Einer der schlimmsten Tage meines Lebens begann morgens um 8, als Katze Luna wie so oft mit Anlauf aufs Bett sprang und uns begrüßte. Vier Stunden später haben wir sie einschläfern lassen.
Ich bin am Boden zerstört und meine Gedanken kreisen. Schreiben hat mir immer geholfen, also schreibe ich. Das wird eine (für mich) traurige Geschichte und sie dient dazu, die Erinnerung an diesen letzten Tag mit meiner Katze irgendwie aufrecht zu erhalten. Und vor allem die Erinnerung an diese kleine Katze, die, wie Pierre sagt, „viermal größer war als sie aussah“. Deswegen gibt’s auch Videos und Bilder von früher.
Luna wurde fast 13 Jahre alt und wir mussten sie viel zu früh und völlig unerwartet am Montag, 25. Juli 2022 gehen lassen. Ich habe auch hier im Blog viel über Luna und Lopi geschrieben. Wenn du möchtest, kannst du mal schauen – es gibt so viel Lustiges mit den beiden.
Aber drehen wir nochmal ein paar wenige Stunden zurück. Am Sonntag Abend nach dem Stream setzte ich mich gegen Mitternacht aufs Bett. Hach, mal früher schlafen gehen, am Montag hab ich viel zu tun, dachte ich, und scrollte noch ein wenig durch News am Handy. Die Katze kam dazu und setzte sich neben mich. Ich streichelte sie, sie schnurrte sehr laut und drehte sich auf den Rücken, damit ich den Bauch gut durchkraulen konnte. Die Welt war in Ordnung.
Große Sorge in später Nacht
Nach einiger Zeit veränderte sich ihr Schnurren. Es wurde quietschiger, pfeifender, rostiger… Und Luna sprang vom Bett und legte sich auf den Boden. Sowas hatte ich noch nie gehört und besorgt ging ich zu ihr. Sie ließ sich streicheln, aber bekam eindeutig schlecht Luft. Normalerweise renne ich nicht sofort zum Tierarzt, und es war mitten in der Nacht. Aber ich war SEHR besorgt und rief Pierre. Der sah auch, was los war und suchte direkt im Internet nach Tiernotdiensten.
Luna lag da wie ein Fisch auf dem Trockenen, sie schnappte nach Luft und atmete schwer. Ich machte ein paar Videos, um dem Tierarzt später Lunas Symptome zeigen zu können, falls sie sich legen. Nach mehreren Anrufen kam Pierre schließlich zum einzigen diensthabenden Tierarzt in der Gegend, in Mannheim, etwa 34 Minuten Autofahrt entfernt. Wir sprangen sofort ins Auto und fuhren hin. Unterwegs beruhigte sich die Katze wieder etwas und atmete nicht mehr so schwer. Aber ihr Maunzen klang noch immer rostig.
Der Tierarzt erwartete uns übermüdet und nicht besonders gut gelaunt. Er untersuchte sie kurz, schaute auf mein Video und stellte fest, dass sie wirklich ein schwerwiegendes Problem hatte. Ein Röntgenbild der Lunge sollte Klarheit schaffen. Ich schlüpfte in einen Schutzmantel und zog mit dem Tierarzt meine geliebte Katze lang, um ein gutes Bild zu bekommen. Es war kurz vor 2 Uhr morgens. Der Tierarzt berichtete dabei, dass die Tierklinik völlig überlastet sei. Er hätte seit 9 Uhr morgens bis „vorhin“ durchgearbeitet und sie wüssten gar nicht, wie sie das alles schaffen sollen. Deswegen war er auch nicht so begeistert, dass wir so spät noch vorbeikamen, aber er meinte, er kann auch keine erstickende Katze wegschicken.
Sein erster Blick auf das Röntgenbild verhieß nichts Gutes. „Oha, da haben wir einen eindeutigen Befund. Da ist viel Wasser in der Lunge“. Es könne alles Mögliche sein, Tumoren, Herzprobleme oder eine Infektion. Das abzuklären war aber in der Nacht nicht mehr möglich. Also spritzte er Luna mehrere „starke Medikamente“: Cortison, ein Medikament zur Entwässerung der Lunge, noch irgendwas, und er hing sie an den Tropf, um unter der Haut ein Wasserdepot anzulegen. Das war ein Problem, denn in der Lunge war zwar Flüssigkeit, ansonsten hatte sie aber zu wenig Flüssigkeit im Organismus. Luna musste also gleichzeitig ent- und gewässert werden.
Die geschwächte und verängstigte Luna zog sich währenddessen vom kalten Untersuchungstisch in ihr „Bettchen“, die offene Transportbox. Offensichtlich fühlte sie sich dort sicherer. Mein armes Mausi.. „So ein liebes Schätzele,“ sagte der Arzt und tätschelte Lunas Kopf. Er versicherte uns auch, dass es gut war, mitten in der Nacht herzukommen. Das war wirklich ein Notfall.
Die Medikamente sollten helfen, aber wir sollten gleich am nächsten Morgen wiederkommen, um genauer abzuklären, was los ist. Einen Termin am Telefon würden wir nicht bekommen, weil die Klinik schon vor 12 am nächsten Tag 12 Termine hätte, deswegen schob er uns dazwischen und gab uns einen Termin für 9:45. Die Arbeitslast in der Praxis sei gerade enorm hoch und sie wüssten nicht, wie sie alles schaffen sollen.
Der Arzt sagte uns, er gehe schwer davon aus, dass sich über Nacht keine Probleme mehr ergeben sollten – aber er gab uns dennoch seine Handynummer, für den Fall dass doch. Wir waren sehr dankbar. Trotz Überarbeitung und Übermüdung bot er uns an, zur größten Not doch nochmal direkt anzurufen. Durch den nächtlichen Notdienst war der Tierarztbesuch sehr teuer. 775 € kostete er. Pierre bezahlte, er sagte, wenn es Luna irgendwie hilft, ist Geld einfach egal.
Auf dem Rückweg waren wir vorsichtig erleichtert. Luna ging es besser, sie hatte Medikamente und am nächsten Tag würden wir genauer wissen, was los ist, und sicher kann man da noch was machen. Ich bot Pierre sogar an, alleine morgens hinzufahren, damit er seinen eigenen Arzttermin mittags nicht verschieben muss. So optimistisch war ich. „Ist ja nur ein Kontrollbesuch“.
Doch zu Hause legte sich Luna wieder auf den Boden und bekam keine Luft. Es ist so grausam, dem kleinen Tier dabei zuzusehen, wie es fast erstickt, und nichts tun zu können. Ich setzte mich daneben und wusste nicht, was ich tun soll. Nochmal anrufen und wieder hinfahren? Es war einfach elendig. Doch nach einer Weile ging es Luna besser. Gegen 4 Uhr gingen wir ins Bett.
Und jetzt sind wir wieder am Anfang: 8 Uhr morgens, Luna springt gut gelaunt aufs Bett. Ich freute mich so, sie wieder springen zu sehen. Wir wollten um kurz vor 9 losfahren, um rechtzeitig zum Termin zu kommen. Bis dahin verhielt sie sich völlig normal. Keine Atemprobleme, nichts. Ich erinnere mich, wie sie vor der Terrassentür saß und zu den Vögeln schaute. Pierre hatte sie später noch auf dem Schoß.
Als wir los wollten, war sie gerade auf meine Fensterbank gesprungen, um nach draußen zu schauen. Es tat mir so leid, sie wieder mal zu schnappen und in die Transportbox zu stecken. Sie hasste das. Auch diesmal wollte sie nicht rein und schlüpfte sogar wieder raus, als ich das Gitter verschloss. Ich schob sie nochmal rein und sie blieb drin.
Heute tut mir beides in der Seele weh. Hätte ich sie doch nur auf der Fensterbank gelassen, oder hätte ich sie rausschlüpfen lassen. Ich weiß, es hätte nichts geändert, Luna wäre trotzdem unheilbar krank, aber vielleicht hätte sie noch ein paar schöne Stunden gehabt. Aber ich dachte, dass wir ja später zurück kommen und sie dann wieder auf die Fensterbank kann.
Ich, wir beide, ahnten nicht, dass wir Luna nicht wieder mitbringen würden. Wir haben sie gepackt und mitgenommen und sie würde nie wieder nach Hause kommen.
Die letzten Stunden
Im Auto ging es wieder los. Autofahren ist immer Stress für unsere Katzen, und es war oft so, dass sie mit Hecheln anfangen, wenn es warm im Auto ist. Ist natürlich nicht toll, dass sie hecheln muss, wenn sie sowieso Atemprobleme hat. Auch hier mache ich mir schreckliche Vorwürfe. Es ging ihr doch gut … Und ich hab sie ins Auto gesteckt, wodurch sie wieder in Atemnot kam T_T
Durch das Gitter streichelte ich während der Fahrt Lunas Kopf und Nase. Sie drückte das Köpfchen an meinen Finger. Obwohl ich sie so oft in die Transportbox steckte, hat sie mir nie einen „Vorwurf“ gemacht, sie war mir nie böse deswegen, nein, sie suchte meine Hand, statt mich böse zu kratzen. Auch daran denke ich jetzt sehr oft. Hätte ich gewusst, dass das das letzte Mal sein würde, dass sie mich zum Streicheln auffordert ….. Ich hätte sie aus der Box geholt und auf dem Arm gehalten, meine geliebte Katze..
Auch in der Praxis hörte das Hecheln nicht auf. Sie war voll und die Ärzte völlig überlastet. Offenbar fehlten auch Mitarbeiter, die wegen Krankheit ausgefallen waren. Wir saßen erstmal eine halbe Stunde im Wartezimmer, während Luna litt und schwer atmete. Dann kam der Arzt kurz ins Wartezimmer und begrüßte uns. Schon von der Tür aus sah er aber, dass es Luna nicht gut geht. Er war schockiert und sagte „Das sieht nicht gut aus… Ich hatte so gehofft, dass die Medikamente helfen. Einen Moment noch, Sie kommen gleich dran“.
Es dauerte nochmal eine ganze Zeit. Ich bekam düstere Vorahnungen. Wenn sogar der Tierarzt auf den ersten Blick sagt, dass es schlechter aussieht als erwartet, kann das nichts Gutes verheißen. Sehr düstere Vorahnungen. Ich wurde nervös, konnte nicht mehr sitzen bleiben und die Katze streicheln. Ich wanderte im Wartezimmer herum und begann unter meiner Gesichtsmaske leise Tränen zu vergießen. Das Warten war wirklich schrecklich und schien sich endlos zu ziehen. Nicht zu wissen, wie es weitergeht, und dabei meine Katze nicht irgendwie trösten zu können, die ja im Grunde dabei war, um ihr Leben zu kämpfen…
Als wir endlich dran kamen, schaute sich der Arzt Luna nur kurz an und betonte nochmal, dass er nicht erwartet hätte, dass die Katze so schlecht aussieht. Er hätte nachts wirklich starke Medikamente gegeben. Er nahm Blut ab, das auch direkt untersucht wurde („keine Auffälligkeiten“) und schickte mich mit der Katze nochmal in den Röntgenraum.
Wir waren gerade dabei, sie langzuziehen, als jemand anderes mit einem Notfall in den Raum kam. Der Hund hatte dann Vorrang. Ich legte meine Katze nochmal in die geöffnete Transportbox und ging mit ihr zurück ins Wartezimmer. Luna wusste nicht, was los ist… Raus, rein, hierhin, dorthin… Sie protestierte mit einem krächzenden „Quak“. Das war das letzte Mal, dass sie bewusst etwas „sagte“.
Luna war eine sehr gesprächige Katze, sie hat immer alles kommentiert, man konnte mir ihr richtige Gespräche führen. Aber nun werden wir sie nie wieder „sprechen“ hören. Ihre letzten Minuten verbrachte sie in einer Tierpraxis, hin- und hergeschoben, langestreckt, mit Nadeln gepiekst. Ich weine, während ich das schreibe.
Nach dem Röntgen bestätigte der Arzt, dass das Lungenödem eher noch schlimmer geworden war. Er meldete uns für ein Herz-Echo (Ultraschall des Herzens) an. Das konnten sie direkt in der Praxis machen. Nach weiterer Wartezeit kamen wir dran.
Es war ein kleiner, eher dunkler Raum mit einer roten, gepolsterten Theke mit Loch in der Mitte. Ein schrecklicher Raum. Luna musste etwas rasiert werden, damit die Ärztin den Ultraschallkopf ans Herz legen konnte. Der Arzt rief aus dem Nebenzimmer, dass er dabei sein wolle, wenn es Ergebnisse gäbe. Die Ärztin schaute genau hin und erklärte uns, dass Luna einen Perikarderguss habe. Um das Herz herum hatte sich Wasser gesammelt und die Herzwand war viel zu dick.
Ich und eine Arztgehilfin hielten Luna lange Minuten an den Vorder- und Hinterbeinen, meine schwitzenden Hände übertrugen sich auf die Katze. Luna hatte währenddessen ihren Kopf auf meine Hand gelegt und rührte sich nicht. Ich glaube, sie hatte sich einfach in ihr Schicksal ergeben.
Der Arzt kam dazu und beide erklärten uns, dass Lunas Herz durch die Verdickung und das Wasser drum herum nicht genug Leistung hätte, um sie weiter zu versorgen. Obwohl sie sonst gesund sei, breche der Organismus zusammen. Ich fragte bang, ob man da noch was machen kann. „Das hat eher nicht viel Sinn“, erklärte der Arzt. Man könnte starke Medikamente geben, aber das würde nur das Leiden verlängern. Er würde raten, sie einschläfern zu lassen.
Der worst Case….
Wir brauchten nicht lange überlegen, obwohl wir uns davor keine Gedanken darüber gemacht hatten. Eine Verlängerung des Lebens würde niemandem helfen. Im Gegenteil, was, wenn Luna dann zu Hause mal nach draußen entwischt und vielleicht nicht mehr heimkommt und dann grausam langsam stirbt, irgendwo draußen und allein? Wir entschieden uns im dunklen, engen Raum fürs Einschläfern.
Der Arzt bot an, dass wir sie ja nochmal nach Hause mitnehmen könnten, um abends zum Einschläfern zurückzukommen. Ich schüttelte den Kopf. Die arme Katze nochmal 34 Minuten hin und 34 Minuten zurück ins Auto stopfen, nur damit sie nochmal für ein paar Stunden zu Hause ist? Nein, für sie wäre es sicher stressfreier, wenn sie sofort „schlafen geschickt“ wird.
Sagte ich vor Ort, unter Stress, und in der Hoffnung, zum Wohle unserer Katze zu entscheiden, damit sie möglichst wenig leidet. Obwohl ich sie so gern nochmal nach Hause gebracht hätte, auf ihre geliebte Terrasse, einfach um sie noch ein bisschen da zu haben. Ich streichelte sie die ganze Zeit. Sie lag einfach nur da auf der roten Unterlage. Ich glaube, sie hatte noch versucht, sich zum Rand zu ziehen, um irgendwohin zu verschwinden, aber ich hielt sie fest.
Der Arzt gab uns noch ein paar Minuten für den Abschied. Wir standen beide im dunklen Raum, weinten und konnten nicht fassen, dass unsere kleine Katze sterben würde. Nie wieder tapsen, nie wieder quaken, nie wieder im Garten, im Bett, in einer Kiste oder auf dem Schoß. Sie selbst rührte sich weiterhin kaum noch. Ich machte ein letztes Foto. Irgendwie makaber, die Katze todkrank und quasi auf dem Sterbebett zu fotografieren, aber ich wollte ein letztes Foto. Damit ich mich auch daran erinnern kann. Besser, man hat es und kann es anschauen – vielleicht hilft es ja, als dass man es nicht hat.
Nach einiger Zeit unter uns kam der Arzt und verpasste Luna eine hohe Dosis Narkosemittel. Es dient zum Einschlafen, damit das Tier die eigentliche tödliche Dosis nicht mitbekommt. Ich erinnere mich nur vage. Ich stand direkt neben meiner Katze und streichelte sie. Nach kurzer Zeit musste sie sich erbrechen und ich spürte es warm am Bauch, als die Blasenmuskeln nachließen. Ich versuchte nicht zu laut zu schluchzen oder so, um sie nicht zu beunruhigen, und wünschte ihr eine gute Nacht.
Als Luna nach einigen Minuten noch immer nicht richtig schlief, kam der Arzt und verlegte uns ins hellere Behandlungszimmer nebenan. Dort sollte Luna eine zweite Dosis bekommen. „Das Herz schafft es schon nicht mehr, sie richtig zu durchbluten. Deswegen wirkt die Narkose nicht richtig“.
Ich trug also meine geliebte kleine, durchnässte, kranke Katze auf Arm nach drüben. Es gab ein großes Fenster. Ich stellte mich davor und ließ Luna rausschauen. Sie schien aufzuwachen und bewegte interessiert den Kopf, als sie draußen Büsche und Bäume sah. Pierre redete mit ihr, zeigte auf einen Vogel – ist der nicht was zum Fangen, Luna? Aber das war natürlich nur eine kurze Verzögerung.
Der Arzt deutete auf den Behandlungstisch und Luna bekam die zweite Narkosedosis. Eine Arzthelferin brachte uns zwei Stühle, damit wir richtig Abschied nehmen konnten. Wir streichelten Luna ohne Unterlass, heulten dabei und Pierre sprach mit ihr. Denk an die Terrasse, Luna, denk daran, wie du dich oben an die Treppe legst, wie du es immer gern gemacht hast. Denk an den Wind und das Gras…
Es war so schwer T_T
Luna schlief ein, aber die Augen blieben offen. Ihre Pupillen waren weit … sehr groß, sehr schwarz, aber sie reagierte nicht mehr. Den Kopf auf den Pfötchen, die nie mehr laufen würden. Es kam mir so unwirklich vor. Morgens war sie doch noch herumgelaufen mit diesen Pfötchen, sie war aufs Bett gesprungen, sie war uns hinterhergelaufen. Und nun lag sie da, leblos. Ihre Öhrchen standen aufgerichtet da, wie immer, aber nie wieder würde sie die „Radarschüsseln“ bewegen.
Der Arzt kam und gab ihr die eigentliche tödliche Dosis. Während Luna starb, lenkte er uns ab und sagte, was genau passiert. Sie wird noch ein paar tiefe Atemzüge nehmen, das sei normal und eine Reaktion des Nervensystems. Sie bekäme nichts davon mit. Und er fragte, was wir mit dem Körper machen wollten. Ob wir sie begraben könnten. Nein, wir haben ja kein eigenes Grundstück. Dann bliebe die Einäscherung. Entweder pietätvoll zusammen mit anderen Tieren, anonym, oder allein und wir würden die Asche bekommen, die wir verstreuen könnten. Ich bin da immer pragmatisch und brauche solche Rituale nicht. Meiner kleinen Katze würde es ja auch nicht helfen.
Wann Luna genau starb, ob sie schon tot war, als wir sprachen, oder erst später, weiß ich nicht. Eine kleine Hoffnung habe ich im Moment immer noch, dass sie vielleicht gar nicht gestorben ist, als wir da waren, und nachdem wir gingen ist sie vielleicht aufgewacht, irgendwie gesund, und dass der Anruf noch kommt, dass wir unsere Katze wieder abholen können…
Wir entschieden uns, sie anonym einzuäschern. Ich denke nicht, dass das für Luna irgendwie wichtig wäre. Ich hoffe, dass wir ihr die letzten Minuten das Gefühl geben konnten, nicht allein zu sein. Ich kannte sie bis auf die ersten Monate ihr ganzes Leben lang und Pierre immerhin neun lange Jahre. Ich hoffe, dass wir sie irgendwie beruhigen konnten und dass sie vielleicht wirklich an unsere gemeinsame Zeit auf der Terrasse oder im Bett dachte…
Wir ließen sie dort liegen, ausgestreckt, mit geöffneten Augen…. Tot … Auch das ein Grund für Vorwürfe. Wir haben unsere Katze zurückgelassen…
Aufgrund der weiteren bildgebenden Diagnostik und der Einschläferung war die Rechnung am Ende nochmal teuer – 763 €. Sehr traurig, dass das viele Geld Luna nicht mehr helfen konnte. Aber wir sind uns einig, dass der Tod für sie so doch gnädig war. Die Alternative wäre vielleicht gewesen, dass sie irgendwann überfahren wird und stundenlang auf der Straße verblutet. Oder dass sie lange Zeit krank dahin siecht und Medikamente braucht, um dann doch eingeschläfert zu werden. Oder dass sie irgendwann einfach verschwindet und nicht wiederkommt – ein nicht enden wollender Alptraum (der zum Glück mit Luna schon mal gut ausgegangen war).
Die erste Zeit ohne Luna
Wir fuhren schockiert und ungläubig mit der leeren Transportbox nach Hause und heulten fast die ganze Zeit. Uns fiel so viel ein, was wir mit Luna erlebt hatten. So viele Momente. Dass sie so plötzlich gehen musste, hatten wir nicht erwartet. Pierre sagte, er hätte angenommen, dass unser Kater Lopi zuerst irgendwann sterben würde. Luna ist doch unverwüstlich. Sie fand immer einen Weg, sich irgendwohin zu schleichen, wo sie nicht hingehörte. Und zugleich war sie nie weit und lange von zu Hause weg. Meistens lag sie auf der Terrasse oder irgendwo im Haus in unserer Nähe. Vor Fremden draußen hatte sie Angst und lief weg.
Der Kater dagegen ist zutraulich und geht auf jeden zu (auf diese Weise war er schon mal abhanden gekommen), und im Sommer ist er oft abends und nachts lange weg. Nicht, dass ich den Kater gegen die Katze eintauschen wollen würde, auf keinen Fall, ich liebe ihn genauso wie Luna, aber irgendwie wäre es bei ihm nicht so überraschend gewesen – zumal er erst letztes Jahr irgendwann was Vergiftetes gefressen hatte. Und nun ist unsere eigentlich unverwüstliche kleine Katze nicht mehr da.
Apropos Kater. Den hatten wir morgens raus gelassen… und ich hoffte einfach nur, dass er da wäre, wenn wir nach Hause kommen. Und er erwartete uns auf der Terrasse. Ich war so glücklich, ihn zu sehen und knuddelte ihn erstmal durch.
Zu Hause konnte ich mich nur ins Bett legen. Ich dachte, ich schlafe schnell ein, weil wir ja auch nicht viel Schlaf hatten in der Nacht davor. Ruhe im Schlaf, ohne weiter darüber nachzudenken, dass meine Katze nie wieder da sein wird… Und mit der Hoffnung, dass sie wieder da ist, wenn ich aufwache. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich erst geträumt, dass Luna gestorben ist und wachte schweißgebadet auf, nur um sie auf der Bettdecke tastend im Dunkeln zu finden und erleichtert wieder einzuschlafen.
Aber gestern konnte ich nicht schlafen. Immerzu kamen mir Erinnerungen und ich musste weinen. Immerzu dachte ich an die letzten Stunden mit Luna, und ich machte mir Vorwürfe und musste weinen. Immerzu wünschte ich, dass sie wieder aufs Bett gesprungen kommt wie am Morgen, und musste weinen. Den ganzen Nachmittag lagen wir weinend im Bett, mit starken Kopfschmerzen wegen Wassermangel. Und der Kater war immer dabei. Ihn darf man dann natürlich nicht vernachlässigen und ihn zu sehen, ihn lebendig zu sehen, war ein großer Trost.
Irgendwann war ich doch für eine Stunde eingeschlafen, um halb 8 abends wachte ich auf und stand auf, um meinen Stream abzusagen. Wir setzten uns auf die Terrasse … und heulten wieder. So oft war Luna um die Ecke gekommen und dann um unsere Beine gestrichen. Jetzt nie mehr. Am Abend vorher war sie noch quicklebendig gewesen. Nach meinem Stream hatte ich gehört, wie sie an der Tür kratzt, um ins Streamzimmer zu kommen. Und jetzt weg.
Der Kater kam mit raus und setzte sich zwischen uns. Ich glaube, er merkte, dass was ist. Er wich uns zunächst nicht von der Seite.
Später, als wir reingingen und ihn mitnahmen, damit er nicht wieder über Nacht verschwindet, wollte er wieder raus. Eigentlich wollten wir es verbieten – aus Egoismus, er musste schließlich jetzt die Stange halten, wo Luna nicht mehr da ist, und ich wollte ihn bei mir haben. Aber dann … warum den Kater jetzt bestrafen? Ich ließ ihn raus. Er ging auf die Terrasse, schaute wieder rein, schaute mich an und miaute. Hatte er noch nie gemacht – normal geht er raus und legt sich irgendwohin, oder er verschwindet gleich unter einem Busch oder um die Ecke. Mir schien, dass er sich fragt, wo Luna ist. Dann verschwand er.
Und ich machte mir Vorwürfe. Was, wenn er jetzt anfängt, Luna irgendwo zu suchen und dabei überfahren wird? Oder wenn er wegen unserer komischen Stimmung nicht mehr wiederkommt? Was, wenn wir nicht nur eine, sondern gleich beide Katzen verlieren?
Den restlichen Abend lagen wir auf der Couch, heulten wegen Luna und hofften, dass der Kater wieder auftaucht. Gleichzeitig wünschte ich, dass ich auch eingeschläfert werden könnte, um irgendwie wieder bei meiner Katze zu sein. Zwischendurch wurde mir noch schlecht, obwohl ich bis auf ein kleines Müsli vor der Abfahrt morgens nichts gegessen hatte und ging kotzen.
Gegen 10 gingen wir schon ins Bett und mit zwei Plüschkatzen als Ersatz im Arm schlief ich nach einiger Zeit des Wachliegens ein. Der Platz neben Pierre, an dem Luna sonst abends fast immer lag, blieb leer. Irgendwann wachte ich auf – und der Kater saß draußen auf der Fensterbank. Jetzt sind wir wieder „komplett“, zu dritt, statt zu viert.
Das war der Tag, an dem Luna starb.
Und weiter?
Luna war eine unglaubliche Katze. So eigenwillig, so klug, so verspielt, so verkuschelt. Ich habe sie sehr geliebt. So oft lag sie bei der Arbeit auf meinem Schoß, den Kopf auf meinem Arm. So oft schaute sie mich von unten schnurrend und vertrauensvoll an.
Nur 12 Stunden zwischen dem ersten Problem und dem Einschläfern. Am 25. Juli ist sie gegangen. Am 24. Juli war das Leben wie immer und wir haben nichts geahnt. Jetzt ist sie schon seit über einem Tag tot, nicht mehr auf dieser Welt, und für uns ist die Welt jetzt irgendwie weniger schön. Ich hasse es, dass die Zeit vergeht, dass schon so viele Stunden seit ihrem Tod vergangen sind. Mental stehe ich noch im Ultraschallraum neben ihr und streichle meine lebendige Katze. Ich möchte zurück, mich an Luna hängen, sie nicht los lassen, das Einverständnis zum Einschläfern zurücknehmen… Ich möchte nicht, dass das Leben weitergeht, ohne sie.
Aber wir werden klarkommen müssen. Das Leben geht weiter. Es wird der Tag kommen, an dem auch Lopi sterben oder verschwinden wird. Ich hoffe, dass ich Luna und später Lopi nie vergessen werde, dass sie nie verblasst, und dass ich irgendwann mit einem Lächeln und mit Dankbarkeit an sie denken kann, statt mit Trauer und Tränen. Aktuell ist sie überall in unserer Wohnung präsent, die Wohnung scheint voller Luna-Geister zu sein. Es ist sehr schwer.
Aber wir haben sehr viele schöne Erinnerungen an die Katze. Früher habe ich hier auf der Website eine Katzengalerie gehabt, aber die habe ich schon lange nicht mehr aktualisiert. Daher gibt es jetzt nachfolgend einen Haufen Fotos aus Lunas Leben der letzten Jahre.
12/2015 – Luna und Pierre 09/2016 – Zwei Augen im Dunkeln 09/2016 – Geliebte Katze 10/2016 – Wie so oft auf dem Schreibtisch 10/2016 – Schuhe sind gut 11/2016 – Luna und ich 04/2017 – Luna auf der Terrasse 08/2017 – Luna auf dem Schreibtisch 09/2017 – Spezialplatz gefunden 08/2017 – Schlafend mit Katze 11/2017 – Gepflegte Konversation 02/2018 – Schreiben mit Katzen 03/2018 – Luna hat ein Öhrchen 03/2018 – Wieder Schreibtisch 03/2018 – Luna mit Buch 04/2018 – Luna im Wäschekorb 05/2018 – Im Bett 06/2018 – Aufmerksame Katze 06/2018 – Treppenwache 07/2018 – Cat in a box 08/2018 – Luna auf Schoß 11/2018 – Luna und Lucyda 01/2019 – 2 cats in 2 boxes 03/2019 – Schreibtisch 04/2019 – Schreibtisch 05/2019 – Luna und Pierre – Vorbild-Bild für Lucyda-Logo mit Katze! 08/2019 – Auf der Terrasse 08/2019 – Luna und ich 08/2019 – Auf dem Schoß 10/2019 – Gut im Klettern 11/2019 – Luna NEIN! 03/2020 – Auf der Heizung 03/2020 – Luna und ich 07/2020 – Luna 09/2020 – Luna und ich 11/2020 – Terrassenkatzen 04/2021 – Schreibtisch 05/2021 – Joghurtglas-schlecken 07/2021 – Bunte Katze 08/2021 – Pierre und Luna 10/2021 – So eine kleine süße Katze 12/2021 – Im Bücherregal 03/2022 – Lieblingsplatz am Fenster 03/2022 – An der Tastatur 04/2022 – Nicht an die Tomaten!! 04/2022 – Mausi schläft 05/2022 – Tiger im Garten 07/2022 – Luna am Schreibtisch
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