Gestern abend haben wir uns Rogue One, den neuen Film aus dem Star Wars-Universum im Kino angeschaut und nun schreibe ich ein ganz kurzes, natürlich spoilerfreies Review zum neuesten „Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxie“-Spektakel.
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Zunächst ein wenig Kritik am Konzept
Grundsätzlich finde ich zu viele Fortsetzungen noch immer nicht gut. Auch zig Auskopplungen, wie sie sich nun auch für Star Wars anbahnen, finde ich nicht gut. Im Artikel Star Wars-Ableger landet Erfolg in den Kinos vom 1.01. der FAZ liest man:
Der neue Film „Rogue One“ war für Disney zumindest auch ein kleines Wagnis. Es ist der erste Kinostreifen aus dieser Science-Fiction-Welt, der nicht zur großen Reihe gehört, sondern mit neuen Charakteren eine Zwischenhandlung zeigt. Das passt einerseits zu Disneys Strategie, die Idee so umfangreich wie möglich zu kommerzialisieren.
Mir gefällt die Vorstellung nicht, Teil einer Zielgruppe zu sein, für die man nichts Neues wagt und die keinen wirklichen Mehrwert von einem Produkt hat, zB. durch anspruchsvolle Storykonzepte (siehe z.B. jüngst The Arrival). Stattdessen bekommt man mit Konzepten, die „schon immer“ funktioniert haben, Massenware vorgesetzt, die sich nur aufgrund des Namens verkauft.
Aber naja. Disney weiß eben, wie man ein Produkt konzipieren muss, das sich gut verkauft: indem man den Leuten eben durchaus das zeigt, was sie sehen wollen. Eine Mogelpackung ist der Film jedenfalls nicht.
Ansiedlung von Rogue One im Star Wars-Universum
Rogue One ist zwischen der „neuen“ Trilogie und der „alten“ Trilogie angesiedelt. Der Film setzt zeitlich gesehen unmittelbar vor dem ersten Star Wars-Film, also Episode IV – Eine neue Hoffnung, an. In Ep. IV wird erwähnt, dass es den Rebellen gelungen ist, die Baupläne des Todessterns – der Superwaffe des Imperiums – zu besorgen. Auf Grundlage der Baupläne kann eine Schwachstelle im Innern des Todessterns ermittelt werden. Damit können nun unsere Rebellen um Luke Skywalker, Han Solo und Prinzessin Leia (R.I.P. ..) den Angriff auf diese riesige Kampfstation wagen. Der Rest ist 40 Jahre alte Kinogeschichte.
Jedenfalls geht es in Rogue One um den Diebstahl ebendieser Baupläne. Wie genau die Rebellen an die Pläne kamen, wurde in Ep. IV nämlich nie erwähnt, so dass man hier also gewissermaßen Plot nachfüllen konnte. Das macht auch durchaus Sinn, und am Ende des Films läuft alles auf den Beginn einer der epischsten Kinogeschichten der Welt zu.
Nichts Neues in der weit, weit entfernten Galaxie
Star Wars-Fans kommen sicherlich auf ihre Kosten, es gibt
- Sturmtruppen
- Weltraumschlachten
- Bodenschlachten
- AT-AT-Walker
- vorlaute Droiden
- viel Blastergekrache
- gebetsmühlenartiges Gefasel über die Macht
- merkwürdige Aliens
- natürlich die Rebellenallianz im ewigen Kampf gegen das Imperium
Auch manche Bekannte aus der „alten“ und sogar aus der „neuen“ Trilogie treten in Rogue One auf. Teilweise hat man allerdings mit Hilfe von CGI-Trickserei nachgeholfen (immerhin sind die Originale uralt oder tot).
Charaktere im Vergleich
Der Fokus der Handlung liegt allerdings auf neuen Charakteren. Etwas unglücklich bin ich darüber, dass sich die Charaktere und die Story (außer in der „neuen“ Trilogie – die macht alles anders) immer irgendwie ähneln:
- ein verlorenes Kind wächst nicht bei seiner Familie auf
- es kommt auf einmal durch irgendwelche Zufälle oder familiäre Vorherbestimmung (Rey aus Ep. VII ist doch mit Sicherheit mit der Sippe verwandt!) in Kontakt mit der Rebellion
- und steigt voll in den Kampf ein
- dabei kommt dann irgendein ruppiger Captain und ein Droide zur Hilfe
- auch der Todesstern ist immer irgendwie mit von der Partie in dieser oder jener Form
Zitieren, zitieren, zitieren!
Ich war nie Freund der „neuen“ Trilogie – auch, weil die sich so wenig nach Star Wars anfühlt. Die beiden jüngsten Filme zitieren aber schon übergenau die „alte“ Trilogie. Sie zeigen immer wieder Anspielungen darauf, damit auch der resistenteste Fan Pippi in den Augen hat. Da finde ich es schon fast ein wenig bitter, dass man sich nicht mal was anderes traut. Eben so wie in der 90er Jahre „neuen“ Trilogie um die Geschichte um Anakin Skywalker, die sich eher mit politischen Verstrickungen befasst, als mit dem ewigen Kampf von Waisen/Findelkind gegen Imperium.
Die „neue“ Trilogie kam damals nicht gut an, weil man die geliebte „alte“ Trilogie nicht darin sehen konnte. Die beiden ganz neuen Filme, dh. Ep. VII – Das Erwachen der Macht (2015) und jetzt Rogue One bügeln diesen Fehler sozusagen mit Hilfe eines Eisens vom Format des Todessterns wieder glatt. Es scheint, als hätten die Produzenten wahnsinnige Angst davor, dass irgendjemand aus dem Kinosaal gehen könnte, ohne eine Anspielung auf die „alte“ Trilogie gesehen zu haben. An allen Ecken und Enden knallt einem die „alte“ Trilogie entgegen. So sieht man zweimal (!) die aus Ep. IV bekannte Szene, in der auf dem Mond der Rebellenbasis eine Wache zusieht, wie über dem Dschungel ein Raumschiff abhebt. Ja, man hat es verstanden!
Charme gesucht!
Meiner Meinung nach schafft es kein neuer Star Wars-Film, an den Charme der „alten“ Trilogie anzuknüpfen.
Es fehlt an so vielem: Trotz sich ähnelnder Charaktere kommt niemand an einen ruppigen, aber coolen Han Solo heran, in den man sich einfach verlieben muss. An eine Prinzessin Leia, die einerseits so charmant und diplomatisch feinfühlig ist und andererseits ohne mit der Wimper zu zucken den Blaster schwingt. Ein naiver Luke Skywalker voller Tatendrang, der ständig mit dem Kopf durch die Wand will und dem man die Welt erst erklären muss.
Und es fehlt ein würdiger Gegenspieler vom Format eines Darth Vaders! In Rogue One scheint nicht eine einzelne Person das Böse darzustellen, sondern das fiese Imperium als Ganzes, repräsentiert durch vor allem zwei hohe Offiziere (keiner der beiden bringt wirklich eine angsteinflößende Aura mit) und ihre Superwaffe, den Todesstern.
Das Problem des immer gleichen Musters
Es fehlt auch eine Atmosphäre des Staunens: All diese fremdartigen Aliens und ihr merkwürdiges Gegrunze, Geklacker und Gekrächz! Dieses zauberhafte Durcheinander aus Stadtgedrängel, Prinzessinnen, Jedi-Rittern und dem bösen schwarzen Mann! Ja, alles kommt in Rogue One – teilweise stark reduziert – vor, aber es ist nicht neu, sondern nur ein Abklatsch. Was uns früher zum Staunen brachte, bringt uns heute zum Nicken. Ahja, diese Szene. Ahja, jene Anspielung. Ahja, das Stadtgedränge. Ah, da ist ja das Alienschachspiel.
Offenbar traut man sich keine großen Neuerungen zu, man kann aber den Fans auch nicht exakt das Original vorsetzen. Daher verfolgt man dieses Konzept: Möglichst wenig anders, aber auch nichts ganz gleich. Man merkt leider einfach die Intention dahinter.
Trotzdem gut
Ja, ich mecker wieder viel – aber wie bereits oben erwähnt, finde ich Rogue One nicht schlecht. Die Handlung passt gut in die Geschichte rein und erweitert sie sinnvoll. Wer Star Wars erwartet, der bekommt hier auch Star Wars. Aber eben auch nichts anderes, und schon gar keine neuen Ideen.
Insgesamt scheint der Film bei den Kritikern ziemlich gut anzukommen, aber nicht jeder lobt ihn in den Himmel.
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WTF-Momente
Es bleiben natürlich auch ein paar merkwürdige Konzepte und Szenen.
So schiebt ein kleines Raumschiff einen manövrierunfähigen, riesigen Sternenzerstörer in einen anderen Sternenzerstörer. Dabei gehen nicht nur die beiden Großkampfschiffe, sondern auch das planetare Verteidigungssystem über den Jordan.
Oder die Jagd nach Daten auf einer massiven Festplatte – eine Festplatte, gelagert in einem riesigen Serverturm, die man manuell entfernen muss, um die Daten zu bekommen! Nur, um sie dann doch wieder in ein Terminal zu schieben und mit Hilfe einer per Hand zu justierenden Riesenantenne und eines wahrhaft überdimensionierten mechanischen Hebels kabellos zu verschicken.
Im luftleeren Raum wehende Umhänge und völlig sinnfrei durch Helme und Uniformen hermetisch abgeriegelte Brückenoffiziere.. Naja, hier sieht man eben den Rückgriff auf dieses merkwürdige Zusammentreffen von hochmoderner Science-Fiction-Vorstellung und riesiger, sperriger Computertechnik vom Ende der 70er Jahre. Das macht Star Wars ja auch aus <3
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