Gerade am Anfang des Studiums ist das Schreiben einer Hausarbeit eine große Herausforderung. Sie muss einerseits natürlich wissenschaftlichen Ansprüchen genügen und formalen Kriterien entsprechen und andererseits kommt oft zeitlicher Druck hinzu.
Auf der anderen Seite weiß man anfangs nicht, wie man eine Hausarbeit überhaupt angehen sollte, wie man sich die Zeit am Besten einteilt und worauf es überhaupt ankommt. Ich verfasse diesen Hausarbeiten-Guide nun direkt vor meiner Masterarbeit und habe im Laufe Zeit eine ganze Menge Erfahrung zum Thema Hausarbeiten gesammelt. Ich hoffe, dass dir meine Tipps ein wenig weiterhelfen :D
Dies hier ist Teil 1: Vorarbeit und Recherche.
Teil 2: Das Schreiben
Teil 3: Der letzte Schliff
Hinweise zum vorliegenden Hausarbeiten-Guide
2011 begann ich mit dem Geschichte/Archäologie-Studium an der Universität Heidelberg und habe dort in den letzten neun Semestern im Verlauf des Bachelor- und Masterstudiums acht Seminararbeiten (Proseminar, Hauptseminar, Oberseminar), eine Bachelor-Arbeit und viele weitere kleinere Verschriftlichungen und Essays verfasst, abgegeben und immer Noten zwischen 1,0 und 2,3 bekommen. Hier ein kleiner Überblick über meine Themen-Highlights :D
Vor meiner ersten Proseminar-Hausarbeit in Geschichte hatte ich allerdings nicht die geringste Ahnung, wie man am besten mit einer Hausarbeit anfängt, wie man sie schreibt und auf was man achten muss. Habe mich wirklich sehr schwer getan damit und hätte mich sehr über hilfreiche Tipps dazu gefreut :D
Inwiefern diese Tipps sich auch für Hausarbeiten in anderen Fächern nutzen lassen, ist mir natürlich nicht klar, aber vieles ist sehr allgemein, sollte also auch nutzbar sein :D
Es geht hier allerdings nicht um den formalen Aufbau einer Hausarbeit, sondern mehr über die praktische Arbeit, die zum Entstehen einer Hausarbeit nötig ist.
Teil 1: Vorbereitung und Recherche
[toc heading_levels=“3″]
Dozenten- und Tutorienvorgaben sehr genau beachten
Bringe in Erfahrung, was der Dozent an formalen Richtlinien erwartet: Neben dem Abgabetermin ist wichtig, wie umfangreich (Seiten? Zeichenzahl?) die Arbeit sein soll. Das wird teilweise auch in den Tutorien besprochen. Da solltest du durchaus aufpassen, auch wenn es oft etwas trocken wirkt.
Gerade in Proseminaren wird häufig auch die Zitierweise genau vorgegeben. Daran musst du dich natürlich halten. Du wirst so viele Hausarbeiten schreiben, dass es dir wirklich was bringt, in den Tutorien die Augen aufzusperren und alles mitzuschreiben, selbst dann, wenn du manches noch gar nicht benötigst (Abbildungsverzeichnis? Abkürzungsverzeichnis? …)
Thema mit Dozent festlegen
Nichts ist unproduktiver als eine fehlende Fragestellung oder ein genau festgelegtes Thema. Setze dich mit dem Dozenten zusammen und besprich, was du vorhast, oder bitte ihn um Hilfe bei der Themenstellung. Schreibe dir auf, was er sagt ;-) Insbesondere diese Tipps zeigen ganz genau, was der Dozent am Ende erwartet, und es macht natürlich einen guten Eindruck, wenn du seine Vorgaben einfließen lässt.
Nutze Citavi oder ein anderes Literaturverwaltungsprogramm!
Citavi ist sozusagen dein Notizbuch/Terminkalender/Wissenssammlung. Mehr Infos dazu hier.
Diesen Tipp solltest du wirklich nicht unterschätzen, Citavi erleichtert die Arbeit ungemein. Außerdem komme ich in den folgenden Punkten auch immer wieder darauf zurück :D
Bücher suchen
Vermutlich hast du schon einen Überblick über dein Thema (Referat gehalten?), und auch einen Grundstock an Literatur dafür. Da du dich in der Hausarbeit tiefer in dein Thema eingräbst als üblicherweise im Referat, solltest du für die exakte Fragestellung noch weitere/spezialisiertere Literatur zusammensuchen.
Ich habe auch den Einstieg über Lexika (Lexikon des Mittelalters, Der Neue Pauly) oder sogar Wikipedia nicht gescheut. Wikipedia darfst du natürlich niemals zitieren, und auch mit anderen Webseiten solltest du sehr vorsichtig sein. Aber Wikipedia kann einen laienhaften, schnellen und einfachen Überblick über ein Thema geben, und unter dem Artikel steht meistens eine Basis-Literaturliste. Diese Wikipedia-Bibliographie kannst du natürlich auch verwenden, und schauen, ob für dich relevante Literatur auch in der UB verfügbar ist. Die Lexikon-Bibliographie eignet sich auf jeden Fall, und die einschlägigen Lexika, wie die obigen Beispiele, darfst du ausdrücklich auch zitieren.
Such dir also im Unibib-Katalog Literatur raus und übernimm sie gleich in Citavi. Die meisten Bücher haben eine ISBN-Nummer, die kopierst du einfach und fügst sie in Citavi in der ISBN-Suche ein. Dann werden die meisten Formalitäten schon richtig übernommen.
Recherchieren
Beim Lesen solltest du alles, was für dein Thema wichtig ist, zusammen mit der Seitenzahl (!) rausschreiben, am Besten als Zitat bei Citavi. Schreib besser zu viel raus als zu wenig – kaum etwas ist ärgerlicher, als gegen Ende festzustellen, dass Grundlagenmaterial fehlt oder ein paar Passagen ganz sicher behandelt wurden, aber du weisst nicht mehr wo. Dann musst du das Buch nochmal holen, vielleicht ist es entliehen – ärgerlich. Also besser zuviel als zu wenig.
Wenn etwas missverständlich sein kann, dann schreibe den Text wörtlich ab. Genauso bei fremdsprachigen Texten – wenn du absolut sicher etwas zusammenfassen kannst, dann kannst du das tun, aber zur Not ist es wörtlich besser. Sonst könnte hinterher die Frage aufkommen „hat er das wirklich so gemeint? Oder vielleicht anders ausgedrückt? Was genau hatte er geschrieben?“ – Führt sonst nur zu erneutem Gerenne in die Bib und nachschlagen. Muss nicht sein.
In Citavi kann man auch Bildzitate oder PDFs verlinken, was dazu verführt, schnell und einfach gescannte/fotografierte Seiten einzufügen, um sich das Abschreiben/Zusammenfassen zu sparen. Bringt aber nicht so viel, da diese Zitate dann im Zweifel nicht in der Begriffsuche auftauchen. Wenn du eine bestimmte Passage oder Schlagworte suchst, werden nur die aufgelistet, die als Text direkt eingetragen sind. Daher habe ich auch bei vorliegenden PDFs die wichtigsten Stellen in Citavi eingetragen.
Auf die Wichtigkeit der Seitenzahlen kann man nie oft genug hinweisen! Meine Citavi-Zitate umfassen oft mehrere Seiten eines Werks, weil sie inhaltlich zusammengehören. Schreibe unbedingt die Seiten EXAKT auf: Sonst weisst du am Ende nicht, auf welcher Seite der Autor nun genau diese wichtige Aussage gemacht hat, und dann kannst du nicht darauf verweisen – oder du rennst schon wieder in die UB und schaust nach.
Gliederung für deine Hausarbeit erstellen
Während der Recherche solltest du in Citavi bzw. auch für dich selber schon mal eine grobe Struktur deiner Hausarbeit entwerfen. Halte dich an den vorgegebenen Umfang des Dozenten: Wenn er insgesamt maximal 12 Seiten lesen will, sollte dein Überblickskapitel nicht schon sechs Seiten lang sein.
In diese Kategorien solltest du deine gesammelten Belege dann in Citavi auch einbringen. Am Ende hast du dann schon einen Gliederungsbaum und kannst beim Schreiben der Kapitel einfach darauf zurückgreifen und abklappern, was du dazu gesammelt hast.
Quellen besorgen!
Im Geschichtsstudium arbeitest du natürlich viel mit Quellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es oftmals mindestens eine oder zwei – oder viel mehr – sehr wichtige Quellen gibt. An denen arbeitet man dann sehr eng, man schaut immer wieder rein. Mir war es dann sehr wichtig, relevante Stellen zu markieren oder kommentieren. Daher ist es sinnvoll, die wichtigen Quellen einzuscannen oder zur Not auch zu kopieren – Hauptsache, man hat sie immer verfügbar und kann richtig damit arbeiten.
Quellenarbeit ist wirklich sehr wichtig. Es reicht nicht aus, nur die Literatur zu zitieren, die mit der Quelle gearbeitet hat. Man muss wirklich selbst reinschauen. Wenn es irgendwie geht, in der Originalsprache. Bei fremdsprachigen Quellen kann man natürlich mit Übersetzung arbeiten, (ich z. B. konnte für eine meiner wichtigsten Arbeiten kein altgriechisch), aber wenn es irgendwie möglich ist, sollte man zumindest die wichtigen Passagen in der Originalsprache anschauen. Übersetzung ist immer auch ein Stück weit Interpretation, für deine Argumentation kann aber eine andere Interpretation des Textes nötig sein – da sollte man wenn irgend möglich den genauen Ausdruck anschauen.
Und nur, wenn man sich intensiv mit der Quelle beschäftigt, kann man vielleicht eine eigene Argumentation entwickeln oder zumindest glaubhaft unterstützen. Also: Quelle nutzen und markieren wie ein Weltmeister.
Gegebenenfalls Chronologie / Glossar schreiben
Oft sind Themen relativ kompliziert zu durchschauen. Zuviel passiert an unterschiedlichen Orten gleichzeitig (Beispiel: Wikingerüberfälle in England und gleichzeitig im Westfrankenreich). Oder du liest den Ablauf durch unterschiedliche Literatur völlig durcheinander. Dadurch kannst du hinterher kaum gedanklich zusammenbringen, was in welchem Kontext passiert.
Im Laufe des Studiums hat es mir geholfen Chronologien zum Thema zu schreiben. Wann passiert was genau und wo? Wer ist beteiligt? Oder auch ein kleines Glossar mit wichtigen Personen und Begriffen. Das hilft dir, den Überblick zu erhalten, bzw. auch erst zu bekommen.
Um beim Wikingerthema zu bleiben – eines meiner Themen der mündlichen Masterprüfung: Ich habe mir die Erwähnungen von Wikingerangriffen aus den Quellen/der Literatur aufgeschrieben. Oft konzentriert sich die Literatur nur auf einen Teilaspekt (England ODER Frankia), so dass das große Gesamtbild verschwommen bleibt. Nun las ich also in der Angelsächsischen Chronik von einer großer neuen Wikingerflotte an den Küsten. Aha. Später las ich in fränkischen Annalen, dass im selben Jahr erwähnt wird, dass viele Wikinger das Land verlassen, wegen Hungersnot. – Aha! So fügt sich das Puzzle zusammen.
Das war Teil 1: Vorbereitung und Recherche
Weiter geht’s direkt mit Teil 2: Das Schreiben.
Schreibe einen Kommentar