Details zum Buch
Erstauflage: Kurzgeschichte von Asimov 1941, Neubearbeitung durch Silverberg 1990
Seitenanzahl: 409
Review online seit 1.04.2016
Diese Geschichte spielt auf einer Art Parallelwelt mit einer ganz ähnlichen Gesellschaft wie unserer. Der einzige Unterschied: Auf diesem Planeten wird es durch eine interessante Sonnenkonstellation niemals dunkel. Die Bewohner haben daher panische Angst vor der Dunkelheit, die sie eigentlich auch gar nicht kennen. Alle paar Jahrtausende scheint allerdings keine Sonne – Chaos bricht aus. Ein interessantes Gedankenexperiment á la „Was wäre wenn“!
Handlung
Die Geschichte spielt sich nicht auf der Erde ab, sondern auf einem erdähnlichen Planeten mit einer menschenähnlichen Zivilisation, die sich in etwa auf unserem Stand der Technik befindet. Es gibt nur einen entscheidenden Unterschied: Diese fiktive Menschheit kennt keine Dunkelheit. Während wir eine Sonne haben, hat deren Planet sechs Sonnen (ein Sechs-Sternsystem ist viel, aber Doppel- oder Dreifachsysteme gibt es sehr oft), so dass immer mindestens eine davon zu sehen ist, meistens aber eher drei oder vier. Die Tage sind wohl auf die Hauptsonne ausgerichtet, „Nacht“ ist, wenn die nicht zu sehen ist, aber natürlich ist es trotzdem niemals dunkel. Die Zivilisation ist extrem auf das Licht ausgerichtet und kennt auch keine dunklen Räume. In einem Erlebnispark gibt es einen lichtlosen Tunnel als Attraktion, wo sich die ganz Mutigen für 15 Minuten in völlige Dunkelheit begeben können – die meisten verlieren dabei aus Angst aber den Verstand, so dass der Tunnel schließlich geschlossen wird.
Das Buch ist thematisch dreigegliedert in die Kapitel Dämmerung, Nacht, Morgen – was ziemlich gut passt. Im Kapitel Dämmerung lernen wir die Charaktere kennen, darunter ein Astronom, eine Archäologie-Professorin, ein Psychologie-Professor und ein Journalist. Wobei „Astronom“ niedlich ist – wenn der Himmel immer hell ist, sieht man keine Sterne, so dass für diesen Planeten hier das Universum aus sechs Sternen und einem Planeten besteht. Jedenfalls finden die Protagonisten heraus (und das ist jetzt kein Spoiler, denn das steht hinten auf dem Buchrücken schon drauf ^^), dass durch eine extrem seltene Himmelskörper-Konstellation für einige Stunden keine einzige Sonne mehr zu sehen sein wird und es komplett dunkel wird. Das würde katastrophale Auswirkungen auf die Menschen haben.
Was in den beiden folgenden Kapiteln passiert, kann man sich aufgrund deren Titel wohl ungefähr vorstellen ^^ Während das erste Kapitel mehr Forschung und allmähliche Erkenntnis behandelt, geht es im letzten Kapitel nur noch darum, das Leben nach der Apokalypse auf die Reihe zu bekommen – auch das ist kein Spoiler, steht auch im Buchrückentext. Ist also durchaus auch ein postapokalyptisches Buch, das den Zusammenbruch der Gesellschaft beschreibt.
Rezension
Das Buch ist aus der Sicht unterschiedlicher Charaktere geschrieben. Sprachlich gibt es da nicht viele Finessen, es wirkt ein wenig bemüht, ist aber insgesamt gut zu lesen.
Für mich hat die Geschichte zwei spannende Aspekte:
Einerseits die völlig andere Konstellation mit sechs Sonnen, die bewirkt, dass die Gesellschaft völlig andere Grundvoraussetzungen hat. Es gibt dort das kurze Gedankenspiel, wie sich ein Planet vorzustellen wäre, der nur eine Sonne hat. Dass dort kein Leben möglich wäre, wegen den ständigen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, und allgemein würde jedes Leben wegen fehlendem Licht eingehen. WIR dagegen können uns schwer vorstellen, wie auf einem Planet mit mehreren Sonnen, dh. einer ziemlich gestörten und vielleicht auch instabilen Umlaufbahn, Leben entstehen könnte :D Da sieht man mal, wie schwer es ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Und da es auf diesem Planeten niemals Nacht wird, sieht man niemals Sterne. Diese Zivilisation KANN nicht auf die Idee kommen, dass es da draußen noch mehr gibt als die eigenen sechs Sonnen. Das ist irgendwie faszinierend und hält einem vor Augen, wie wenig man manchmal vielleicht weiss, obwohl man glaubt, dass man die Vorgänge erfasst hat. Bei uns bekommt man Nacht für Nacht einen Blick ins Universum, während sie sich ein Universum nicht einmal vorstellen können. Dabei ist es so einfach und offensichtlich. Beängstigend – was weiss man wohl sonst alles nicht, was doch eigentlich für andere so einfach auf der Hand liegt?
Andererseits die Beschreibung der Verhältnisse nach der Katastrophe. In der Geschichte passiert etwas für die Menschen Unvorstellbares: Es wird dunkel und sie sehen, dass das Universum weit größer ist, als sie dachten. Das Weltbild wird völlig auf den Kopf gestellt – dadurch verfällt ein großer Teil der Menschen dem Wahnsinn und die Gesellschaft bricht zusammen. Man bekommt ein schönes Beispiel dafür, was für Menschen übrig bleiben und wie sie sich verhalten. Fanatiker, die alles anzünden, damit es nicht mehr dunkel wird. Fanatiker, die die Feuerfanatiker vom Zündeln abhalten wollen und dafür über Leichen gehen. Plünderer. Paramilitärische Gruppen, die sich für vernünftig halten und mit eiserner Faust versuchen, die Ordnung wiederherzustellen (oooh, wie mich das an die Gruppierungen in The Division erinnert ^^). Religiöse Fanatiker, die die Dunkelheit als Strafe der Götter sehen, der Wissenschaft die Schuld zuweisen und jeden Intellektuellen aufknüpfen..
Mich ärgert allerdings ein klein wenig die Darstellung der Archäologie-Professorin. Die Dame ist lange im Geschäft, eigenständig, stolz, sehr angesehen und verantwortlich für die wichtigste Grabungsstätte der Menschheit. Sobald sie sich aber mit einem Mann zusammen tut, verliert sie jegliche Eigenständigkeit, ist nur noch ängstliches, dummes Häschen, das froh ist, wenn er ihr sagt, was sie zu tun hat. Wtf?!
Die Charaktere sind allgemein nicht so umwerfend. Identifizierung ist irgendwie nicht möglich, keiner davon ragt irgendwie heraus.
Wertung
Apokalypse mal unter ganz anderen Voraussetzungen :D „Nur“ drei Sterne für den schnörkellosen Schreibstil und die nicht vorhandene Charakterentwicklung, aber ein Plus, weil die beschriebenen Situationen irgendwie nachdenklich machen.
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