Oh um Gottes Willen. Diese Geschichte, die gerade läuft, ist einfach zu gut um sie nicht zu erzählen. Sie besteht aus mehreren Kapiteln. Derzeit befinden wir uns im Spannungsbogen ganz oben und niemand weiß wie es ausgeht. Aber beginnen wir von vorne.
Kapitel 1: Eine alte Küche
Vor genau 10 Monaten zog ich in diese Wohnung ein. Sie wurde mit einer baufälligen Einbauküche vermietet, wo zwar alles funktioniert, aber das Auge nicht grade paradiesische Wunder zu sehen bekommt. Risse und abblätternde aufgeklebte Holzmaserung am Mobiliar noch und nöcher.
Der alte E-Herd mit den eisernen Kochplatten sollte zum Einzug noch durch einen modernen Herd mit Ceran-Kochfeld ersetzt werden. Das war zum Einzug noch nicht passiert, aber wenige Tage später erklärte mir der Vermieter freudestrahlend, dass er einen neuen Herd käuflich erworben habe. Freudig fragte ich, ob ich ihm beim Einbau jetzt gleich helfen könnte. „Wie, jetzt? Nein, ich denke ich bringe den Herd am Montag ins Haus, so lange kann er im Auto stehen bleiben.“ Ja, da war ich zu optimistisch. Wieso nicht neue Geräte gleich einbauen und verwenden? Dafür sind sie ja schließlich da. Nein, besser noch reifen lassen.
Im Laufe der Woche wurde der neue Herd ins Haus gebracht und im Flur abgestellt. Da stand er. Lange. Eine Woche, einen Monat, mehrere Monate. Nachdem der Vermieter immer wieder gesagt hatte, dass er „in den nächsten Tagen“ vorbeikommt, um ihn einzubauen, sprach ich ihn ziemlich genau ein halbes Jahr nach meinem Einzug nochmal darauf an. Da hatte er dann offensichtlich grade etwas Motivation über und nach einer Stunde war das Teil eingebaut.
Das mit dem Herd war jetzt nur eine Anekdote nebenbei, die mit der jetzigen Geschichte nichts zu tun hat, ich wollte nur verdeutlichen, wie der Hase hier hoppelt. Jetzt gehts aber los.
Kapitel 2: Auf der Suche nach dem Stromfresser
Nach wenigen Monaten in der Wohnung überprüfte ich den Stromzähler und wurde mit einem immensen Stromverbrauch in meiner Wohnung konfrontiert. Als einzelstehende Person sollte der ja eigentlich nicht so hoch sein. Ich gab also beim Stromanbieter einen für einen Singlehaushalt maximal angenommenen Wert an (Computer läuft ja oft) – über diese traurige Geschichte hatte ich schon separat berichtet. Diesen Jahreswert hatte ich allerdings beinahe schon nach einem halben Jahr verbraucht. So ging ich denn auf die Suche nach dem bösen Stromfresser. Schnell fiel mein Blick auf den Kühlschrank. Er war alt und hässlich. Wie alt genau weiss ich nicht, aber sehr hässlich und somit sehr alt. Er stand in einem Pressspan-Einbauschrank auf einer Zwischenebene, darunter ein separater Eisschrank im selben Einbauschrank. Wieviel die beiden verbrauchen konnte ich natürlich nicht wissen, aber ich war kurz davor meinem lieben Bruder seine neue, moderne, ungenutzte Marken-Kühl-Gefrierkombi abzukaufen.
Dann bemerkte ich den riesigen Boiler in meinem Badezimmer. Ok, bemerkt hatte ich ihn schon vorher, aber ich machte mir nun erstmals richtig Gedanken darüber und recherchierte. Ein Boiler ist also so ziemlich die teuerste Möglichkeit für Warmwasser, die man haben kann, denn das läuft komplett über Strom. Und mir fiel auf, dass die Vormieter die Wassertemperatur offensichtlich immer auf Maximal stehen hatten, also quasi brühend heiss. Manchmal frage ich mich, was mit den Menschen nur los ist. Und ich frage mich wieso ich so doof war und Monate brauchte, um das zu bemerken. Gut, ich stellte die Wassertemperatur auf 40° runter, mehr braucht man ja eigentlich nicht, und versuchte, die Heisswassernutzung zu beschränken. Seitdem habe ich noch nicht geschaut, wie sich der Stromverbrauch geändert hat, dachte aber, damit sollte einiges schon reduziert sein. (Nachtrag 2 Stunden später: habe nachgeschaut, das Boiler runterdrehen hat pro Monat durchschnittlich 1/4 Stromverbrauch gebracht, sprich 25% weniger jetzt. Erfolg!)
Kapitel 3: Zurück in die Küche
Soweit so gut. Am 20. Juli 2013 nun tat ich etwas, was man sonst nicht tut. Normalerweise sieht man seinen Kühlschrank von außen, öffnet ihn und schaut rein, um was rauszunehmen oder reinzutun. Ich öffnete ihn nun und schaute auf die Gummidichtung an den Rändern. Ich bekam einen Schreck. Die Dichtung war auf beinahe gesamter Länge eingerissen. Sie schimmelte und war nass, auch außen an der Tür des Kühlschranks befand sich einiges an Wasser. Richtig dicke Tropfen – siehe Bilder (in meiner Empörung musste ich natürlich alles dokumentieren).
Dieser Kühlschrank ist undicht. Das ist nicht nur eine Deluxe-Stromverschwendung, sondern auch nicht gerade gesund: Schimmel in nächster Nähe zu den leicht vergänglichen Nahrungsmitteln. Umgehend ging ich zum Vermieter, um das anzumelden. Er kam auch umgehend mit zu mir, um sich das anzuschauen.
„Mhh, das sieht ja nicht gut aus. Aber kaputt ist das nicht. Schließt ja noch. Vielleicht passiert das mit dem Wasser wenn Sie mal was Kaltes in den Kühlschrank stellen. Aber gut dass Sie Bescheid sagen.“ Bei offener Kühlschranktür referierte er dann 5 Minuten über die Beschaffenheit des Kühlschranks in seiner eigenen Wohnung. Und dann bewegten wir uns alle ca. 7,5 Minuten etwa einen Meter zurück Richtung Tür. Warum auch immer kam er erst auf Verkehrsrecht und unnötige Ampeln zu sprechen. Er ging dann über auf seine berufstätitge Zeit als Statiker und wie sein Studium so war. Zwischen Tür und Angel ging es noch um behördliche Schwierigkeiten bei der Einfuhr seiner thailändischen Freundin nebst kleinem Sohn nach Deutschland, und um die Preispolitik der Lufthansa. Dabei hatte ich außer „mh, ja, ja, genau, richtig“ keine Anreize geboten …
Immerhin – Redeattentat: überlebt!
Aber zurück zum Kühlschrank. Also sorry, aber wenn sich außen Kondenswasser oder so bildet und dabei die Dichtung offensichtlich kaputt ist, dann ist das doch nicht normal. Wieder einmal liebäugelte ich mit der schicken Kühl-Gefrierkombi meines Bruders, ließ es dann aber auch erstmal sein, um zunächst zu entscheiden, ob ich meinen Master hier in Heidelberg machen will oder vielleicht doch eh demnächst wieder umziehe.
Kapitel 5: Showdown
Gestern morgen betrat ich die Küche und bemerkte eine bräunliche Pfütze Wasser, die unter den beiden Küchenschränken neben dem Kühlschrank hervorwasserte. An dieser Stelle direkt unter dem Schrank hatte ich zu meinem Einzug schon was Rostartiges bemerkt, aber mir keine Gedanken darum gemacht.
Merkwürdig, weil die Wasseranschlüsse auf der anderen Küchenseite sind. Woher kommt also das Wasser? Dabei bemerkte ich auch massiv Schimmel an den Schränken, die eine Woche vorher beim Staubsaugen noch nicht da waren. Also wieder hoch zum Vermieter und den wieder in die Wohnung geschleppt. „Oh“, sagte er. Ein unheilschwangeres „Oh“, das nach „Oh, wo kommt das Wasser her? Das muss ja was Größeres sein…“ klang, was mir aber selbst klar war eigentlich.
Er schraubte zunächst die Sichtleisten unter den Schränken direkt über dem Boden ab. Sie waren komplett durchnässt, aufgequollen und auf einem kurzen Stück von 10cm Länge wucherte weißer Schimmel etwa 5 cm hoch. Ja, das ist widerlich. Kommt noch besser.
Anschließend verschoben wir den Kühlschrank, um an die beiden Küchenschränke zu kommen. Wir entdeckten Unerfreuliches.
- Die Wand dahinter war bis Scheitelhöhe völlig durchnässt und verfärbt. Siehe Bild. Die Tapete war entweder leicht abzuziehen oder klebte bereits an den Rückseiten der Schränke (die offensichtlich zu dicht an der Wand standen).
- Die Rückwände der Schränke ähneln einem Waldboden. Schwarz, grün und Tapete. Auch zwei ein cm hohe schwammartige Pilze haben sich darauf gebildet. Jedenfalls völlig durchnässt und nicht mehr brauchbar. Von außen war das nicht zu sehen, da die Schrankinnenseite mit diesem Maserungsersatzzeugs aus Plastik beklebt war. Es ist wirklich erfreulich, seit 10 Monaten in einem solchen Biotop zu leben.
Immerhin sah der Vermieter sofort ein, dass so ein Schaden nicht in kurzer Zeit entsteht und bescheinigte mir meine Unschuld an der Sache. Die Ursache muss schon lange vor meiner Zeit aufgetreten sein. Aber wo hatte das Elend seinen Ursprung?
Auf der anderen Seite der Wand ist das Bad und dort befinden sich auch die Wasseranschlüsse und -abflüsse. Da muss also was undicht sein. Der Vermieter klopfte nun die Wand von allen Seiten mit irgendeinem Feuchtigkeitsmessgerät ab und prüfte auf der anderen Seite die Wasseranschlüsse im Bad. Nach einiger Zeit kam er zu mir und meinte, er findet die Ursache nicht. Wir lassen alles so stehen, die Wand soll abtrocknen und mit der Zeit sieht man dann ja, wo eine Stelle nass bleibt. Erfreuliche Aussichten. Aber gut, was soll man machen..
Zum Glück hatte er wenigstens eingesehen, dass die Rückwände der Schränke ausgewechselt werden müssen. Ich hätte die Teile als Ganzes auf den Sperrmüll geworfen, aber darunter leidet ja die Gesamtoptik der Küche (erwähnte ich, dass die Gesamtoptik äußerst runtergekommen ist?), daher wolle er nur die Rückwände demnächst austauschen.
Während ich mir meinen abendlichen Salat zubereitete, machte ich zwei weitere Entdeckungen.
- Die Stabilität der weggeschobenen Küchenschränke hatte gelitten. Wenn man deren Tür aufmacht, kippen sie nach vorne um. Gut, ich hab das natürlich gemerkt, als ich davor stand und die Tür aufmachte und konnte das Unglück verhindern, aber dennoch erwartete ich irgendwie ständig einen Schrankangriff aus dem Hinterhalt, wenn ich mich umdrehte..
- Auch die Stabilität des Kühlschranks hatte gelitten. Bzw. der untere Teil des Einbauschranks war ok, aber irgendwie war die Zwischenplatte, auf der der Kühlschrank stand, auf der linken Seite einige cm nach unten gerutscht und stand nun auf dem Eisschrank – der Kühlschrank war damit deutlich schief und ich musste die Tür gut festhalten, damit sie sich nicht selber aus den Angeln dreht.
Man kann sich ja mit allem arrangieren.
Kapitel 6: Noch mehr Showdown
Wegen dem schiefen Kühlschrank ging ich heute wieder zum Vermieter. Ich will ja nicht, dass wegen der Schieflage irgendwelches Wasser nicht mehr ordnungsgemäß gepumpt werden kann und der Kühlschrank einen Herzinfarkt erleidet, der mir zuzuschieben wäre. „Oh“, sagte er wieder. Und begann, Kühlschrank und Eisschrank aus dem Einbauschrank rauszuholen. Ich schaute mir das Ergebnis hinterher an.
Erkenntnis a: Ich hatte recht. Ein Kühlschrank mit defekter Dichtung, Schimmel an der Dichtung und Wasser außen dran ist nicht dicht. An den Ecken steht der Kühlschrank beinahe einen cm weit offen. Hatte ich erwähnt, dass ich einen zu hohen Stromverbrauch habe?
Erkenntnis b: Das aus dem Kühlschrank austretende Wasser tröpfelte langsam aber sicher immer wieder auf die Kanten des Einbauschranks, so dass das Holz völlig aufweichte und der Schrank sich sozusagen selbst kompostierte, dadurch ist dann durch das Verrücken des Schrankes das ganze Ding im Grunde zusammengekracht. Am Liebsten würde er den Einbauschrank ja wegwerfen, sagte der Vermieter. „Aber die Gesamtoptik…“!! Er will nun versuchen, das elende Ding zu reparieren. Aber immerhin meinte er, dass ein neuer Kühlschrank herkommt. Ganz offensichtlich ist er kaputt. Wer hätte das gedacht. Er erzählte mir bei dieser Gelegenheit, dass er ihn vor 15 Jahren gebraucht zusammen mit der Küche gekauft hätte. Dazu gebe ich kein Kommentar ab und denke nur noch an die Strompreise und uralte Kühltechnik.
Kapitel 7: Kausalkette?
In meiner Küche kommt unter einem Küchenschrank, 1m entfernt vom Kühlschrank, eine braune Pfütze hervor. Erwiesenermaßen ist der Kühlschrank undicht. Kann man 1+1 zusammenzählen? Würde ich nicht unbedingt. Ich würde sagen, der Kühlschrank ist Schuld daran, dass der Einbauschrank zu nasser, zusammenklebender Holzspäne verarbeitet wurde (und ich unnötig viel Strom zahle). Aber fabriziert er regelrecht Pfützen? Wieso steigt das Wasser hinter den beiden Küchenschränken an der Wand dermaßen hoch, nicht aber direkt hinter dem Kühlschrank?
HABE ICH ETWA ZWEI WASSERSCHÄDEN IN MEINER KÜCHE? Halleluja. Oder es ist doch nur ein auslaufender Kühlschrank, Schränke zu dicht an der Wand und jede Menge Kondensation durch heisse Temperaturen draußen?
Aktuell ist die Lage so, dass der Vermieter in der Küche Ursachenforschung betreibt und versucht herauszufinden, warum nun die Wand so nass ist. Kühlschrank und Eisschrank stehen irgendwo herum, genau wie meine Sachen, die eigentlich IM Kühlschrank und Eisschrank sein sollten.
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