taten, oder die Nieren. Würden wir die Nieren behandeln, würde er keine Luft mehr bekommen. Behandeln wir weiter das Herz, geben die Nieren auf. 

Sie meinte, man könnte Lopi stationär aufnehmen und ein noch stärkeres Medikament als Dimazon ausprobieren. Aber ob das hinhaut und ob wir ihn auch zuhause selbstständig behandeln könnten oder ob er auf die Klinik angewiesen wäre, konnte sie nicht vorhersagen. 

Und: Bei diesen Werten sei es absolut zu rechtfertigen, Lopi zu erlösen. Da müsste man kein schlechtes Gewissen haben. Die stationäre Aufnahme sei eine Tortur und selbst bei Erfolg wäre die restliche Lebenszeit sehr kurz.

Danach brachte sie Lopi in einer Kiste ins Behandlungszimmer und ließ uns Zeit zur Beratung. Bei uns waren alle Dämme gebrochen, wir wussten ja im Grunde, was wir zu tun hätten. Es war soweit. Der Tag, der wie ein Damoklesschwert bereits seit Monaten über uns hing, war da. 

Als Lopi uns sah, miaute er uns an. Um die Vorderpfote hatte er einen dicken, roten Verband mit Zugang zur Vene, mit dem er sich nur sehr unsicher bewegen konnte. Zunächst tapste er in seiner Box herum, dann wurde er aber ruhiger. Er atmete noch immer sehr schnell.

Debbie hat Lopi auf dem Arm und drückt ihre Nase an sein Köpfchen. Er klammert sich mit der Pfote an ihren Ärmel
Mein Katerchen…. wie kann ich ihn loslassen?

Zeit für den Abschied

Weinend streichelten wir unseren lieben Kater, sein weiches Fell wurde nass von Tränen. Lopi war einfach ruhig. Ich nahm ihn auf den Arm, wollte ihn nicht loslassen. Auch Pierre bekam ihn nochmal. Lopi ließ es mit sich machen. Es tut so furchtbar weh, zu wissen, dass die letzten Minuten des Tiers angebrochen sind – wie auch bei Luna. Mein kleiner, lieber Freund.

Den Kater in der Klinik zurückzulassen und ihn dann womöglich nächste Woche einschläfern zu lassen, kam nicht infrage. Wir wollten es für uns hinter uns bringen und dem Kater die Zeit in der Klinik ersparen. Natürlich habe ich jetzt, genau zwei Tage später (es ist gerade 20:59 …), Zweifel. Wie auch bei Luna. Ich denke, dass es richtig war, aber in meinem Herzen denke ich immer wieder, wie gern ich ihn wieder hier hätte. 

Pierre hat Lopi auf dem Arm. Lopi schaut mit großen Augen nach vorn. An der rechten Pfote hat er den Verband mit dem Venenzugang.
Das letzte Bild von Lopi um 21:15 Uhr.

Der Ärztin sagten wir dann, dass wir uns fürs Einschläfern entschieden hatten.

Sie kam kurz darauf mit den Spritzen zurück. Lopi wurde auf eine Unterlage gesetzt. Er saß einfach nur da, ruhig, mit großen Augen, schnell atmend. Als wäre er nicht ganz da oder als würde er selbst spüren, dass seine Zeit gekommen war und er es akzeptierte. 

Ich hoffe, er hatte keine Angst. Ich hoffe, er spürte, dass wir alles für ihn tun würden, dass wir ihn liebten, wie man nur jemanden lieben kann. Lopi hatte immer riesiges Vertrauen in uns. Selbst bei den verhassten Tablettengaben biss und kratzte er uns nie absichtlich. Umso mehr fühle ich mich wie eine Verräterin, die sein Vertrauen ausnutzte. 

Ich weiß, dass Schuldempfinden bei der Trauerbewältigung dazu gehört – ich kenne das von Luna, von Toddi und von meiner Mutter. Also bei allen Toden, die mir so nahegingen. Das gehört dazu, und doch ist es ein furchtbares Gefühl.

Es ist so herzzerreißend, die letzten Momente des langjährigen Begleiters, des geliebten Tiers mit seiner eigenen Persönlichkeit und unserer langen gemeinsamen Geschichte mitzuerleben. Beziehungsweise sein Todesurteil zu sprechen.

Wir streichelten Lopi, den immer so sanftmütigen und kuscheligen kleinen Freund. Die Ärztin spritzte dann das Schlafmittel über den Zugang in die Vene. Quasi innerhalb von drei Sekunden brach Lopi zusammen. Das ging so schnell, dass ich dachte, er hätte sich von sich aus hingelegt. Pierre fing ihn auf und legte ihn hin. Die Ärztin sagte, dass er jetzt schon gar nichts mehr mitbekäme. Lopis große, runde Augen starrten ins Leere, mein Tier schlief. 

Mir half, mich daran zu erinnern, wie ich vor zwei Jahren selbst einmal Narkose bekam. Man ist so blitzschnell weg, dass man weder Schläfrigkeit noch Angst spürt. Man ist einfach weg. Eigentlich sehr gnädig.

Dann kam die zweite, die tödliche Spritze und während wir unser Tier streichelten, starb es. Die Ärztin prüfte nach einer Minute mit dem Stethoskop den Herzschlag und bestätigte den Tod. Lopi, der so-lange-da-Gewesene, ist weg. Für immer. 

Wir ließen ihn zur Einäscherung zurück, später sollen wir eine Urne bekommen.

Zuhause ohne Lopi

Zuhause ist es seither schlimm. Immer, wenn ich nicht irgendwie beschäftigt bin, komme ich mit der Situation nicht klar. Lopi war ein so integraler Bestandteil meines Lebens, dass er nicht wegzudenken ist. So viel meiner wachen Zeit dachte ich an ihn: Wo ist er? Was macht er? Ich möchte ihn streicheln. Hat er Hunger? Was will er denn? Kommt er gleich zu uns? Gott, ist er süß. Wie schön, dass er da ist.

Hier zuhause sehe ich überall Phantombilder. Beim Heimkommen mit dem Auto sehe ich Lopi vor dem inneren Auge an der Einfahrt auf uns warten. Ich höre, wie er mit der Pfote Türen aufzieht. Ich höre ihn an Kratzbrettern kratzen. Ich sehe ihn vor der Haustür sitzen und darauf warten, dass ich ihm aufmache. Ich höre ihn, wie er wie auf einem Xylophon die Treppe runterrennt und unten schaut, ob ich ihm folge.

Ich sehe Lopi auf der Heizung, Lopi vor dem Kaminofen, Lopi im Bett, am Fenster, auf seinen Kratzbäumen und natürlich auf der Terrasse – einfach überall, sogar Lopi im Auto auf meinen Beinen auf dem Weg zum Tierarzt.

Lopi liegt auf dem schmalen Streifen zwischen meinem Kopfkissen und Bettkante. Daneben liege ich und schaue ihn an.
Lopi im Oktober 2024: Hier, direkt neben meinem Kopfkissen, hat er oft geschlafen

Das alles wird vergehen, aber aktuell ist es noch schlimm. Gestern, am Tag danach, blieb ich bis um 1 mittags im Bett. Ich sah keinen Grund mehr, überhaupt aufzustehen. Kein Kater, der was von mir will. Nur Pierre und ich. Das ist – außer auf Reisen – das erste Mal, dass wir zu zweit sind. Ich hatte die Katzen mit in die Beziehung gebracht. Lopi wurde fast 16 Jahre alt.

Ich liebe dich, mein feiner Freund.

In der Katzengalerie findest du unzählige Fotos von Luna und Lopi aus mehr als 15 Jahren gemeinsamen Leben. Nachfolgend gibt es ein paar Bilder nur von Lopi aus den letzten Jahren.

Lopi der Sanftmütige

Lopi war im Gegensatz zu seiner Schwester Luna so sanftmütig. Er schien immer erst zu fragen, ob er sich auf einen drauf setzen darf. Mit den Pfoten prüfte er, ob man etwas dagegen hat. Er war so vertrauensselig und begrüßte auch Fremde. So oft hörten wir auch von Ärzten, dass er so ein liebes Wesen habe, in Lüneburg sei er sogar der Stationsliebling gewesen.

Der liebe Lopi ließ sich früher immer von seiner Schwester herumscheuchen. Sie fauchte ihn weg, und weil Luna eher bei mir war, blieb Lopi eher bei Pierre. Ich dachte sogar, dass Lopi mich irgendwie nicht mag, weil er einfach in Lunas letzten kratzbürstigen Monaten gar nichts mit mir zu tun hatte und mich abzulehnen schien. Nach Lunas Tod plagte mich daher das Gefühl, nun katzenlos zu sein. 

Doch ich werde nie vergessen, wie Lopi kam, um mich zu trösten. Tieftraurig saß ich im Garten an Lunas Kreuz, das wir gebastelt hatten. Da kam Lopi langsam auf mich zu. Das hatte er davor wirklich lange nicht gemacht. Er kam zu mir und rieb sein Köpfchen an mir. Gott, was habe ich ihn dafür geliebt und es war so tröstlich, dass mein Katerchen mir wieder Zuneigung schenkte. Seitdem verteilte Lopi seine Zuneigung auf uns beide, bis zum Schluss. Er wählte nie nur einen von uns, sondern wechselte an unseren Serienabenden auf der Couch mehrfach abends den Menschen. Er war so unglaublich lieb.

Lopi liegt auf meinem Mauspad und stupst mit der linken Pfote meine Hand an. Ich sitze an meinem Arbeitsplatz und versuche zu arbeiten.
Lopi Anfang April: Er fehlt mir auch am Computer.

Auch im Garten wird er schwer fehlen. Seit Februar durfte er ja nicht mehr in den Garten, aber in den letzten beiden Sommern war er ein stetiger Begleiter bei allen Gartenarbeiten. Beim Fugensäubern, Unkrautjäten und allen anderen Gärtner- und Handwerksarbeiten war er immer dabei und schaute zu. Oft musste ich ihn sogar beiseite schieben, weil er sich direkt vor mich setzte, wenn ich irgendwo zupfte oder grub. Deswegen nannten wir ihn auch den Gärtner.

Ein paar lustige Geschichten seiner früheren Abenteuer (auch mit Luna) findest du hier.

Wir freuen uns auf Bonnie und Balu

In zwei Wochen kommen Bonnie und Balu, unsere neuen Katzenbabys (….. ich möchte nicht Nachfolger für Luna und Lopi schreiben). Wir wollten sie vor allem als Gesellschaft für Lopi aufnehmen und um uns den absehbaren Abschied zu erleichtern. Als Luna starb, war es mir ein großer Trost, dass Lopi noch da war.

Jetzt hatte Lopi keine kätzische Gesellschaft mehr gehabt und wir hatten keine anderen Katzen, die uns über den Verlust helfen würden. Ich freue mich trotzdem sehr auf die beiden (und habe ein schlechtes Gewissen, weil Lopi sich dadurch vergessen fühlen könnte?). Auch, wenn wir noch keine gemeinsame Geschichte haben und ich noch nicht weiß, was die beiden für Persönlichkeiten sind.

Ich hoffe, dass wir so eng zusammenwachsen wie mit Luna und mit Lopi, meinen geliebten langjährigen Lebens-Gefährten. Das kann man wirklich so sagen. Ich kannte sie ihr ganzes Leben und ich war vor 16 Jahren noch ein völlig anderer Mensch als heute.

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