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Edeka arbeitet mit Mutter, Großmutter und Urgroßmutter Kuh zusammen

Großes Plakat an der Außenwand eines Edeka-Marktes. Eine schwarzweißgefleckte Kuh auf der Weide schaut in die Kamera. Daneben der Satz: “In den letzten 100 Jahren haben wir schon mit ihrer Mutter, ihrer Großmutter und ihrer Urgroßmutter zusammengearbeitet.”

Als Veganerin fällt mir immer wieder auf, wie morbide viele gesellschaftlich akzeptierte Motive im Zusammenhang mit Nutztieren sind. Ein großes Werbeplakat am Edeka hat mich heute mal wieder nach Luft schnappen lassen. Eine schwarzweißgefleckte Kuh auf der Weide schaut in die Kamera. Daneben der Satz:

“In den letzten 100 Jahren haben wir schon mit ihrer Mutter, ihrer Großmutter und ihrer Urgroßmutter zusammengearbeitet.”

Edeka-Werbeplakat

Ich glaube, an dem “zusammengearbeitet” hätte ich mich schon gestört, bevor ich vegan wurde. Zusammenarbeit bedeutet per definitionem, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten. Und gemeinhin versteht man darunter eine freiwillige Beteiligung. Mir ist nicht bekannt, dass eine Milchkuh vor ihrer Zusammenarbeit einen Vertrag unterschreibt oder sich freiwillig ehrenamtlich dafür engagiert, dass bei irgendwelchen Menschen Käse auf dem Tisch steht. 

Aber als Veganerin ist mir inzwischen das ganze Ausmaß dieses zynischen Werbeslogans klar. Blättern wir das ganze doch mal auf. Vorsicht, das wird hart.

Zusammenarbeit mit der Milchkuh

Nur ein kleiner Teil der Milchkühe in Deutschland kommt überhaupt jemals auf die Weide. Die meisten leben in Laufställen, in denen sie sich zwar frei bewegen können, aber nicht immer freie Platzwahl haben. Es ist ein Leben in Enge, ohne richtigen Auslauf, Weide und Sonne. Viele Kühe sind zudem mehrere Monate oder ganzjährig angebunden, wodurch sie sich gar nicht bewegen können. 

Was auch ich früher verdrängt habe: Milchkühe geben nur Milch, wenn sie ein Kalb geboren haben. Aber wo sind denn die Kälber, für die sie Milch geben? Werbebilder suggerieren, dass die Milch einfach aus den Eutern gezaubert wird. Von säugenden Kälbern ist meistens nicht zu sehen. Wäre ja auch ein fatales Bild, denn sie würden den menschlichen Konsumenten die Milch wegnehmen! Sie werden getrennt von ihren Muttertieren gehalten. Und die Mütter geben ohne Kalb Milch, bevor sie zwei Monate nach der Geburt wieder künstlich besamt werden, damit sie schnell erneut viel Milch produzieren. 

Die weiblichen Kälber dürfen später ebenfalls als Milchkuh mit Edeka 💕zusammenarbeiten💕, während die männlichen Kälber als lecker Kalbfleisch auf dem Teller landen. Ihre Mutter wird im Alter von fünf bis sechs Jahren geschlachtet, weil dann ihre Milchleistung abnimmt. Rinder leben natürlicherweise bis zu 25 Jahre. Ich versuche hier immer nicht zu sehr zu überdramatisieren, aber als über 40-Jährige wäre ich auch schon längst geschlachtet worden, weil ich keine so gute Milchleistung mehr habe wie mit Ende 20.  

Nach reiflichem Abwägen der Pros und Kontras habe ich Zweifel daran, dass eine Kuh im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte zustimmen würde, unter diesen Umständen mit Edeka oder sonst jemandem zusammenzuarbeiten. Aber sie wird ja nicht gefragt.

Mutter, Großmutter und Urgroßmutter

Edeka hat schon mit der Mutter, Großmutter und Urgroßmutter zusammengearbeitet. Eine erfolgreiche Kollaboration! Für Edeka natürlich. Mutter, Großmutter und Urgroßmutter wurden im letzten Akt der Zusammenarbeit ja gegessen, weil ihr Engagement für diese Kooperation altersbedingt nachlässt. 

Ich finde es besonders perfide, dass hier eine Art “Familientradition” suggeriert wird. Wie zum Beispiel Bäcker in vierter Generation. Wenn Edeka schon seit vier Generationen mit seinen Partnern zusammenarbeitet, muss das ja gut funktionieren. Die Qualität ist gesichert, die Preise sind bestens ausgehandelt, der Kunde ist zufrieden. 

Dass es sich hier nur um eine einseitige “Vereinbarung” handelt und die Kälber direkt nach der Geburt von der Mutter getrennt werden, steht ja nun nicht dabei. Ihre Oma und Uroma kennen die Kälber selbstverständlich auch nicht. Und ihre gleichaltrigen Freudensgenossen oft auch nicht, da sie getrennt in Kälberiglus gehalten werden. Leben sie in Kleingruppen von bis zu drei Tieren, haben sie immerhin 4,5 Quadratmeter Platz. Alle zusammen.

Jedenfalls, es ist nicht so, als würde Urgroßmutter Kuh dem kleinen Kalb von der erfreulichen Zusammenarbeit mit Edeka zum allseitigen Vorteil erzählen können.

Vier Generationen in 100 Jahren!

Edeka will in 100 Jahren mit Uroma, Oma, Mutti und Kälbchen zusammengearbeitet haben. Vier Generationen – das suggeriert, dass Uroma vor 100 Jahren den Kooperationsvertrag unterschrieben hat, Oma vor 75 Jahren… und so weiter. In anderen Worten: Es suggeriert, dass jede Kuhgeneration 25 Jahre lang mit Edeka zusammengearbeitet hat. Vier Generationen in 100 Jahren. 

Tatsächlich sind es bei einem durchschnittlichen Milchkuhalter mehr als 18 Generationen, weil die Partnerinnen mit 5,5 Jahren die Kooperation auf dem Schlachthof beenden. Also eine Oma mit 16 mal “Ur” vorne dran. In Menschengenerationen á tatsächlichen 25 Jahren würde die Zusammenarbeit bis 1575 zurückreichen und nicht nur 100 Jahre. Chapeau!

Romantische Kooperation statt eigene Vergangenheit

Ich möchte hiermit nur aufzeigen, was für ein perfides und zynisches Framing Edeka mit diesem Zusammenarbeit-Slogan betreibt. Aber müssen sie ja. Ist angenehmer, ein romantisches Bild von einer hundertjährigen Kuh-Kooperation zu vermitteln, als die eigene Vergangenheit zu thematisieren.

Edeka, E.d.K., steht für “Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin”. Laut Wikipedia konnten viele dieser Kolonialwaren-Erzeugnisse in Afrika und Amerika nur durch die 💕Zusammenarbeit💕 mit fleißigen Sklaven oder fleißigen Zwangsarbeitern günstig hierzulande angeboten werden.

Und auch in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts fiel Edeka nicht unbedingt durch ihr Rückgrat auf. Die Edeka-Gruppe forderte wohl ihre Mitglieder auf, Hitlers NSDAP beizutreten und ließ sich 1933 freiwillig gleichschalten. Immerhin thematisiert das ein Edeka-Laden in Minden öffentlich. 

Zwar können die aktuellen, unabhängigen Betreiber deines Edekamarktes nichts dafür, dass die Gruppe vor ungefähr 100 Jahren von Zwangsarbeit und Faschismus profitieren. Aber sie könnten zumindest nicht so ein beschissenes Plakat aufhängen.

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