Das Lied von Eis und Feuer ist die Buchgrundlage zu einer der erfolgreichsten Serien überhaupt: Game of Thrones. Bislang (5.09.2012) gibt es 10 Bände der deutschen Übersetzung, die ich alle gelesen habe. Das englische Original hat nur 5 Bücher, die dafür irgendwie wohl doppelt so dick und halb so teuer sind … >_> Jedenfalls warten sowohl englische als auch deutsche Leser auf eine Fortsetzung. Selbstverständlich hat der letzte Band mit einem Cliffhanger aufgehört.
Im Gegensatz zur auch von mir vorgestellten Foundation-Reihe (Science-Fiction) kann man hier die Bände nicht einzeln behandeln, da sie alle direkt aufeinander basieren und es wenig empfehlenswert ist, einfach so mittendrin mit dem Lesen anzufangen. Aus diesem Grund stelle ich hier die Geschichte in ihrer Gänze vor, und keine Sorge: Spoiler gibt es nicht :D
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Untertitel: Jeder Band hat einen Untertitel
Erstauflage (Original): 1996-…?, 2. deutsche Ausgabe: 2010-…?
Seitenanzahl: viele ^^ Pro Band 500-800 + jeweils 30-40 Seiten Anhang mit Charakter-Verzeichnis und Karten
Sonstiges: Grundlage für die Serie „Game of Thrones“
Review online seit: 6.04.2012, Update am 5.09.2012
Das Lied von Eis und Feuer: Handlung
Wir befinden uns auf dem Kontinent Westeros, im Zeitalter der Könige und Ritter. Sommer und Winter dauern mehrere Jahre an und sind besonders ausgeprägt: Während der Sommer die Zeit der Freude und des Lebens ist, herrscht im Winter eisige Kälte, Hunger und Angst. Gerade neigt sich ein besonders langer Sommer dem Ende zu, und die Weisen sagen, dass auf einen langen Sommer immer ein besonders harter Winter folgt.
Vor 15 Jahren wurde der alte „Irre König“ Aerys Targaryen abgesetzt und ermordet, seine überlebenden Kinder mussten fliehen. Seitdem herrscht Robert Baratheon, der „Ursupator“, über die Sieben Königslanden. Die Geschichte beginnt mit dem Fokus auf dem Hause Winterfell, dem nördlichsten der Adelshäuser. Eddard Stark, ehrenhafter Lord von Winterfell, soll seinem alten Freund, König Robert, in den intriganten Süden folgen und dort als „Hand des Königs“ das Reich regieren. König Robert genießt gern die Freuden des Lebens: Frauen, die Jagd, Festmäler. Für die harte Politik interessiert ihn immer weniger. Im Gegensatz zu seiner ehrgeizigen Ehefrau, Königin Cersei, die ihren Mann hasst und lieber selbst regieren würde. Hinter ihr steht ihre genauso ehrgeizige Familie, die Lennisters, die für gewöhnlich skrupellos erreichen, was sie anstreben.
Ein weiterer Handlungsstrang präsentiert sich hoch im Norden, wo seit Jahrtausenden eine riesige Mauer aus Eis den Kontinent vor dem Einfall von Wildlingen und Ungeheuern schützt. Bemannt und bewacht wird die Mauer von der Bruderschaft der Nachtwache – oft verurteilte Verbrecher, die an die Mauer geschickt werden, um einer Todesstrafe zu entgehen. Doch der Winter naht und nördlich der Mauer regen sich Wesen, von denen man glaubte, dass sie seit Jahrtausenden ausgestorben seien.
Und damit es nicht langweilig wird, kommen noch Viserys und Daenerys Targaryen hinzu, die geflohenen Kinder des ermordeten Irren Königs. Viserys kann nur noch daran denken, den Thron von Westeros wieder zurückzuerobern, da er sich für den rechtmäßigen König hält.
So präsentiert sich in etwa die Saga auf den ersten 100-200 Seiten. Mir ist nichts eingefallen, wie man sonst was über den Inhalt sagen kann, ohne allzu viel zu verraten. Die Beschreibung klingt nun leider nicht sehr spannend – aber: das ist falsch. Schauen wir uns das Ganze mal formal an.
Das Lied von Eis und Feuer: Rezension
Charaktere
Martin erzählt die Geschichte aus der Sicht verschiedenster Charaktere. Es gibt also nicht einen Hauptcharakter, der eine Geschichte erlebt, sondern viele Hauptpersonen, auch innerhalb des selben Handlungsstrangs. So kann es passieren, dass wir eben aus der Sicht von Eddard Stark, dem Lord von Winterfell eine Handlung erlebt haben. Dann springen wir auf einmal zu Catelyn Stark, Eddards Frau und finden uns später in Tyrion Lennister wieder, der den beiden begegnet ist. Dazu kommen auch immer wieder Charaktere wieder azf, die eigentlich nur mal irgendwo kurz erwähnt wurden und dann 1-2 Bücher später auf einmal viel wichtiger werden.
Wir erfahren dabei die Gedanken dieser Personen und leben uns in ihre teilweise sehr verschiedenen Welten ein. George R.R. Martin schreibt dabei je nach Hauptperson des Kapitels völlig anders. Der sehr zynische Tyrion strotzt vor sarkastischen Sprüchen, Gedanken und Weltansichten, während bei Catelyn sehr stark der beschützende Mutter- und Ehefrauen-Instinkt herauskommt. Das fügt dem Ganzen viel Extra-Atmosphäre hinzu und „das Leseerlebnis fühlt sich in besonderem Maße authentisch an“ – schön gesagt, mh? :D
Zahlreiche Handlungsstränge
Die ganze Geschichte über das Lied von Eis und Feuer wirkt am Anfang wegen der hohen Komplexität verwirrend:
- viele Charaktere treten auf, alle haben ihr soziales und räumliches Umfeld
- die große Welt mit verschiedenen Orten, Burgen, Bergen, …
- verschiedene Dynastien und deren Beziehungen untereinander
- Hintergrundgeschichten, wie die ständige, tröpfelnde Erinnerung an die Ereignisse vor 15 Jahren
Man kann sich kaum alle Namen und Einzelheiten merken. Bei mir dauerte es ca. bis zum Ende des ersten Buchs, bis ich alles klar durchblickt habe, aber ab dann war das alles nur noch ein Genuss. Ich fühle mich wirklich heimisch in Westeros, kenne die Wappen und Mottosprüche der Adelshäuser, weiss woher sie kommen und was es für Gerüchte gibt, und wie sie sich verhalten. Man weiß einfach, wie diese Welt tickt und man eignet sich das ganz eigene Vokabular an – wenn jetzt jemand „Mauer“ sagt, denke ich nicht an eine Mauer, sondern an DIE Mauer ^^
Beschreibung der Welt
Wenn ich nun immer von Adelshäusern und Intrigen schreibe, klingt das irgendwie politisch und staubig-langweilig. Aber man darf nicht vergessen, dass zu diesen Intrigen auch hinterhältige oder auch nicht hinterhältige Morde, Sex und Drama gehören. Mh okay, DAS klingt jetzt nach Frauenbuch, aber auch das ist falsch ^^ Einerseits gibt es Gesänge über tapfere Ritter und Liebesgeschichten, die hin und wieder mal durchblicken, andererseits aber kommen sehr brutale Beschreibungen der stinkenden, mittelalterlichen Welt hinzu, mit allen unerfreulichen Details und ganz und gar nicht ehrenhaften Rittern und Königen.
Hier ist für jeden was dabei, da jeder Charakter irgendwie anders ist und anders geschrieben wird. George R.R. Martin scheut sich auch nicht, sich des einen oder anderen liebgewonnenen Charakters zu entledigen. Was hab ich schon entsetzt geguckt und musste nachlesen, ob das gerade wirklich passiert ist ^^
Der Spannungsbogen ist durchweg angezogen, man will immer wissen, wie es weitergeht und obwohl das Lied von Eis und Feuer wirklich sehr lang ist, kommt nie der Moment auf, wo man denkt, dass der Autor jetzt selber einfallslos war und er nicht weiterweiß.
Die Geschichte, bzw. das Lied von Eis und Feuer
Zur Story selbst kann man sagen, dass sie einfach sehr episch ist. Zwar haben wir hier keinen klar definierten allmächtigen, dunklen Feind wie in Der Herr der Ringe und auch mit Magie und fremden Wesen und Rassen wird recht sparsam umgegangen. Dafür gibt es sehr viele Legenden von eben solchen Dingen, und bei manchen Legenden stellt sich heraus, dass doch einiges an Wahrheit dahinter steckt.
Wir befinden uns hier auch weder im harmonischen, lustigen Auenland, in der würdigen und sauberen Stadt Gondor, aber auch nicht im verrauchten Mordor, sondern eher in eiskalten verschneiten Wäldern und schmutzigen Städten, in denen das Recht des Stärkeren herrscht und jeder jeden verrät. Das eine oder andere Mal fühle ich mich an die Welt aus Andrzej Sapkowskis „Hexer“-Büchern (Spiel: The Witcher) erinnert: Die Welt ist einfach nicht schön und romantisch, sondern rauh und tödlich.
Soweit mein Eindruck bis zum 6. Buch (Zeitpunkt, als ich die Rezension geschrieben habe). Jetzt – 5.09.2012 – habe ich alle bisher erschienen Bücher durch, sie stehen jetzt alle im Regal, wo sie einen Wert von etwa 155,- EUR einnehmen >_< Jedenfalls, ich wollte noch eben Eindrücke vom 7. bis 10. Buch hinterherwerfen. Während des 7. und 8. Buchs (dh. 4. Buch im englischen Original) bekam ich den Eindruck, dass das Unschöne in den Büchern überhand nimmt. Wirklich überall nur noch Verrat, sterbende gute Charaktere, keine Hoffnung mehr für die Guten und wirklich sehr harte und krasse Beschreibungen unerfreulicher Handlungen. Ich selber dachte während des Lesens, dass die Geschichte eigentlich keinen Spaß mehr macht, sondern einfach nur noch eine dauernde Übertrumpfung von schlimmen und ekelhaften Dingen ist, und ich las eigentlich nur noch, um nun eben doch zu wissen, was passiert. Nicht, weil das Lesen selbst so toll war, – wie es eigentlich sein sollte.
Bei Buch 9 und 10, die ich beide während meiner Exkursion gelesen habe, hatte ich diesen Eindruck aber nicht mehr. Hier kam der Spaß irgendwie wieder zurück. Oder vielleicht hatte ich mich nur dran gewöhnt und fand das Schlimme nicht mehr schlimm? :D Jedenfalls – die Story ist über 10 Bücher weg sehr spannend und gut.
Nur verliert sich der Autor irgendwie für eine Zeit im dunklen und sehr dreckigen Bereich seiner Fantasie.
Das Lied von Eis und Feuer: Wertung
Man kann dem Buch nun keine 5 Sterne für „kurz und knackig“ schenken und allgemein sollte man bei Werken diesen Ausmaßes mit einer Gesamtwertung vorsichtig sein, für die Bücher 7 und 8 hätte ich eher 3 Sterne gegeben als 5, und die Geschichte ist außerdem noch gar nicht fertig geschrieben .. ^^
Trotzdem – mir fallen keine (weiteren) Kritikpunkte ein. Die Geschichte ist klasse und der Schreibstil auch. Natürlich mag man die einen Personen mehr und findet andere eher langweilig, aber man erhält trotz langweiligem Charakter einen Blick auf die Geschehnisse, die im Gesamtkontext wichtig sind – und die langweiligen Charaktere sind auch nicht immer langweilig und überhaupt hält sich die Langeweile äußerst in Grenzen.
Daher kann ich nur 5 Sterne geben. Wer auf richtig langanhaltende Fantasy-Stories mit vielen Legenden, vielen Völkern, vielen Personen und langgestreckte Handlungen steht, der wird diese Saga lieben.
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