Mein letzter Beitrag ist schon eine ganze Weile her, deswegen wollte ich mich hier mal mit einem kleinen Teaser zurückmelden :D Nachdem ich auf der Gamescom letzte Woche endlich Kingdom Come – Deliverance angespielt habe, befindet es sich jetzt schon in meiner Spielebibliothek auf Steam. Fünf Spielstunden sind für so ein Spiel ein bisschen wenig, um schon fundiert was drüber zu schreiben. Deswegen nur ein kurzer Teaser-Beitrag, in der Hoffnung auf was Größeres in nicht allzu ferner Zukunft!
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Kingdom come – Deliverance ist ein Mittelalter-Rollenspiel. Formal ähnelt es auf den ersten Blick großen Klassikern wie Skyrim und The Witcher: Unser Held reitet stolz durch eine vorindustrielle Landschaft, schlägt sich mit Banditen herum und besucht edle Damen in zugigen Burgen. Im Gegensatz zu den Fantasy-Settings von Elder Scrolls, Witcher und Gothic möchte Kingdom Come – Deliverance aber die Spielwelt so darstellen, wie sie tatsächlich zu Beginn des 15. Jahrhunderts war. Ohne Drachen, ohne Magie und ohne Zauberformeln. Waaaaas, das geht?!
Historisches Rollenspiel
Ja, geht. Kingdom Come – Deliverance setzt auf historische Persönlichkeiten, wie etwa König Sigismund, thematisiert die (damalig) aktuelle politische Lage und etwa auch das Kirchen-Schisma (mehrere Päpste stritten sich darum, wer nun der richtige Papst ist) und versucht den Spieler in eine Position zu versetzen, in der es nicht so einfach ist, seinen sozialen Stand zu verlassen.
Denn unser Charakter ist Heinrich, der Sohn eines Schmiedes in dem kleinen böhmischen Nest Skalitz. Er kann nicht schreiben und lesen, hat von der Welt nichts gesehen und soll als Angehöriger eines niederen Standes auch kein Schwert tragen. Gleich zu Beginn beteiligt sich unser Heinrich daran, zusammen mit seinen halbstarken Freunden Mist auf das weißgetünchte Haus „des Deutschen“, eines im Dorf ungeliebten Ausländers zu werfen. Bis der Büttel kommt und die Bande vertreibt.
Essen und Schlafen ist ein Muss!
Die Helden aus den oben genannten großen Fantasy-Open World-Knallern sind wahre Maschinen. Sie brauchen keinen Schlaf und Essen macht sie temporär stärker, sie rennen unermüdlich durch das ganze Land. Das kann unser Heinrich in Kingdom Come – Deliverance aber nicht. Bei der Entwicklung des Spiels arbeitete in Vollzeit eine Historikerin mit, die ein Auge darauf hatte, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Ein Traum! (Als Historiker an einem Spiel mitzuwirken – aber auch viel Verantwortung…)
Die Wege sind jedenfalls weit und Heinrich muss schlafen und essen. Das bedeutet, er muss Proviant einpacken und sich gelegentlich ausruhen, während er von Dorf zu Dorf reist und dabei auch wunderschöne Sühnekreuze und Bildstöcke am Wegesrand passiert :D Das gibt dem Spiel eine besondere Tiefe: Das Gefühl, nicht als allmächtiger Held über allen Umständen zu stehen, sondern den Regeln des Lebens unterworfen zu sein. Denn die Welt war früher tatsächlich „größer“! Nicht jeder hatte ein Pferd. Reisen zu Fuß dauerte lang und war anstrengend. Niemand lief mal einfach zum Spaß irgendwohin, und Reisen mussten sorgfältig geplant werden.
Toll finde ich bei Kingdom Come – Deliverance auch den Kodex, eine Art Mini-Wikipedia im Spiel, in der wir Hintergrundinfos über Personen, Politik und Fragen des alltäglichen Lebens nachlesen können. Ich bin sehr gespannt darauf, in Böhmen mehr zu erleben und zu schauen, wie tief die historische Umsetzung tatsächlich geht.
Debatten um Diversität
Ich habe mich damit noch nicht eingehend beschäftigt, hörte aber, dass es auch Kritik am Spiel gibt. Die historische Realität sei nicht genau genug abgebildet gewesen, da im Spiel keine Schwarzen zu finden wären. Darüber möchte ich mir jetzt noch kein Urteil bilden – ich habe dazu keine Quellen gesichtet. Während meines Studiums der Mediävistik (unter anderem) sind mir keine reich blühenden schwarzen Gemeinschaften in den Landstrichen des Heiligen Römischen Reichs untergekommen. Juden – klar, immer und überall. Auch Ausländer, etwa aus Italien oder vielleicht auch aus den arabischen Ländern, könnten in größeren Städten anzutreffen gewesen sein.. Aber Schwarze? Mir persönlich ist das wirklich neu.
Aber um das genauer beurteilen zu können, muss ich erst tiefer in die Materie eintauchen und mich informieren, ob an der Kritik etwas dran ist oder nicht.
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