Habe heute endlich mein neuestes cineastisches Meisterwerk fertiggestellt: 23 Minuten Film über die frühe Heidelberger Geschichte und historische Wege in der Umgebung.
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Und hier zur Premiere:
Diese selbsterstellte Video-Dokumentation ist definitiv das Highlight meiner bisherigen Movie Director Karriere. Ich habe mir richtig Mühe gegeben, interessante Informationen zusammenzustellen und zu präsentieren. Über viele Themen habe ich bereits schon früher einmal berichtet, aber niemals gab es ein Video, das alles so kompakt zusammenfasst.
Was ist so interessant an Altstraßen und Altwegen?
Man mag sich fragen, was denn an Straßen und Wegen so interessant ist. Die sind doch überall und dienen nur dazu, schnell von A nach B zu kommen. Richtig. Aber auch falsch! Man stelle sich vor, wie schwierig es wäre, ohne befestigte Straße sein Ziel zu erreichen.
Straßen sind sehr wichtig für ein schnelles Vorankommen, insbesondere, wenn man noch Lasten bei sich hat. Straßen sind also nicht „nur“ einfach da – man spricht nicht umsonst von Verkehrs-„Adern“, durch die das Leben pulsiert. Auf den Straßen bewegten sich im Mittelalter Händler, Boten, Könige, Bauern, Krieger, Geistliche, Handwerker, Tagelöhner, Gaukler, Räuber und bringen Güter und Nachrichten vom Land in die Stadt, von der Stadt aufs Land, von Stadt zu Stadt.
Historische Entwicklungen in der Landschaft
Von den Römern mit ihren „Autobahnen der Antike“ über das Mittelalter bis heute machten die Straßen viele Entwicklungen durch. Und gerade diese zeitliche Entwicklung, also die Geschichte, sieht man noch heute in der Landschaft. Auf uralten Verkehrswegen, auf denen sich schon vor Christus Menschen bewegten, verlaufen noch heute oft Bundesstraßen oder sogar Autobahnen. Andere Straßen, besonders die alten, befestigten Römerstraßen, sind noch als Orts- oder Gemarkungsgrenzen auf Landkarten oder sogar in Form von Hecken oder Baumreihen zu sehen. Da die massiven Straßenkörper derart markante Landschaftsmarken waren, richtete man Grundstücksgrenzen daran aus.
» Ausführliche Informationen zum historischen Wandel von Straßen
Straßen sind also, genau wie alte Stadtgrundrisse, Burgruinen und Kirchen lebendige Geschichte. Während von punktuellen Ereignissen oft nur später aufgestellte Denkmäler sowie die Geschichtsbücher erzählen, sind langfristige Entwicklungen direkt in der Landschaft sichtbar. Eine alte Straße, die heute nur noch ein Feldweg ist, oder Hohlwege im Wald zeugen davon, dass hier über lange Zeit viele Menschen gereist sind – weil sie aus irgendwelchen Gründen von A nach B wollten. Die Menschen sind weg und oft auch deren Grund, diese Straße zu nutzen – etwa eine früher wichtige Burg, ein heute verlassenes Kloster oder auch nur ein großer Steinbruch. Doch die Wege sind noch da!
Ein Film über Heidelberg, Geschichte und alte Straßen
Blick auf die Heidelberger und Ladenburger Geschichte
Geschichte ist geil! Und Heidelberg hat eine lange Geschichte. Schon zu römischer Zeit, die in der Region vom 1. bis ins 3. nachchristliche Jahrhundert reichte, lebten im heutigen Heidelberg-Neuenheim und -Bergheim Menschen am Neckar. Allerdings ging unser heutiges Heidelberg nicht aus dieser Handwerkersiedlung hervor. Das mittelalterliche Heidelberg entstand nämlich einen guten Kilometer weiter östlich am Fuß des Heidelberger Schlosses.
Außerdem war zur Zeit der Römer eine andere Stadt viel wichtiger, … und auch viel kultivierter, nämlich LOPODUNUM, das heutige Ladenburg, wenige Kilometer weiter nordwestlich. Die Römer errichteten eine lange, schnurgerade Straße zwischen LOPODUNUM und der Siedlung in Neuenheim, deren römischen Namen wir leider nicht kennen. Und diese Straße ist heute, fast 2000 Jahre später, noch immer da!
Welche römischen Spuren gibt es noch? Wo verlief diese Straße? Wie, wo und warum entwickelte sich später Heidelberg? Was für Straßen und Brücken kamen dann hinzu?
Das alles erfahrt ihr in Heidelberg – Wege in die Vergangenheit!
Kapitel des Films
01:06 – Ladenburg, das römische LOPODUNUM
02:16 – Die römische Straße Richtung Heidelberg
05:00 – HD-Neuenheim zu römischer Zeit
06:15 – Exkurs: Der (vordere) Limes und Rückzug an den Rhein im 3. Jh.
07:18 – Die Bergstraße
08:00 – Eine Furt in Neuenheim
09:35 – Die Pfalzgrafen bei Rhein und ihre neue Stadt: Heidelberg
11:00 – Die erste Heidelberger Brücke
11:57 – 3D-Rekonstruktion der 6. Heidelberger Brücke
15:07 – Verlagerung der Verkehrsführung in Neuenheim wegen der Brücke
15:44 – Tal- und Höhenwege
17:47 – Was es im Mittelalter nicht gab: Terrassierte Wege am Berg
19:38 – Hohlwege
21:03 – Alte Wege – sie sind überall!
Zur Entstehung des Videos
Im Grunde genommen hatte ich vor zweieinhalb Wochen die Idee, doch irgendwie das Thema meiner Masterarbeit zu verfilmen: Die frühe Geschichte Heidelbergs mit Fokus auf den Verkehrswegen der Antike und des Mittelalters.
Von Szenenideen über Aufnahmen vor Ort zum Schnitt am PC
Genug spannenden Stoff gibts da schon (es fehlen allerdings ein paar saftige Explosionen :-/). Also hab ich gleich losgelegt und erstmal Szenenideen gesammelt.
Am nächsten Tag ging es dann mit dem Filmen los und seither bin ich jeden Tag im Schnitt sechs Stunden in irgendeiner Weise an diesem Filmchen gesessen. Entweder unterwegs in Ladenburg, Heidelberg oder dazwischen, um Filmmaterial zu sammeln, oder am Rechner, um Animationen und Karten zu machen oder Texte zu sprechen. Nach und nach hab ich das alles dann ins Schnittprogramm eingefügt und dabei immer wieder festgestellt, dass irgendwas so nicht geht, Material fehlt oder Passagen am Besten nochmal neu gequatscht werden sollten..
Eigentlich war der Film auch vorgestern schon quasi fertig, aber wenn man ihn dann noch ein paar mal anschaut, merkt man doch, dass hier und da noch was geändert werden muss, und dann zieeeeeht es sich wieder über Stuuuuunden :D Hier nochmal was neu machen, dort noch einen Übergang irgendwie hinfaken, an Kleinigkeiten rumdrehen..
Der Aufwand liegt im Detail
Ich hab jedenfalls gelernt, dass der hinter Details steckende Aufwand oft unverhältnismäßig groß ist und am Ende kaum erkennbar ist. Für wenige Sekunden dauernde Sequenzen bin ich Stunden am Rechner gesessen, zB. für die Ochsenkarren-Animation, für die Rekonstruktion der „alten“ Alten Brücke, für die Limeskarten, für den Flug über die Bergstraße.. Bei letzterem hat allerdings das aktiv Anfertigen weniger Zeit gebraucht als das Rendern des kurzen Filmchens :D
Oder auch unsichtbare, aber notwendige Arbeiten, wie Karten erstmal georeferenzieren (georeferenzieren – so geht’s). zB. der Blick auf Neuenheim: Ich musste erstmal die Fundbereiche aus einer Abbildung auf ein Google Earth-Bild georeferenzieren – das war nicht schwer, aber die Übertragung der Bereiche auf die gefilmte, schräge Perspektive – sprich, Orientierung an den Häusern usw. – hat mich beinahe in den Wahnsinn getrieben.
Andere Teile des Films hatte ich zufällig schon früher einfach so gemacht, wie zB. die Limes-Visualisierung mit dem Soldatenhelm und -schild, oder auch die (aktuelle) Alte Brücke. Die hab ich dann natürlich gern einfach eingefügt :D
Insgesamt kann ich also gar nicht genau sagen, wieviel Zeit in dieses Filmprojekt geflossen ist. Trotzdem hat sich der ganze Aufwand definitiv gelohnt – das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, und gerade die kurzen, sehr aufwändigen Sequenzen machen das Ganze durchaus etwas wertiger :D Schade ist, dass bei allem Aufwand dennoch mein schlechtes Equipment ins Gewicht fällt. Das Filmmaterial – gefilmt mit meiner Handykamera – besticht durch seine nicht allzu überragende Qualität und durch das Gewackel beim Halten der Kamera ^^ Und auch die Vertonung klingt nicht immer sehr sauber – Headset-Mikro sei Dank.
Debora Pape, 8. – 25.08.2016
Projektdatei gelöscht..
Nachtrag ein paar Stunden später: [hier bitte Kopf-auf-Tastatur-hauen-Emoticon einfügen] Das Schnittprogramm Magix Video Deluxe fabriziert bei der Arbeit am Projekt einen Riesenhaufen kleine Dokumente nur für sich selbst, die der Mensch weder anschauen kann/will, noch für irgendwas anderes jemals gebrauchen kann. Nachdem mein Film nun fertig und hochgeladen ist, wollte ich meinen Rechner von diesem Datenmüll befreien. Dafür bringt die Software die Funktion „Löschassistent“ mit – sie durchsucht den Ordner nach nicht mehr benötigten Dateien und man kann entscheiden, sie dann zu löschen.
Das hab ich dankbar gemacht. Es wurde eine riesige Liste ALLER Dateien im Ordner angezeigt, und nur wenige davon wurden automatisch als nicht mehr benötigt gekennzeichnet. Durch diese Liste habe ich kurz durchgescrollt, und, damit ich nicht versehentlich nicht was lösche, was doch noch benötigt wird, nichts weiter angekreuzt. Die markierten Dateien löschte ich anschließend.
Was hat das Programm dann also gemacht? Es hat gelöscht, und zwar endgültig, ohne Umweg über den Windows-Papierkorb. Letzteres fiel mir bitter auf, als ich meine Film-Projektdatei nochmal öffnen wollte, um was nachzuschauen. Sie war weg. Ja, die Datei, von dem ich oben einen Screenshot gepostet habe, wo alle Sequenzen und mühseligen Schnitte und jede einzelne verwendete Datei eingefügt ist, und wo vieeeeeele Stunden Arbeit drin stecken.
Gut, der Film war ja fertig und exportiert und ich glaub nicht, dass ich jemals nochmal was ändern werde. Aber dennoch, sowas ärgert mich zu Tode. All diese Stunden Arbeit, und wenn ich irgendwann mal irgendwas nachschauen will, dann geht das nicht.. Aaaaaahhhhrrrr…!
Hilfe dank Freeware-Tool
Immerhin – da hier kein kompletter Plattencrash mit Hunderttausenden verloreren Dateien vorliegt (ein Alptraum, der Super-GAU aller Alpträume), sondern nur eine einzige Datei wiederhergestellt werden sollte, lagen die Chancen ganz gut, dass das möglich ist. Habe dann also das Freeware-Tool Recuva runtergeladen und ihm gesagt, wo es meine Datei suchen soll. Oh Wunder, oh Glückseligkeit – die Datei wurde gefunden und konnte wiederhergestellt werden! Da fällt mir ein Stein vom Herzen.
Also, immer vorsichtig mit dem Löschassistent spielen, am Besten gar nicht!
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