Nachts um Zwei mit einem lauten, aggressiven Schschschschschschschschschschsch-plätscher-schschschsch aus dem Bad geweckt zu werden ist nicht unbedingt das schönste, was man sich vorstellen kann. Jepp, wir haben mal wieder Großschadenslage im Sanitärbereich.
Niagarafälle & Wassergrotte
Ich war vielleicht gerade eine Stunde am Schlafen, da wurde ich jäh aus den Träumen gerissen. Im Bad nebenan rauscht Wasser. Und zwar Niagarafälle, nicht Wasserhahn. Völlig verwirrt taste ich nach dem Schalter der Nachttischlampe. Kein Strom. Es ist zappenduster. Mit der Handytaschenlampe torkeln wir zum Badezimmer und leuchten in eine Waterworld-Szenerie.
Wasser schießt unter dem Durchlauferhitzer hervor und steht schon mehrere Zentimeter hoch auf dem Fliesenboden. Hä? Stromausfall, und deswegen so eine Flut? Barfuß hechte ich ins Bad, rutsche auf dem gewässerten Boden aus und knalle auf den Rücken. Das Wasserbett am Boden federt den Fall und ich tu mir weniger weh, als es möglich wäre (Kopf auf Badewannenrand wäre uncool gewesen).
Panik, Wasser spritzt weiter. Mein Kopf ist leer – irgendwas ist mit dem Durchlauferhitzer? Kann man den ausschalten? Ja, in so einer Situation hat man vielleicht nicht die klügsten Gedanken. Außerdem war ich gerade auf den Kopf gefallen, was erwartest du? ^^
Pierre hat die rettende Idee: „Ich geh mal runter und mach das Wasser aus“. Ah richtig, der Hausanschluss. Natürlich. Pierre geht in den Keller. Ganz klar war er auch nicht im Kopf, er erzählte mir hinterher, er hätte erst den Wasserhahn für die Waschmaschine zugedreht. Na Hauptsache, die Waschmaschine kann nachts um 2 nicht mehr waschen :D
Ich schnappe in der Zeit mir den Putzeimer, der unter dem Durchlauferhitzer steht, und kippe das dort gesammelte Wasser in die Badewanne. Dann versuche ich, das weiter munter sprudelnde Wasser mit dem Eimer aufzufangen. Unmöglich, es schießt in alle Richtungen nach unten und zur Seite weg.
Endlich wird das Wasser weniger und tröpfelt dann nur noch. Pierre hat die Leitung abgedreht und stiefelt wieder hoch. Ich plansche herum und sehe, wie kleine Staubinseln durch das Wasser im Bad treiben. Alles tropft, ich auch.
Pierre kommt wieder ins Haus und sagt, unten schießt ebenfalls überall Wasser heraus. Oh-mein-Gott. Was war passiert? Ich bin noch immer nicht ganz wach. Erst im Badezimmer aufwischen oder erst schauen, was im Keller los ist?
Wir gehen zusammen in den Keller. Schon an der Außentreppe nach unten sehe ich, dass es übel ist. Unter der hölzernen Außenverkleidung am Haus läuft Wasser hervor und sammelt sich vor der Kellertür in einer kleinen Senke.
Ich wage einen Blick durch die Kellertür in den Keller. Dort sieht es aus wie in einer Höhle mit Wildbach bei Gewitter: Überall tropft Wasser von der Decke, es haben sich lange Pfützen gebildet. Woher das Wasser kommt, ist nicht zu sehen: Es ist einfach überall.
Durchlauferhitzer schuld?
Aber was ist denn passiert? Wie kann das denn sein? Ich dachte immer noch, dass ein Stromausfall das Desaster ausgelöst hat. Dann wird es mir klar: Vermutlich hat der Durchlauferhitzer den Dienst quittiert? Meine Kenntnis von Durchlauferhitzern ist eher rein oberflächlich, aber da geht ja nun Wasser rein. Wenn sich dort ein Leck gebildet hat oder eine Dichtung über den Jordan geht, dann schießt das Wasser ja ungehindert nach draußen.
Die Stromzufuhr des Durchlauferhitzers liegt dort, wo auch der Wasserzulauf liegt: Unter dem Gerät. Das dicke Stromkabel wurde sicher gut gewaschen und ich nehme an, da hat dann der Schutzschalter im Stromsicherungskasten auf „Nö“ geschaltet und dichtgemacht. Deswegen kein Strom mehr. Ich denke daran, wie ich vorhin mit beiden Füßen barfuß im Wasser stand und verdanke wohl dem Schutzschalter mein Leben.
Dann jedenfalls ist das Wasser aus dem Badezimmer wie auch immer zurück in den Keller gelaufen, vermutlich über den Leitungsschacht. Das Wasser hat sich wunderbar im Zwischenboden verteilt und alle Öffnungen genutzt, um die romantische Wassergrotte zu kreieren, zu der unser Keller geworden war.
Vielleicht war es so, das ist nur eine Vermutung. Ich hab Fotos gemacht und dann anderthalb Stunden mit einem Handtuch Wasser aufgewischt. Ein paar Eimer sind dabei rausgekommen, ich schätze mal 20-30 Liter waren es. Pierre konnte nicht helfen, der hatte einen Tag vorher eine Bauch-OP und kann sich nicht bewegen.
Gegen Ende der Wischaktion trauten wir uns, den Strom wieder einzuschalten. Alle Sicherungen außer der für den Durchlauferhitzer legten wir auf GO und betätigten dann den Hautschutzschalter. Lichter gehen an, Geräte piepsen, ein gutes Gefühl! Ich hatte schon Sorge, dass auch das nicht mehr geht.
Um vier Uhr legten wir uns wieder hin. Um sechs wollte Herr Kater raus. Um acht klingelte der Wecker. Die Nacht war nicht ganz so erholsam.
Die Schadenslage am Morgen
Der Stand am heutigen Morgen: Im Badezimmer sieht man nicht mehr viel von der nächtlichen Fontäne. Wir hatten dort einen Luftentfeuchter im Badezimmer aufgestellt und oberflächlich ist alles trocken.
Auch im Keller läuft ein Luftentfeuchter (ja, wir haben zwei ^^) und alles ist feucht. Klar, der Keller ist aufgrund der niedrigen Temperaturen da unten sowieso etwas feuchter, dazu noch fein Wasser im groben Betonboden und natürlich in der Zwischendecke. Aber oberflächlich sieht es gut aus.
Ich hatte heute Morgen erst bei der Versicherung angerufen und gefragt, was nun zu tun ist, um alles nach Protokoll durchzuexerzieren. „Ja, lassen Sie erstmal einen Klempner draufschauen, dann können Sie den Schaden melden“, sagte mir die freundliche Telefonstimme.
Und nun? Handwerker finden, der möglichst heute noch vorbeikommen kann. Wir haben ja noch immer die Hauptleitung zugedreht und Wasser in den Hähnen wäre schon gut.
Ich telefoniere mir also die Finger wund. Es ist Freitag und kaum jemand hat Zeit. Ein Sanitär-Notdienst musste absagen, weil der einzige teilnehmende Klempner wegen Arbeitsunfall ausgefallen war.
Bei einem der Dienstleister hatte ich erwähnt, dass es auch darum geht, den Schaden zu begutachten. Daran hatte er sich dann aufgehängt: „Begutachtungen führen wir nicht durch. Das muss doch die Versicherung machen.“ Määäh, ja wie denn jetzt, ja was denn jetzt.
Nun kommt (hoffentlich) ein Opachen aus zig Käffern weiter. Der war wenig begeistert von meinem Anruf. „Das ist aber weit weg.“ – „Ja, ich hab leider schon die anderen Klempner angerufen, die können alle nicht.“ – „Auch nicht der Müller aus X?“ – „Auch nicht, mit dem hab ich gerade gesprochen“ – „Na gut. Dann schau ich mal. Aber ich kann keine Zeit nennen.“
Dann hoffen wir mal, dass er aufkreuzt …. Und dass in der Kellerdecke bzw. im Erdgeschoss-Boden alles fit ist. Dass das Wasser sogar an der Haus-Außenseite unter der Verkleidung hervorlief, ist sicher ein Grund für Beunruhigung…
Nachtrag: Der Durchlauferhitzer ist tatsächlich aufgeplatzt: Die zwei Hälften der Speicherröhre wurden auseinandergepresst. Dort ist das Wasser dann rausgesprudelt. Ich bin begeistert…
Artikelbild Credits: Depositphotos
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