Heute war es wieder soweit! Nach dem Umzug stand erneut der Gang zur KFZ-Zulassungsstelle an. Schließlich muss ordnungsgemäß die Halteradresse meines Autos geändert werden. Irgendwie hänge ich zu oft an der Zulassungsstelle herum, mehreren Autokäufen und Umzügen seit 2011 sei Dank. Nachdem es die letzten Male in der Rückschau eigentlich ganz okay war, möchte ich heute mal wieder ein wenig meckern :D
KFZ-Zulassung, wo ist das Problem?
Ja, wo eigentlich? Da geht man halt zum Amt und macht das einfach. Ja, würde man, wenn man beispielsweise in Heidelberg wohnen würde. Ich möchte daher kurz das Problem umreißen.
Zulassungsstellen? Möglichst weit weg!
Zwar trägt mein Auto ein schickes HD-Kennzeichen, wobei HD für Heidelberg steht. Aber gemeint ist nur „Heidelberg light„, denn TATSÄCHLICH wohne ich nicht im Kreis Heidelberg, sondern immer nur knapp drumrum, nämlich im Rhein-Neckar-Kreis, der ebenfalls HD als Kürzel hat. Wir Rhein-Neckar-Kreiser haben aber leider ein paar Privilegien weniger als die wahren Heidelberger. Das beginnt eben bei der Autozulassung und endet ärgerlicherweise an den Recyclinghöfen.
Der Rhein-Neckar-Kreis ist recht groß und erstreckt sich über 52 KM in Nord-Süd-Richtung und 29 KM in West-Ost. Mitten drin liegt der Kreis Heidelberg, also die Stadt Heidelberg mit ihren Teilorten. Wer nicht die Freude hat, in einem der Heidelberger Teilorte zu wohnen, sondern irgendwo daneben, der darf auf sage und schreibe drei (DREI!) KFZ-Zulassungsstellen im Kreis zurückgreifen.
Die liegen alle relativ weit außen an den Grenzen des Kreises: In Weinheim, Wiesloch und Sinsheim. Wer dagegen in Heidelberg oder einem der Teilorte wohnt und seine Karre an/ummelden möchte, der geht einfach ins nächste Bürgerbüro. Davon gibt es im Kreis Heidelberg neun Stück.
Um das zu verdeutlichen, habe ich von Wikipedia eine Grafik des Rhein-Neckar-Kreises runtergeladen (Grenzen in gelb-braun) und in blau die Zulassungsstellen markiert.
Oder nochmal kurz anders gesagt: Wer in Heidelberg wohnt, stolpert alle drei Meter über eine verdammte Zulassungsstelle. Und wer in einem der 3000 Orte um Heidelberg herum wohnt, hat die Wahl, sich zu einer von drei Zulassungsstellen am Arsch der Welt zu begeben.
Wer jetzt ein neues Auto zulassen möchte und in Schönau wohnt (Ähnlichkeiten zu wahren Begebenheiten sind absolut nicht zufällig, sondern genau so erwünscht!), der darf erstmal mit dem Bus zum nächsten Bahnhof fahren, dann mit der S-Bahn nach Heidelberg tuckern, dort umsteigen und wahlweise mit der Straßenbahn nach Weinheim oder der S-Bahn nach Wiesloch fahren.
In Wiesloch darf man die letzten 500 Meter dann noch gnädig zu Fuß laufen. In Weinheim weiß ich es nicht, da muss man wohl den Bus nehmen, denn das Landratsamt befindet sich weit draußen außerhalb der Innenstadt. Yay! Das sind jeweils ungefähr 1,5 Stunden Anfahrt. Mit Auto geht’s natürlich schneller, aber wehe dem, der gerade keines hat!
Wenn man einmal den Fehler gemacht hat, ohne Termin bei der Zulassungsstelle aufzulaufen, dann macht man das nie wieder. Mit Termin geht es einigermaßen. Heute hatte ich selbstredend einen Termin. Ich kam 20 Minuten zu früh an und betrat beschwingt das optisch optimierbare Gebäude in Weinheim. Bzw. das wollte ich, wurde aber kurz von einer der automatischen Schiebetüren am Eingang aufgehalten. Die öffnete sich erst widerwillig, nachdem ich ein wenig davor herumgetanzt war.
Kurzer Exkurs: Wie angedeutet sieht es mit den Recyclinghöfen ähnlich aus. Rhein-Neckar-Kreiser geben ihre Kartonagen doch bitte in Sinsheim oder Wiesloch ab, nicht an den zahlreichen Wertstoffhöfen in Heidelberg. Da macht die Reise durch den gesamten Kreis inklusive Ladungsanmeldung am gewerblichen Groß-Wertstoffhof richtig Spaß! Bisher hatte ich es dreisterweise in Ziegelhausen versucht, einer der Wertstoffhöfe für Heidelberg. Unkompliziert für Privathaushalte („Annahme nur für Einwohner aus Heidelberg!“) nutzbar. Einer der Mitarbeiter prüfte dann mein Kennzeichen und warf mich raus. Ab nach Sinsheim, Verbrecher!
Warten für die Warteschlange
Innen offenbarte sich dann das Grauen: Alle Sitzplätze natürlich belegt, an den Wänden lehnten Leute mit trostlosen Gesichtern, mit ihren Kennzeichen und Unterlagen in der Hand. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich das Allerheiligste hinter einer weiteren Schiebetür verbirgt: Mehrere Schreibtische mit Sachbearbeitern, zu denen der Wartende erst vorgelassen wird, wenn seine Nummer aufgerufen wird. Die Nummer bekommt man am Infoschalter. Dort darf man sein Anliegen vortragen, die Mitarbeiterin sichtet kurz, ob die Unterlagen vollständig sind, und dann bekommt man die Nummer.
Vor dem Infoschalter hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet. Ich wiederhole nochmal kurz: Um sich in die nummerierte Warteschlange einreihen zu können, muss man sich erstmal in eine Warteschlange einreihen. Okay, ich stellte mich hinten an und wartete 20 Minuten, so dass ich pünktlich zum Zeitpunkt meines Termins am Infoschalter ankam, um eine Wartenummer zugeteilt zu bekommen.
Während die Dame, die einen ungleichen Kampf mit zu vielen genervten Wartenden führte, meine Sachen anschaute, wurde sie noch von der Seite angequatscht. Eine Frau mit Handy hielt ihr selbiges unter die Nase: „Hier, erklären Sie hier mal bitte, warum ich jetzt eine evb-Nummer brauche!“ – „Ähhhm, dafür bin ich eigentlich nicht zuständig“, versuchte es tapfer die Infoschalter-Mitarbeiterin. „Ja aber, sie versteht nicht, wofür das ist und mir glaubt sie nicht.“ – „Sehen Sie nicht, wie viele Leute hier stehen?“ – „Doch, aber ich komm sonst nicht weiter!“ … Ich schnupperte pure Verzweiflung. Da hatte wohl jemand Urlaub genommen und war ohne die Nummer hier aufgekreuzt. Da kann Panik aufkommen, klar.
„Na gut“, sagte die Infoschalter-Dame, und erklärte dem Handy: „Sie brauchen eine evb-Nummer für die Ummeldung“. Sie hörte kurz zu. „Das ist eine Bescheinigung der Versicherung, dass sie das Auto versichert.“ … „Ja, aber Sie brauchen die Nummer.“ Dann unterbrach scheinbar die Verbindung, denn im Landratsamt gibt es nur E-Netz, mit dem jegliche Surf- und Telefonier-Absicht zunichte gemacht wird.
Auch das weiß ich aus schmerzlicher eigener Erfahrung. Ist vermutlich Absicht, damit niemand direkt aus der Warteschlange heraus der Zulassungsstelle eine schlechte Google-Bewertung geben kann. Muss so sein.
Jedenfalls wandte sich die Dame dann wieder an mich, während die Handy-Dame mit grauenvoll verzerrtem Gesicht abdampfte.
Die personifizierte Bürokratie
Ich bekam die Nummer 27. Auf dem großen Wartenummernanzeige-Bildschirm war gerade die 23 ausgerufen worden. Na schön, ich stellte mich in eine Ecke und beobachtete das Geschehen, gottfroh über meine VIP-Nummer. Während ich wartete, tat sich so gut wie nichts in der Schlange der Terminlosen – ich hatte das Gefühl, dass nur alle 10 Minuten eine neue Nummer aufgerufen wird, und der Mann nach mir, ohne Termin, hatte eine Zahl, die 25 Nummern höher lag als die, die gerade aufgerufen worden war. Wahrscheinlich steht er jetzt, neun Stunden später, noch da.
Nur 15 oder 20 Minuten verspätet und rund 40 Minuten nach meiner überpünktlichen Ankunft kam ich dann auch schon dran.
Ich betrat die heiligen Gefilde der Sachbearbeiter und mir schlug geballte Trostlosigkeit entgegen. Die Dame, die an meinem Schalter auf mich wartete und mich böse anschaute, tat mir schrecklich leid. Was für ein trauriges Schicksal… Tagtäglich die selben Abläufe und Umgang mit von der Warterei genervten Menschen.
Sie nahm meinen Fahrzeugschein und steckte ihn auf einen dafür gedachten Halter aus vergilbtem Plastik. Dann griff sie zu einer Heftklammer-Öffnungszange und entfernte die Heftklammer, mit der ich den TÜV-Bescheid und die Abgasuntersuchungsbescheinigung zusammengeheftet hatte, damit nichts verloren geht. Wtf?! Man kann doch auch einen Blick drauf werfen, ohne die beiden Zettel zu trennen.
Wozu diese Extra-Bewegung? WOZU? Ich kann es mir nicht erklären, außer, dass das zum Standardprozedere gehört. Fahrzeugschein auf Scheinablage ablegen, etwaige Heftklammern entfernen. Auch wenn man einfach die Seite umklappen kann. Ich bekam noch mehr Mitleid. Tagein tagaus die selben Bewegungsabläufe, zigmal am Tag. Selbst der zerschlissene Klebesmiley auf dem Fahrzeugschein-Halterdings macht einen trostlosen Eindruck und hilft wohl auch nicht sonderlich dabei, dass man als Papierkramsoldat der Regierung einen spannenderen Job hat.
Die Dame sortierte meine Unterlagen, klapperte irgendwas auf der Tastatur und schob mir dann eine Karte zu. „Hier, draußen bezahlen, dann wiederkommen.“ Okay, die Prozedur kenne ich auch schon. Draußen vor dem Allerheiligsten steht ein Parkautomat-ähnlicher Automat, in den man das Kärtchen schiebt, seinen Betrag bezahlt und dann mit der Quittung wieder reingeht.
Selbst vor diesem Automat hatte sich schon eine kurze Schlange gebildet. Aber immerhin war mein neuer Fahrzeugschein schon fertig, als ich mit wehender Quittung wieder bei der Dame ankam. „Bitte schön,“ sagte sie traurig und ich wünschte ihr noch einen schönen Tag.
Die automatische Tür wollte nun gar nicht mehr aufgehen, so dass ich den Tempel der Bürokratie durch eine Seitentür verließ („Ausgang nur außerhalb der Öffnungszeiten nutzen“ – außer mittwochs bis 12 Uhr). 11,70 € Gebühr + 50 Cent Parkgebühr und 40 Minuten verlorene Zeit für eine Adressänderung, hach ja.
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