Ein Beitrag zur Nerdkultur, mit Bildern, Lichtschwertkampf gegen Kater und, um wieder ein wenig Ernst in die Sache zu bringen, die moralisch angehauchte Frage „Warum eigentlich Sith? Bist du krank in der Birne?! Es geht um Star Wars und den dort thematisierten ewigen Kampf des Guten gegen das Böse. Das Böse wird verkörpert von den Sith, die gerne die Macht anwenden („sie umgibt uns, sie durchdringt uns, sie ist überall!“), um zugleich immer mächtiger zu werden. Aber was bedeutet denn überhaupt eigentlich „gut“ und „böse“? Wie kann jemand denn willentlich „böse“ sein?
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Die dunkle Seite sei stark, so lernt man in Krieg der Sterne, Episode 4, aus dem Jahre des Herrn 1977. Leidenschaft, Zorn und Hass sollen dazu führen, dass man der dunklen Seite der Macht verfalle und sich gegen das Gute wende. „Undenkbar! Pass auf, Luke!“, dachte sich mein sechzehnjähriges Ich, als es Krieg der Sterne das erste mal sah. Selbstverständlich steht man auf der hellen Seite, man kämpft mit den Rebellen um Prinzessin Leia, Luke Skywalker und Han Solo natürlich gegen das Böse, verkörpert durch Dauerasthmatiker Darth Vader und den Imperator. Wie könnte man auch für die Bösen sein, die Planeten sprengen und arme Überbringer schlechter Nachrichten zu Tode würgen?
Der Reiz der Dunklen Seite
Wir/ich haben ein paar tolle neue Dinge von der dunklen Seite der Macht, die ich hier mal kurz vorstelle.
Mode für den Sith
Zuerst mein schon kurz erwähnter Sith-Mantel. Ende Oktober wurde mir aus unbekannten Gründen im Internet die Werbung dafür angezeigt. Der Preis schreckte kurz ab, aber dann … Es musste sein! Geliefert wurde er erst Mitte Dezember.
Ich habe noch nie so viel Geld für etwas Jackenartiges hingeblättert, aber das schlechte Gewissen hält sich in Grenzen, denn..
- ..ich schenke ihn mir zur bestandenen Masterprüfung
- ..das Weihnachtsgeld verschiedener Verwandter schenkt ihn mir zu Weihnachten
- ..es gab 20% Halloweenrabatt bei der Bestellung :D
- ..er sieht anders aus als normale Jacken/Mäntel, ich fühle mich gut darin und das macht selbstbewusst ^^
- ..der hohe Preis zeigt sich auch in der Verarbeitung, ich zahlte also nicht nur für das „Star Wars“-Label :D
- ..und last, but not least: Selbstverständlich eignet er sich für den Alltag, und nicht nur für irgendwelche Nerd-Veranstaltungen!
Ich hatte den Mantel jetzt schon öfter einfach so in der Stadt an. Trotz des dünnen Materials – da ist nichts gefüttert oder so – friere ich zumindest bei bis zu 5° oder so nicht damit. Und wenn doch – wie Pierre sagt: „Kanalisiere deinen Zorn und Hass, es wird dich wärmen!“ :D Werde also ab jetzt bis auf die 5 Tage, an denen es wirklich kalt oder heiss ist, das ganze Jahr als Undercover-Sith umherschreiten!
Außer dem Hass-kanalisieren-Feature bietet der Mantel noch ein paar Details: Einen halb fertiggestellten Todesstern (Episode VI) auf der Innenseite des Mantelrückens, ein Original-Star Wars-Label und dazu ist das ganze noch limitiert und entsprechend nummeriert. Das lässt das Nerdherz höher schlagen.
Die Ikea-Todessternlampe
Wir hatten die Lampe schon vor einigen Wochen mal bei Ikea gesehen und waren ganz fasziniert. Wegen des hohen Preises von 69 EUR (für eine LAMPE!) haben wir sie aber nicht mitgenommen. Bis zum Kino mit Star Wars Episode VII hatten wir sie auch komplett wieder vergessen. Anscheinend hat aber sogar Ikea erkannt, mit was die Lampe assoziiert wird, und so haben sie passend im Kino vor dem Film einen Werbespot zu der Lampe platziert. Da war es dann um uns geschehen. Die Lampe musste her. Auch, weil die alte 3 EUR-Lampe so scheisse aussah.
Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut und ein kurzes Beweisvideo von der epischen Wirkung der Lampe gemacht (Stückchen weiter unten) – da blästs einen doch aus den Schuhen!
Darth Vaders Lichtschwert
Aus Gründen, die vermutlich nicht mal Pierre ganz klar erläutern könnte, schenkte er mir (nach Weihnachten und allem!) vorgestern das Lichtschwert von Darth Vader. Okay, wenn man es so sieht, macht es nicht viel her. Sobald man aber Batterien einsetzt und den magischen Schalter drückt, fühlt man sich gleichsam von der Macht durchströmt ^__^
Es leuchtet natürlich, ABER es macht auch die Geräusche, die man von Darth Vaders Lichtschwert erwarten darf: Beim Ein- und Ausschalten zischt es (und das Licht flackert kurz, bevor es an/aus geht), ansonsten brummt es. Wenn man es in guter Sith-Tradition schwingt, macht es passende Geräusche, und besonders toll: Wenn man damit auf etwas draufschlägt, dann flackert es ebenfalls und gibt elektrisches Knistern von sich <3 Da wird das Kind im Nerd geweckt!
Ich werde damit mal die Nachbarn erschrecken gehen.
Hier das Lampenvideo und direkt danach Kampf gegen Kater.
Es war einmal in einer weit, weit entfernten Galaxie
Die helle und die dunkle Seite der Macht
Als ich mit Bommel und Ray im Januar 2012 anfing, Star Wars: The old Republic zu spielen, entschieden wir uns für das Imperium und ich startete meine Karriere als egoistischer, machtgieriger und halb verrückter Sith. Oh ja, es macht Spaß, die Techniker aus der Luftschleuse zu werfen und Leute, die einen enttäuschen, ein wenig mit Machtblitzen zu grillen. Man beginnt sich irgendwie zu identifizieren, als stolzer Anhänger der dunklen Seite, der sich nicht von dem lenken lässt, was andere als „gut“ definieren, sondern seiner eigenen Leidenschaft folgt.
Aber um was geht es hier wirklich, woher kommt diese Identifikation? Ist es nur Kompensation meiner „machtlosen“ Stellung im echten Leben? In der Realität grille ich selbstredend (meistens! :D) auch dann keine Leute, wenn sie sich wirklich was zu Schulden kommen lassen, und im Spiel kann man dann mal richtig respektiert, böse und mächtig sein. Nicht unbedingt nur Kompensation.. Ich hab schon oft versucht, in Spielen die böse Seite zu verkörpern, aber es klappt normalerweise nicht, ich habe dann Mitleid mit den menschlichen Pixelhaufen. Nur im Star Wars-Universum freunde ich mich wirklich gut mit dem Dunklen und Bösen an.
Nur woran liegt das? In Star Wars wird zumindest in der alten Trilogie alles auf den Kampf „Gut gegen Böse“ runtergebrochen, „Freiheit gegen Unterdrückung“. Star Wars ist ein Märchen, und dort ist es naturgemäß ganz einfach, man entscheidet sich selbstverständlich für das Gute. Die alte Trilogie denkt auch nicht weiter, „das Gute“ wird eigentlich nicht weiter definiert (außer das übliche Friede, Freude, Eierkuchen) – und das ist auch gut so, nur so funktionieren die Filme ja :D
Was ist überhaupt „gut“, was ist „böse“?
Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, warum ich die dunkle Seite präferiere. In der Realität gibt es kein „gut“ und „böse“. Sind unsere westlichen Demokratien per definitionem „gut“? Wir halten sie für gut, andere Staatstheorien halten sie vielleicht eher für korrupt und kapitalistisch. Sind die USA „gut“, wenn sie Frieden und Demokratie nach Afghanistan und in den Irak bringen? Sind unsere Soldaten „gut“, die dafür töten? Waren die Kreuzritter „gut“, wenn sie dem Papst glaubten, dass Gott es will und es ein gutes Werk sei, die Muselmänner zu töten; oder Karl der Große, der den Sachsen mit Feuer und Schwert den wahren Glauben brachte? Der Zweck heiligt die Mittel, aber wer definiert denn, ob der Zweck es wert ist?
Wir alle sind als Personen vermutlich grundsätzlich „gut“, wir töten niemanden, sind offen und tolerant – und dennoch leben wir auf Kosten anderer Lebewesen. Unsere Klamotten werden zu Hungerlöhnen unter schlechtesten Arbeitsbedingungen zusammengenäht und über das „dunkle Geheimnis“ der Massentierhaltung, die das einzige Ziel hat, möglichst günstig Lebewesen zu produzieren und sie nach einem kurzen, sehr unwürdigen Leben billigst zu verwerten, will man lieber nicht nachdenken. Ist derjenige „gut“, der im Beruf uneingeschränkt Menschen helfen will, z.B. Rettungssanitäter? Es wird als „gut“ angesehen, aber was ist, wenn der Sanitäter einen Mann rettet, der eigentlich „böse“ ist und vielleicht später mal Amok läuft?
Sind all die Deutschen, die vor 80 Jahren geahnt, oder vielleicht sogar gewusst haben, dass im KZ im Wald Menschen vergast und verbrannt werden, grundsätzlich böse, weil sie nichts dagegen unternommen haben? Heute verurteilt man sie für ihr Mitwissertum. Vielleicht werden wir im 300 Jahren alle für unser Mitwissertum und unseren Profit an der Massentierhaltung verurteilt. Was „gut“ und was „böse“ ist, wird auch durch die Gesellschaft und die Zeit vorgegeben.
Ein bisschen Sith- und Jedi-Theorie
Gehen wir wieder zurück ins Märchen. Beide Seiten haben ihren eigenen Kodex, dem sie folgen.
Der Sith-Kodex
Es gibt keinen Frieden, nur Leidenschaft. [… das kommt vielleicht hin…]
Durch Leidenschaft erlange ich Stärke.
Durch Stärke erlange ich Macht.
Durch Macht erlange ich den Sieg.
Durch den Sieg zerbersten meine Ketten.
Die Macht wird mich befreien.
Mh, nunja, etwas überdreht. Aber schauen wir uns noch die andere Seite an.
Der Jedi-Kodex
Gefühle gibt es nicht, [—> …. doch?!]
Frieden gibt es. [—> … ist das so? Was ist denn der Frieden? Der, der im Irak jetzt herrscht?]
Unwissenheit gibt es nicht,
Wissen gibt es.
Leidenschaft gibt es nicht, [—> ….. DOCH!]
Gelassenheit gibt es.
Tod gibt es nicht,
die Macht gibt es.
Hier dagegen stimme ich einigem dezidiert NICHT zu. Mein Gott, ihr Jedi-Dummschwätzer, habt ihr nie den Film „Equilibrium“ gesehen? Was wäre das Leben ohne Gefühle und Leidenschaft.. Wozu sollte man dann überhaupt leben? Die Jedi machen sich zu Robotern, zu Sklaven des von der Gesellschaft vorgeschriebenen Guten, auf Kosten ihres eigenen Lebensinhaltes.
Alles eine Frage der eigenen Gesinnung
Ich will mich nicht uneingeschränkt „dem Guten“ verschreiben und dafür kämpfen. Was das „Gute“ ist, schreibt die aktuelle Gesellschaft vor und muss nicht unbedingt der Auffassung des Einzelnen entsprechen. Die Jedi verfolgen wohl hehre Ziele und glauben daran, dass es gut ist. Niedliche Naivlinge :D
In Star Wars bietet die dunkle Seite der Macht mehr Möglichkeiten, man kann mehr damit erreichen, als wenn man sich grundsätzlich nur auf in den Grenzen der hellen Seite bewegt. Mit der Kernspaltung kann man günstig Strom produzieren, aber auch Städte auslöschen, und letzteres kann man unter keiner Definition dieser Welt als „gut“ bezeichnen :D Aber: Nur weil man die Kernspaltung in allen Facetten erforscht und theoretisch alle Möglichkeiten nutzen kann, heisst das nicht, dass man es auch tut.
Vermutlich muss man so leben und – als Sith :D – spielen, wie man es selbst vor seinem Gewissen vertreten kann. Als Sith hat man mehr Möglichkeiten, man ist nicht an den Rahmen des „Guten“ gebunden, aber das heisst nicht, dass man immer ungerecht und „böse“ entscheidet.
Letztendlich macht mich mehr die Ablehnung der „Jedi-Philosophie“ (nur Gutes zu tun und keine Gefühle und Leidenschaft zu kennen) zum Freizeit-Sith, als die Anziehung zum „Bösen“. So einfach ist das wohl :D
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