Ich will auch mal was unboxen! Ähem, darf ich vorstellen? Mein neues Handy. Oder sagt man heutzutage überhaupt noch Handy? Bei Handy denkt man an diese winzigen, 3cm dicken Siemens S25-Teile mit Antenne aus dem letzten Jahrhundert. Was wir zur Zeit mit uns herumtragen, sind ja nun eher technische Wunderwerke, die einen ganzen Schwarm von Sekretärinnen ersetzen, oder uns auf Schritt und Tritt ausspionieren. Ok, deswegen wohl Smartphone.
Wie auch immer :D
Mein geliebtes Nexus 4 ist nunmehr 2,5 Jahre alt. Ich hatte es Mitte 2013 kurz vor Release des Nachfolgers Nexus 5 gekauft, als die Restbestände mit riesigen Rabatten für nur 200 € vertickt wurde. Es war damals ein Oberklassehandy und fühlt sich eigentlich auch heute noch so an, aaaaaber… Das Display flackert ein wenig, manchmal. Genug Grund für mich, seit Wochen die Augen nach einer Alternative aufzuhalten.
Was will ich?
Echte Alternativen gab es zunächst nicht – ich wollte nicht für 100-200 € irgendwelchen Müll kaufen, der schlechter ist als mein altes Handy. Und auch in der Preisklasse 200-400 € war nicht wirklich was Bahnbrechendes zu finden. Der Tag, an dem ich mehr als 300 oder 400€ für ein Handy ausgebe, ist außerdem noch sehr, sehr fern. Sprich: So viele Optionen gibt es nicht zu meinem alten Nexus 4.
Mein Wunschhandy sollte über folgende Features verfügen:
- Nicht zu alt sein wegen Betriebssystem-Updates (ich hol mir jetzt kein Gerät mehr aus 2014)
- Android-Betriebssystem (Apple kommt mir nicht ins Haus, und bei allem anderen verliere ich meinen Google-Überwachungsstatus :D)
- Guter Akku (nichts frustriert mehr, als abends auf dem Heimweg den letzten Akkuprozenten hinterherzuschluchzen)
- Halbwegs gute Kamera, man macht ja heutzutage doch viele spontane Fotos
- iiiirgendein Feature, das das Handy für mich irgendwie interessant macht
Aktuelle Smartphones..
Es gibt da natürlich jede Menge Samsungs, Sonys und iPhones, die für sündhaft teures Geld von weit über 600 € wahre Technikorgasmen versprechen … Aber das ist das Geld meiner bescheidenen Meinung nach nicht wert. Handys sind noch immer, smart oder nicht, Helfer im Alltag, mit denen man schreiben, zur Not telefonieren und sich vor allem informieren können muss. Dafür leg ich nicht soviel hin wie für einen leistungsfähigen Gaming-PC.
Ein paar Wochen lang hatte ich das YotaPhone 2 auf dem Schirm, das sowohl vorne als auch hinten über ein Display verfügt: Vorne das normale Smartphone-Display, hinten ein eInk-Display, wie bei einem eBook-Reader. Ein sehr geiles Feature: eBook und Smartphone zugleich! Damit könnte man auch unglaublich Akku sparen. Leider war das Handy aus 2013 und dementsprechend schon relativ verstaubt, und kostet noch immer um die 450 €, weitaus mehr, als ich bereit war auszugeben.
Ende Januar knallte mir mehrfach von unterschiedlichen Newsportalen die Nachricht ins Gesicht, dass Huawei ein neues Handy herausgebracht habe, einen Preisbrecher, den Kaiser des Preis-Leistungsverhältnisses, das Honor 5X. Ein nagelneues Gerät, das auch Updates auf das neuere Android 6 bekommt (mein Nexus 4 erhielt nur Android 5, und das System fand ich so scheisse, dass ich es in einer spontanen, verschwitzten Nachmittag-und-Nebel-Aktion wieder auf 4.4 flashte).
Für den Preis von 230 € könne das Handy die mittlere Preisklasse richtig aufmischen, so sagten mir die Tests. Gute, solide Technik und dazu keine billige Optik. Stattdessen ein Rücken aus gebürstetem Metall, ein Akku mit 3000 mAh (Nexus 4: 2100 mAh) und ein Fingerabdrucksensor.
Als es dann auch noch eine Rabattaktion von 20 € für kurze Zeit gab, habe ich nicht lange gefackelt und das Gerät gleich für 209 € ohne Versandkosten bestellt.
Vectrafarben, nicht tussi!
Das Handy gibt es in silber, grau und gold (siehe auf der Webseite). Silber hat eine weiße Front und einen silbernen Rücken, grau eine schwarze Front und dunkelsilbernen Rücken, und gold ist einfach … <3 vectrafarben <3.
Die Farbe ist vielleicht etwas gewagt, man kann womöglich schnell als Tussi abgestempelt werden, aber … Mein Vectra wird in meinem Handy wiedergeboren, wie gut ist das denn! Musste sein.
Bei Bestellung hieß es, dass die Gold-Version in zwei Tagen lieferbar sei. Nach fünf oder sechs Werktagen habe ich sie angeschrieben und erhielt nach weiteren drei Tagen die Antwort, dass das Handy in 17 Tagen verfügbar sei. Drei Tage später war es dann da. Versteh das mal einer.
Neues Handy ist da!
Erster Eindruck: OMG, ist das Ding riesig… Mein Nexus 4 hat 4,7″ Displaygröße und 2013 habe ich mich lange geschämt, mit einem so überdimensionierten Handy herumzulaufen. Das Honor 5X bringt es auf 5″ – das ist nicht mal sooo viel, die teureren Geräte bringen oft schon 5,5″ mit. Dennoch. Da kann man eigentlich nicht mehr von „handy“ reden. Ich muss mir Gedanken machen, wie ich dieses Gerät transportiere, meine Jackentasche wird vielleicht etwas klein mittlerweile. Wie soll ich dieses riesige Ding jetzt noch irgendwo verstecken?
Bei all dieser Größe ist das Gerät aber sogar etwas leichter geworden und auch noch schmaler – kaum zu glauben, wo sitzt da der Akku?
Der macht erwartungsgemäß – aber doch auch überraschenderweise – richtig gut mit. Neue Handys erleben ja nun einen Einrichtungsmarathon, während dem man bei aktivem Display alles mögliche konfiguriert und testet, Backups wiederherstellt oder einfach nur aus Spaß durch die Einstellungen blättert. Dabei kommen neue Geräte nicht mal zu 100% geladen an. Mein Vectra-Honor 5X dümpelt seit Ewigkeiten auf 20% herum und wird einfach nicht leer :D Da hat das Nexus 4 mich schon oft (insbesondere mit Android 5) im Stich gelassen..
[Nachtrag 17.03.2016] Nachdem ich nun einige Erfahrungen mit dem Handy gesammelt habe, bin ich noch immer sehr begeistert von der Akkuleistung. Bei normaler Nutzung, ohne dass ständig GPS an ist oder sonst irgendwas Krasses, reicht der Akku normalerweise locker 2 Tage.
Der Fingerabdrucksensor, der für mich auch ein Kaufgrund war (nettes Gimmick und so :D), sollte laut Tests eigentlich recht zuverlässig arbeiten. Man kann so durch den eigenen Fingerabdruck den Bildschirm entsperren, wodurch das Handy irgendwie sehr persönlich wird :D Das funktioniert bei mir aber leider nicht sehr gut. Erstens sitzt der Sensor oben unter der Kamera, wo zumindest ich intuitiv erstmal gar nicht mit einem Finger hinkomme. Außerdem erkennt der Sensor meinen eingespeicherten Fingerabdruck nur zu bestenfalls 25%, weswegen ich schon fast versucht bin, ihn wieder zu deaktivieren und einfach wie immer ein Muster oder PIN zum Entsperren zu nutzen. Naja, vielleicht habe ich auch komische Finger.
[Edit, kurze Zeit später] Ich habe noch ein bisschen damit herumprobiert. Man sollte beim Registrieren der Fingerabdrücke darauf achten, dass man sie möglichst „lebensecht“, dh, so wie man sie auch nutzen will, macht. Meinen hatte ich exakt gerade und rechtwinklig gemacht. So komm ich natürlich niemals mit dem Finger drauf. Man sollte das Handy beim Registrieren also eher locker in der Hand halten und den Finger genau so auf den Sensor legen, wie man ihn später nutzen will. Dann klappt es sehr viel besser, man muss nicht mal mehr die Power-Taste drücken, um in den Unlock-Screen zu kommen. Einfach Finger hinten drauf und Display wird entsperrt, ohne erst die Power-Taste zu suchen!
[Nachtrag 17.03.2016] Ich nutze den Sensor eigentlich gar nicht mehr, weil er doch wirklich ganz selten mal funktioniert. Vielleicht liegt es an trockenen Händen oder sonst was, aber das funktioniert so selten zuverlässig, dass man es auch lassen kann.
Betriebssystem
Mein Nexus 4, das von Google selbst konzipiert und verkauft wurde, läuft natürlich mit einem nativen Android-System (Android ist eine Google-Marke). Das fand ich sehr angenehm, kein zusätzlicher nerviger Schnickschnack zusätzlich zu Googles nervigem Schnickschnack.
Das Honor 5X hat, wie es üblich ist, eine angepasste Android-Version, die auch ein wenig anders aussieht. Ich muss schauen, ob ich mich an die merkwürdigen ovalen Icons gewöhne, sonst fliegt es runter. Die zusätzlich vorinstallierten Apps lassen sich relativ leicht entfernen.
Schwachstellen des Honor 5X
Laut Tests sollte das Honor 5X zwei Schwachstellen haben: Die Kamera und nur 2 GB RAM.
Bisher habe ich keine so großen Praxiserfahrungen mit der Kamera gemacht, aber sie scheint zumindest für meine Zwecke auszureichen. Ich erwarte keine Spiegelreflexqualität bei einer Handykamera, sie sollte scharf auflösen und die Farben halbwegs lebensecht wiedergeben, und das tut sie bisher.
[Nachtrag 17.03.2016] Bisher kann ich mich über die Fotos nicht beklagen. Ein paar Beispiele, nur leicht mit Photoshopfiltern optimiert (das wäre auch an meiner großen Kamera nötig gewesen) gibt es im Beitrag über meine Tour über den Heiligenberg.
Der RAM macht sich bisher auch nicht übertrieben negativ bemerkbar. Ich bin durch das Nexus 4 relativ verwöhnt: Kaum Abstürze, alles öffnet sich zügig, keine großen Hänger. Zumindest in den ersten Nutzungsstunden mit dem Honor 5X gibt es hier aber zumindest keine Auffälligkeiten. Kommt vielleicht noch. Über die Leistung bei Spielen habe ich in Tests nur Gutes gelesen, aber da ich eigentlich nie Spiele auf dem Handy habe, ist das für mich sowieso nicht interessant :D
Einrichtung dank Cloud unproblematisch
Der Umstieg aufs Neue Handy wäre insgesamt ziemlich einfach, wenn man sich voll und ganz auf Google einlassen würde. Wenn man Google Drive (die Google Cloud, die jeder Google Account nutzen kann) auch für automatische Backups nutzt, dann bringt Android nach dem ersten Anmelden am Google(Android)-Konto das neue Gerät gleich auf den gleichen Stand wie das Alte, heißt: Es installiert automatisch alle Apps, die auch vorher installiert waren, und sofern deren Inhalte nicht automatisch wiederhergestellt werden, kann man in den Apps gleich wieder auf Google Drive zurückgreifen. Habe ich bisher nicht gemacht, ich bevorzuge den old-school-way mit manueller Sicherung, aber es hat mich schon beeindruckt. Man muss nicht einmal die SIM-Karte eingelegt haben, wenn man über WLAN online geht, hat man ein voll funktionsfähiges Smartphone, bevor man via SIM überhaupt erst telefonieren kann oO
Ansonsten wird man sehen, was die Zukunft mit dem neuen Handy so bereit hält :D GPS scheint auch zu funktionieren, ich habe spaßeshalber den Weg zum Baumarkt vorher mitgetrackt, und das hat alles ziemlich haarklein gestimmt (im Vergleich zu Pierres 100 €-Handy, das mit GPS-Tracking so gar nichts anfangen kann – Müll!).
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