Habe es vor wenigen Tagen auf 11,99 € runtergesetzt bei Steam entdeckt und nach einer dreiminütigen Recherche zum Spielinhalt und zu den Rezensionen dazu gleich gekauft. Es handelt sich um ein Indie-Spiel, hinter dem also keines der großen Entwicklerstudios steht. Dementsprechend unbekannt ist es auch. Release war im Februar 2016.
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Um was geht es in Firewatch?
Firewatch beginnt mit ein paar rein textlich präsentierten Rückblenden. Wir erfahren, dass unser Charakter Henry heißt und wir bekommen mit, wie er Julia kennenlernt, die er später auch heiratet. Es wird gestritten, versöhnt, diskutiert, mit Hund Gassi gegangen – und dann läuft gründlich was schief. Henry flieht aus dem Alltag und nimmt einen Sommerjob in einem Nationalpark in Wyoming an: Als Feuerwächter (oder wie man Firewatch eben übersetzen mag). Hier beginnt dann das eigentliche Spiel.
Henry kommt am Park an und wir steuern ihn in Ego-Perspektive (man sieht im ganzen Spiel wirklich nur Henrys Hände) zu seinem Aussichtsturm mitten im Park. Hier soll er abgeschieden von der Welt den Park beobachten und eventuelle Feuer im Park melden. Klingt langweilig? Ist es auch, daher hat er den Job wohl auch angenommen. Wenn da nicht das Funkgerät wäre.. :D
Enorm gute Dialoge
Als Henry in seinem Turm ankommt, findet er ein Walkie Talkie vor. Damit kann er die erfahrene Wächterin Delilah, seine Chefin, kontaktieren, die im einige Kilometer entfernten Turm sitzt. Delilah weist Henry, also uns, ein und erteilt uns Aufträge. Auch einige Tipps hat sie auf Lager.
Aber sie ist weit mehr als nur ein „Questgeber“, denn nach und nach reden die beiden auch mehr miteinander. Während Henry im Park herumläuft, steht er fast ständig mit Delilah in Verbindung, sie erzählen sich Geschichten aus ihrem Leben und lernen sich kennen und mögen. Wir müssen allerdings aktiv auf Delilahs „Anrufe“ antworten – tun wir das nicht, entgeht uns ein Dialog – und haben fast immer die Wahl aus mehreren Antwortoptionen, so dass wir Henry ein wenig persönlicher gestalten können. Ob sich durch die unterschiedlichen Antworten aber die Geschichte anders entwickelt und beispielsweise unterschiedliche Enden ermöglicht, weiss ich bisher nicht.
Die Funkgespräche zwischen Henry und Delilah sind (auf englisch, deutsche Untertitel muss man aktivieren) komplett vertont, und zwar richtig richtig gut. Die beiden Sprecher haben sich viel Mühe gegeben, man hört ihnen ihre unglaublich passend vermittelten Emotionen wie Belustigung, Wut, Angst, Neugierde, Bedauern und und und wirklich an. Das wird niemals langweilig – zumindest für mich gab es keinen Moment, in dem ich dachte „blablabla, nerv mich nicht, kann man den Scheiss überspringen?“. Und es handelt sich nicht um kindgerechte FSK12-Sprache: Es wird schon ziemlich ordentlich geflucht (Jesus Christ, goddamn, dick, fuck!, what the hell).
Übrigens spricht Delilah auch gern einfach so drauflos. Es kann passieren, dass Henry ein paar Minuten in den letzten Minuten irgendeinen idyllischen Weg entlangläuft, und auf einmal meldet sich Delilah mit den Worten „Hey, ich habe nochmal darüber nachgedacht, was du gesagt hast, …“.
Eigentlich wird die gesamte Story in Firewatch ausschließlich über diese Dialoge transportiert.
Apropos Story… Die Handlung!
Bis jetzt klingt das ganze mehr wie ein Hörspiel, oder? Ja, weil diese Dynamik und Henry und Delilah einfach das tragende Element des Spiels ist. Aber tatsächlich gibt es auch eine Story und wir laufen nicht planlos im Park herum. Kurz nach der Ankunft am Beobachtungsturm schickt Delilah Henry los, damit er ein verbotenes Feuerwerk im Park inspiziert. Und damit beginnen ein paar merkwürdige Vorgänge. Nach und nach kommt man einem Geheimnis auf die Spur und man merkt, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist im Parkidyll.
Mich hat die Geschichte sehr gefesselt und ich war immer sehr gespannt, wie es denn nun weitergeht.
Spielatmosphäre
Die Grafik ist in einer Art Comic-Stil gehalten, aber dank der Lichteffekte und schönen Animationen sehr atmosphärisch. Zu unterschiedlichen Tageszeiten präsentiert sich der Park in völlig unterschiedlichem Licht. Die Screenshots sind Gameplay-Shots direkt aus dem Park, trotz des wie gezeichnet wirkenden Looks ist die Spielwelt komplett in 3D begehbar.
Wir orientieren uns ausschließlich mit einer Karte des Parks und einem Kompass, ansonsten ist unser HUD komplett leer – das tut dem Spiel auch sehr gut. Zu langweilig wäre es, einfach einem Pfeil auf der Minimap zu folgen. Auf diese Weise müssen wir öfters die Map studieren und uns drehen, um zu schauen, wo welche Himmelsrichtung ist.
Neben der hervorragenden Sprachvertonung ist auch die sonstige Geräuschkulisse sehr passend: Wind, Vögel und Insekten, Rascheln im Gebüsch und Geräusche, denen wir folgen müssen.. Auch das trägt einiges dazu bei, dass wir uns wirklich mitten in einen Park versetzt fühlen.
Empfehlung
Vier Spielstunden sind wirklich sehr wenig. Aber diese vier Stunden machen wirklich Spaß – oft genug ist es mir passiert, dass ich einfach nur herumstand und mit Delilah gesprochen habe, statt das zu machen, was ich eigentlich machen sollte :D Bis kurz vor Schluss ist auch nicht klar, was uns am Ende erwarten wird.
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