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Fun with Maps (Teil 2) | Historische Funde in Google Maps

Kann nur jedem empfehlen, sich ein bisschen näher mit Google Maps/Earth zu beschäftigen. Aber vorsicht, es macht süchtig! Fängt man einmal an, auf Äckern und Feldern nach auffälligen Spuren zu suchen, kann man nicht mehr aufhören. Hier also ein paar nette Dinge, die man finden kann :D

Fun with Google Maps

fun-with-maps

Habe eigentlich überhaupt keine Zeit.. Aber diese Screenshots aus Google Maps lachen mich derartig an, hatte sie vor einiger Zeit schon zum späteren Hochladen gespeichert, und sie wollen eben jetzt hochgeladen werden. Hier Fun with Maps (Teil 1) :D

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Kreise im Feld

Kreise im Feld
Kreise im Feld

Google-Koordinaten: 49.414408,8.606883 (einfach in Google Maps kopieren, dann findet er den Ort).

Habe keine Ahnung, was das ist. Irgendwelche Hügelgräber? Oder ein komplett modernes Phänomen aus der Trickkiste der Agrarwirtschaft? Weiß es nicht, aber es macht Spaß zu rätseln :D

Direkt westlich der Kreise sieht man, dass sich dort ein schnurgerader Weg von Nord-West nach Süd-Ost zieht. Die Hochspannungsleitungen verlaufen direkt parallel dazu – sehr verdächtig. Ist es eine alte Straße? Oder irgendein Wartungsweg entlang der Leitung, der alle 3 Jahre mal genutzt wird? An diesem „Weg“ entlang fallen weitere Merkwürdigkeiten wie Bodenverfärbungen und Abzweigungen auf, die ich jetzt einfach mal links liegen lasse..

Verschiedene Satellitenkarten

Unterschiede der Bilder bei gleichen Koordinaten
Unterschiede der Bilder bei gleichen Koordinaten

Google-Koordinaten: 49.307551,8.555779

Google Maps verwendet offenbar teilweise unterschiedliche Luftbilder für die 3D- und die 2D-Variante ihrer Darstelltung. Oben links die 3D-Karte, rechts 3D deaktiviert. (3D heisst, dass beim tiefer Reinscrollen Gebäude und Bäume irgendwie dreidimensional dargestellt werden, was ganz nett ist bei Städten).

Die Bilder wurden zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen, und während rechts der Weg komplett durchläuft, geht er links nur genau bis zur Feldergrenze (bzw. auf dem nördlichen Feld sieht man ihn einfach nicht, da kein Bewuchs), dafür taucht dort eine Art Winkel auf, den man rechts nicht sieht. Wie kann das sein, ist das auch irgendwie Zufall? Ach, so viele Fragen!

Wege, überall sind Wege! Und Gebäudestrukturen..

Das hier ist auch interessant. Habe mal einen ganzen Sonntag nachmittag nur die Luftbilder abgesucht und wollte unbedingt eine römische Villa rustica finden. Hier könnte eine sein :D Bin allerdings nicht versiert genug, um es genau zu identifizieren.

Strukturen unter dem Acker, ganz deutlich zu sehen
Strukturen unter dem Acker, ganz deutlich zu sehen

Koordinaten: 49.58507,8.27537

Historisches Wegekreuz

Zuvor hatte ich schon zig mal über diese Stelle drüber gescrollt, war aber nicht nah genug dran, um sie zu sehen. An dieser Stelle gibt es nämlich auch andere spannende Dinge zu sehen, und zwar von weiter oben (rechts unten in den Screenshots ist ein Maßstab).

Historische Wege in der Google Maps-Satellitenansicht
Etwas herausgezoomt.. Überall springen einem Wege ins Auge!

Habe mit rot neben den Spuren zur Verdeutlichung entlanggemalt. Ein wunderbares Wegekreuz :D Oben an der Markierung sind die Gebäudestrukturen, die man aber aus dieser Entfernung schon nicht mehr sehen kann.

Scrollt man noch weiter raus …

Diese Wege kann man ziemlich weit nachverfolgen :D
Wow! :D (Als Referenzpunkt wieder die Markierung mit dem Gebäude)

Teilweise muss man in Google Maps sehr genau hinschauen, und oft sollte man sich auch fragen, ob einem nicht die Wahrnehmung einen Streich spielt und man Verbindungen dort sieht, wo keine sind. Aber hier ist ein gutes Beispiel dafür, dass dort wirklich alte Wege unter den Feldern zu sehen sind. Sie ziehen sich sehr deutlich ziemlich weit hin, das kann kein Zufall mehr sein.

„Wormser Weg“ führt nach Worms

Und das Masterindiz: Der Weg, der aus der Bildmitte bei den Gebäudestrukturen nach Südwesten zieht, trifft dort auf einen Feldweg, der in exakt der gleichen Richtung weiter zum Ort Dirmstein führt, und, Achtung, jetzt kommts, der auch noch „Wormser Weg“ heisst. Oder umgekehrt: Der Feldweg namens Wormser Weg endet zwar nordöstlich des Ortes, aber wir Privilegierten sehen im Luftbild mit aller Deutlichkeit, dass der Weg haargenau in Wormser Richtung führt. Man kann den Weg in Google Maps über knapp 7 Kilometer bis in die Wormser Vorstadt Horchheim ziemlich deutlich erkennen.

Wahnsinn! Leider kann man natürlich nicht erkennen, wie alt dieser Weg nun ist, bzw. bis wann er in Benutzung war.

Hintergrund: In der Neuzeit wurden alte Verbindungsstraßen zwischen Orten durch den Bau neuer Straßen oft aufgegeben. Sie fristeten dann ein Dasein als Feldweg oder Gemarkungsgrenze. Der Name dieser Straßen blieb aber oft erhalten. So ist ein Straßenname wie „Wormser Weg“ oder „Heidelberger Weg“ häufig ein Zeichen, dass es sich damit um eine alte Verbindung handelt, die zum genannten Ort geführt hat.

Warum führt der Weg am Ortskern vorbei?

Spannend ist hier auch noch die Frage, warum dieser Weg zwar zum Ort Dirmstein führt, aber, wenn man genau hinschaut, in irgendein stinklangweiliges modernes Baugebiet. Verlängert man den „Wormser Weg“ nach Südwesten, läuft er mindestens 400m am alten Ortskern vorbei. Ist die Straße älter als der Ort? Warum befindet sich der Ort dann nicht direkt an der Straße?

Ohne allzu viel auf Wikipedia zu geben, entnehmen wir dem aber doch, dass es in Dirmstein schon seit mindestens dem 8. Jahrhundert eine Siedlung gab. Wenn der Ort zuerst da war und der Weg erst später entstand – wieso führt er dann nicht direkt zum Ortskern? Das ist eigentlich ziemlich unverständlich. Leider erkennt man in Google Maps auch nicht genau, wo der Weg westlich des Ortes genau weitergeht.

Dirmstein an der Fernstraße?
Dirmstein an der Fernstraße?

Die Fortsetzung des Wormser Weges nach Südwesten wirkt etwas merkwürdig, wenn man den restlichen, relativ geraden Verlauf des Wormser Weges bis nach Worms betrachtet, aber im Westen ist eindeutig wieder etwas erkennbar. Und zwar mit Abzweigung zum Ortseingang (Straßenname „Obertor“, sehr verdächtig!) von Dirmstein.

Also, hier die im Vorbeigehen aufgestellte Theorie: Es handelt sich bei diesem Wormser Weg um eine alte Fernstraße (denn ganz offensichtlich ist es keine Nachbarschaftsverbindung zwischen zwei Orten), die sich nicht sonderlich um irgendwelche Siedlungen mit drei Höfen scherte und gnadenlos dran vorbeiführte. Um nach Dirmstein zu kommen, musste man dann von der Fernverbindung abweichen, was westlich des Ortes gut zu sehen ist. Leider passt die nicht sichtbare Verbindung zwischen beiden Wegstücken nicht gut ins Bild..

Solche spannenden Fragen stellen sich, wenn man – WIE JETZT SCHON WIEDER!!! gnaaarrrgh – viel zu viel Zeit auf Google Maps verbringt :D Und ich sags ja, irgendwie wird man paranoid und sieht überall Phänomene..

Fun with historical maps..

Außerdem beschäftige ich mich dieses Semester wieder mehr mit alten Karten, wie bereits in Fun with Maps (Teil 1) geschrieben. Macht genauso süchtig: Man setzt sich hin und gleicht die alte Karte anhand von markanten Punkten mit modernen Karten ab (georeferenzieren). Ist nicht immer einfach, besonders, wenn die historischen Karten nicht ganz genau sind.

Aber ist ein Riesenspaß! Auf den alten Karten sucht man markante Punkte, die mit großer Sicherheit heute noch an gleicher Stelle stehen (Kirchen und Burgruinen bieten sich gut an), und gleicht sie mit den heutigen Koordinaten ab. Hat man genug dieser Punkte gesammelt, kann QGIS, das Programm, die historische Karte auf die moderne Karte legen, und je nachdem, wie genau man arbeitet (oder der Ersteller der historischen Karte), desto faszinierender sieht man den Verlauf alter Wege auf der modernen Karte. Oder den Standort früherer Mühlen oder Kapellen…

Mir gehen ständig ganze Lichterfestivals auf, wenn ich auf der alten Karten Mühlen oder Kapellen sehe, von denen heute nichts mehr da ist, als die „Mühlengasse“ (ohne Mühle) oder der „Kapellenplatz“ (ohne Kapelle)…

Ach ach, die Zeiten vergehen..

Kommentare

4 Antworten zu „Fun with Maps (Teil 2) | Historische Funde in Google Maps“

  1. th0mmy

    bei dem Windatlas Hessen kann man mehr zoomen

  2. Stefanie

    Huhu,

    ich bin seit einiger Zeit auch der Luftbildarchäologie verfallen^^ Habe mir aber heute erst QGIS runtergeladen und DGM1 Dateien des Landes Hessen. Jetzt muss ich erstmal lernen, damit umzugehen. Ansonsten nutze ich immer den Bodenviewer Hessen, um mir Schummerung anzusehen. Leider kann man nicht ewig reinzoomen.

    Aber was ich eigentlich fragen wollte, hast du die Bilder oben inzwischen mal mit einem LIDAR Scan abgeglichen, ob da was sein könnte? Ich versuche auch immer, verschiedene Kartendiente zu nutzen, um die Bilder vergleichen zu können. Mühselige Arbeit, weil ja zum Teil die Qualität der Bilder und die Möglichkeit, reinzuzoomen, deutlich variiert.

    Zwei Dinge kann ich inzwischen immer sehr treffsicher identifizieren: Hügelgräber und Bombentrichter^^ Und stelle fest, bei uns in der Gegend sind massenhaft Hügelgräber (zum großen Teil auch lange bekannt).

    Vielen Dank an dieser Stelle für deine vielen tollen Beiträge! Ich habe dich erst neu entdeckt und werde mir nach und nach deine Beiträge zu QGIS, Karten, historische Karten etc. durchlesen.

    lg, Steffi

    1. Lucyda

      Hallo Steffi,
      danke für deinen Kommentar, ich hab mich sehr gefreut :D Toll, dass du dich so für die Luftbild- bzw Lidar-Archäologie (gibts das? ^^) interessierst. Ja, der Bodenviewer ist etwas begrenzt, aber für den Anfang nicht schlecht. Mit DGM1 ist das natürlich schon was ganz anderes :D
      Ich wünsche dir viel Spaß und schöne Entdeckungen!
      LG
      Debbie

  3. Sven

    Ist ja witzig, zufällig habe ich auch gerade (vermutlich) eine Römerkreuzung entdeckt. Hast Du zufällig alte Karten mit solchen Straßen? Falls es solche Karten von damals überhaupt gibt.

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