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Phillip P. Peterson – Paradox

Philip P. Peterson - Paradox
Details zum Buch

Untertitel: Am Abgrund der Ewigkeit
Seitenzahl: 443 + Nachwort
Erstausgabe: 2015

Dieses Buch erhielt von Lucyda 5 Sterne

Flüge an den Rand des Sonnensystems sind endlich möglich. Eine Crew soll jenseits der Pluto-Umlaufbahn herausfinden, warum sich irdische Sonden hier nicht mehr melden und zu verschwinden scheinen. Diese Story streift die Frage, warum wir niemals Zeichen einer außerirdischen Zivilisation bemerkt haben. Toller Sci-Fi-Tech-Roman!

Paradox: Handlung

Am Rand unseres Sonnensystems verschwinden mehrere Sonden, wie die Voyager 1 und 2, die seit Ende der 70er Jahre unterwegs sind. Sie sollten nun eigentlich die Grenze zum interstellaren Raum überschreiten (das tun sie übrigens wirklich!). Sie senden noch merkwürdige Messfehler und melden sich dann nicht mehr. Diese Grenze ist 130 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt und befindet sich weit jenseits des Plutos. 1 Astronomische Einheit (AE) entspricht dem Abstand der Erde zur Sonne – für diese Strecke benötigt Licht etwa acht Minuten.

Normalerweise benötigen Raumschiffe für die Strecke von 130 AE Jahrzehnte – doch inzwischen wurde ein neuartiger Antrieb entwickelt, der die Reisezeit verkürzen kann. Daher soll ein Raumschiff hinaus fliegen und aufklären, was in dieser eigentlich unvollstellbar weiten Entfernung vor sich geht.

Paradox: Rezension

Formales zum Buch

Ich habe das Buch vorgestern abend begonnen und gestern abend beendet. Peterson ist ein deutscher Autor ohne Verlag, also ähnlich wie Das Erbe der Menschheit. Aber hier merkt man das „Deutsche“ nicht so. Das Buch liest sich sehr gut und professionell. Die Sprache ist sehr wissenschaftlich – der Autor arbeitet selbst in der Raumfahrtbranche und kennt sich aus. Das merkt man auch. Klingt also alles sehr fundiert und nicht irgendwie übertrieben.

An der Sprache gefällt mir auch sehr gut, dass sie manchmal etwas derb ist. Insbesondere der Kommandant der Crew ist oft am Fluchen. So wirkt es noch authentischer. Andererseits fehlen schöne sprachliche Spitzfindigkeiten, die dem Ganzen das Sahnehäubchen aufsetzen würden.

Peterson kratzt an sehr interessanten Fragen

Es gibt viel zu loben. Ohne, dass ich das wusste, passt das Buch hervorragend zu den Fragen, die mich in letzter Zeit extrem interessieren, Stichwort „Fermi-Paradoxon„. Dieses spricht Peterson im Buch an. Es bildet den Hintergrund, vor dem das Ganze spielt, und zwar mit all den zugehörigen Facetten. Grundlegend geht es um die Frage: Wenn das Universum so riesig ist, wieso haben wir dann niemals andere Zivilisationen beobachten können? Vieles aus dem Text zum Fermi-Paradoxon, den ich erst kürzlich gepostet habe, taucht hier wieder auf.

Die Geschichte basiert zudem auf realen Annahmen. Die beiden Voyagersonden haben bald den Abstand erreicht, in dem sie im Buch verschwinden. Dabei kommt auch die Pioneer-Anomalie zur Sprache. Erst kürzlich habe ich darüber gelesen. Bevor die Pioneer 10-Sonde am Rande des Sonnensystems 2003 keine Signale mehr sandte, kam sie leicht von der vorausberechneten Flugbahn ab. Das kann man dann natürlich super einbauen, wenn es darum geht, dass da draußen irgendwas passiert :D

Bezüge zur Realität

Bis der Raumflug erstmal losgeht, haben wir aber das Vergnügen, einen Haufen Seiten Vorgeschichte zu lesen. Ich war dabei etwas ungeduldig, weil ich Angst hatte, dass am Ende ein Cliffhanger kommt oder alles zu schnell abgehandelt wird. Diese Angst ist unbegründet: Paradox ist in sich geschlossen und alles wird aufgeklärt. Es besteht also kein Grund, während der Vorgeschichte ungeduldig die Seiten nur zu überfliegen. Zumal dort wirklich viel Interessantes über das Astronautentraining und das Verhältnis der Crew untereinander berichtet wird. Peterson thematisiert auch, wie die Familien der Astronauten damit umgehen, dass diese sich auf eine lange Reise mit unbekanntem Ausgang begegeben.

Abgesehen von den Dingen, die weit jenseits der Pluto-Umlaufbahn passieren, beschreibt Peterson auch ein ziemlich dystopisches Menschenbild. In Paradox steht die Erde kurz vor einem neuen Kalten Krieg. Peterson thematisiert das Flüchtlingsproblem und auch Stellvertreterkriege zwischen den Großmächten. Dazwischen Konzerne, die Lobbyarbeit leisten und mit Hilfe von politischen Intrigen eigene Ziele durchsetzen. Es fühlt sich alles sehr .. heimisch .. an :(

Emotionen zum Buch

Einer der beiden Hauptcharaktere ist mir sehr sympathisch. Ein introvertierter Wissenschaftler, der wenige Freunde hat und es nicht mag, spontan mit Gesellschaft wegzugehen, statt zu Hause das zu tun, was man eben geplant hat zu tun :D

Was mich dann gestern am Spätabend richtig gefesselt hat (außer dem Ende des Buches), war die Vorstellung davon, wie unendlich weit weg der Rand des Sonnensytems ist. Die Voyagersonden sind fast 40 Jahre unterwegs. Die Sonne ist von dort aus nur noch ein weit entfernter Lichtpunkt, kaum viel größer als große Sterne am Nachthimmel. Die Erde kann man mit bloßen Augen nur noch schwer erkennen, wenn überhaupt. Das ist SO WEIT WEG, dass man Angst haben könnte zu ertrinken in der unendlichen Weite, wo es nur noch weit entfernte Sterne gibt und sonst nichts.

Die Menschheit hat bisher nur den Mond betreten, der nicht mal 400.000 Kilometer weit entfernt ist. Dort hängt die Erde wie ein großer, leuchtender, blau-weißer Ball wunderschön am Sternenhimmel. Das ist was ganz anderes, als sich weit jenseit der äußeren Planeten zu befinden, wo die Funksignale 18 Stunden bis zur Erde benötigen. Und im Vergleich zur Milchstraße ist auch das keine Entfernung.. Die Vorstellung, dort zu sein und das Raumschiff für einen kurzen Raumspaziergang zu verlassen, weit weg von zu Hause, ist sehr beklemmend. Dementsprechend ist auch der Untertitel des Buches, Der Abgrund der Ewigkeit, ziemlich gut gewählt.

Paradox: Wertung

Bewertung: 5/5 Sterne
Das Buch startet sehr routiniert mit dem, was wir kennen, und steigert sich sehr langsam. Gegen Ende hin legt die Geschichte extrem an Spannung zu, man MUSS wissen, was da los ist – und ganz zum Schluss hat man viel zum drüber Nachdenken. Ein Buch ganz nach meinem Geschmack!

Die Sprache hätte noch etwas Raffinesse vertragen können, daher ein ganz leichter Abzug in der B-Note :D Die Geschichte ist unbedingt für jeden empfehlenswert, der sich wie ich für die Vorgänge außerhalb der Erde interessiert. Ein paar grundlegende Vorkenntnisse darüber, wie so ein Sonnensystem aussieht oder was Lichtgeschwindigkeit ist, wären allerdings hilfreich.
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» So funktioniert die Buchbewertung

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